Raben (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die dreiteilige Dorfkirche in Raben aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigt eine unterschiedliche Mauerwerksausführung von Chor/Apsis und dem Schiff. Die Innenausstattung ist wirklich sehenswert (Barockaltar und -kanzel, Ausmalung). Die kleine rundbogige nischenartige Blende knapp über Niveau in der Nordseite des Chors entzieht sich bisher einer sinnvollen Deutung.

Lage der Kirche: Raben liegt 12 km südlich von Belzig. Das Historische Ortslexikon für Brandenburg bezeichnet den Ort als Gassendorf.

Ortsgeschichte: Rabenstein ist ein typisch deutscher Burgenname. Unter der Burg entstand ein Burgflecken, der bis ins 16. Jahrhundert ebenso hieß. Er wurde dann zu Raben verkürzt (Fischer, 1970). In einer Urkunde von 1388 wird der Ort als "in deme Stetchin czum Rabenstein" bezeichnet, ebenso im Jahre 1482. 1591 hatte der Ort 38 Hufen, darunter waren aber auch 22 wüste Hufen der wüsten Feldmark Wulkow. Unter den 16 Dorfhufen hatte der Pfarrer zwei Pfarrhufen (in Raben).

Baustruktur: Die Kirche besitzt eine dreiteilige Baustruktur mit Schiff (13,20 m lang, 10,20 m breit), eingezogenem Chor (8,4 m lang, 8,4 m breit) und Apsis (6,20 m Breite, 3,10 m Auswölbung). Im Mauerwerk sind zwei deutliche Bauphasen zu erkennen: Apsis, Chor und östliche Teile des Schiffs einerseits sowie der Rest des Schiffs andererseits. Die deutliche Baunaht zwischen den beiden Bauabschnitten treppt nach Westen ab. Die Kirche weicht mit magnetisch gemessenen 18° nach Südosten relativ stark von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Apsis, Chor und östlichste Teile des Schiffs zeigen eine lagige Ausführung des Mauerwerks mit nur mäßig gut gequaderten Feldsteinen und dünnen Zwischenlagen aus Feldsteinscherben. Der größte Teil des Schiffs hat dagegen ein Mauerwerk aus gut gequaderten Feldsteinen ohne Zwischenlagen. Der Ostgiebel des Chores ist unregelmäßig gemauert. An der Südwand beträgt die Mauerstärke ca. 100 cm, ebenso an der Westwand.

Mörtel und Putze: Die Kirche besitzt lediglich einen Fugenputz.

Portale: In der Nordwand des Schiffs befindet sich ein segmentbogiges Portal mit einer breiten Putzfasche. Der heutige Zugang zum Kircheninnern ist durch das segmentbogige Westportal. Es hat ein Gewände aus modernen Ziegeln. Das zugesetzte Priesterportal in der Nordwand des Chors ist rundbogig mit einem Feldsteingewände.

Fenster und Blenden: Das Schiff hat je drei Fenster auf der Nord- und Südseite, die zwar an der Position der ursprünglichen Fenster sitzen, aber gegenüber diesen leicht vergrößert sind. Vor allem wurden die flachen Schrägen beseitigt. Aber auch die Gewände sind mit Ziegeln erneuert und verputzt worden. In der Südwand sitzt unter der oberen Fensterreihe eine weitere Fensterreihe unterhalb der Empore. Diese Fenster sind flachbogig mit einem Ziegelgewände. Der Chor besitzt je zwei Fenster auf Nord- und Südseite. Auch diese Fenster sind ähnlich wie die Schiffsfenster verändert. Die Apsis besitzt drei Fenster; auch diese sind verändert. Das mittlere Apsisfenster ist zugesetzt. Die Gewände des nördlichen und südlichen Apsisfensters sind mit Ziegeln erneuert. In der Nordseite des Chors befindet sich im östlichen Teil der Wand knapp über Bodenniveau eine rundbogige Nische mit Feldsteingewände. Eine Deutung ist nicht bekannt.

Innenbögen: Der Apsisbogen ist leicht spitzbogig. Auch der Triumphbogen ist leicht spitzbogig, ohne Kämpfer. Der Ansatz des Bogens liegt sehr hoch, die Weite beträgt 4,10 m.

Turm: Der Turm ist ein Giebelturm mit einer massiven Westwand aus Feldstein. Der Rest des Turms besteht aus Ziegelfachwerk. Im Glockengeschoß ist auf Nord- und Südseite je eine kleine hochrechteckige Schallöffnung. Die Bronzeglocke im Turm wurde 1741 von Weinhold in Dresden gegossen. Das Turmdach schließt mit Knopf, Windfahne und Stern ab.

Dächer: Chor und Schiff haben Satteldächer und sind mit Dachsteinen in Form von Falzziegeln eingedeckt. Das Halbkegeldach der Apsis hat dagegen eine Eindeckung aus Biberschwanzziegeln. Der Turm schließt mit der Kombination Schweifhaube, achseitige, geschlossene Laterne, Glockenhaube ab. Die Turmdächer sind mit Kupferplatten eingedeckt.

Innenausstattung: Chor und Schiff sind flachgedeckt mit je zwei Längsunterzügen. Die Chordecke ist mit ornamentalen Motiven bemalt. Auch die Apsishalbkalotte ist mit ornamentalen Motiven ausgemalt. Der Fußboden ist mit Ziegeln ausgelegt; diese haben das Format 25 x 12 x ? cm. Der Fußboden des Chors ist um eine Stufe erhöht gegenüber dem Fußboden des Schiffes. Eine weitere Stufe höher ist der Altarbereich in der Apsis. Die hölzerne Kanzel stammt wie die anderen Hauptausstattungsstücke aus der Zeit um 1700; allerdings ist die Bemalung neu. Der Schalldeckel zeigt an seiner Unterseite eine Taube (Heiliger Geist). Der Altaraufsatz aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts ist aus Holz. Im Hauptfeld - flankiert von Säulen - befindet sich das Abendmahlsgemälde; im Aufsatz ein Kreuzigungsbild. Der Aufsatz hat gesägte Wangen und eine Bekrönung mit ausgesägten und bemalten Figuren (Moses, Johannes d. T., Engel, Salvator). Auf der Rückseite sind Inschriften über zwei Renovierungen des Altars von 1858 und 1907 vorhanden. Die Taufe steht im Chorbereich unmittelbar vor dem Altar. Der vergitterte Pfarrstuhl schließt an die Kanzel an und dürfte aus derselben Zeit (um 1700) stammen. Das Gemeindegestühl ist modern. Die Nord- und Südemporen erstrecken sich jeweils über die gesamte Schiffslänge. Außerdem ist an der Chornordseite eine zweistöckige Empore angebracht. Auf der Westempore steht die Orgel. Sie wurde 1882 von Orgelbauer Dinse aus Berlin installiert. 1926 wurde sie von der Firma Schuke wieder instand gesetzt. Eine weitere Reparatur fand 1973 statt. Am nördlichen Teil des Triumphbogens hängt ein Luther-Gemälde.

Außenbereich: An der Nordseite des Schiffs stehen vier alte Grabsteine, ein Grabtein steht an der Nordseite des Chors. Auch in die Nische des zugesetzten Priesterportals ist ein Grabstein eingelassen.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung, der Baustruktur und der Form der Innenbögen (spitzbogig!) dürfte der Baubeginn von Apsis und Chor nach 1230 anzusiedeln sein. Nach einer Bauunterbrechung wurde das Schiff gebaut. Die Baunaht befindet sich auf dem östlichen Teil des Schiffs.
Die Kirche hatte je drei Fenster im Schiff und je zwei Fenster im Chor. Die Apsis hatte drei Fenster. Das Gemeindeportal lag auf der Nordseite des Schiffs, das Priesterportal auf der Nordseite des Chors.
Altar und Kanzel stammen aus dem 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurden auch die Fenster bereits barockzeitlich verändert. Sicher stammt der heutige Turm ebenfalls aus dieser Zeit. Er hatte aber wahrscheinlich einen Vorläufer, wie der mittig hochgemauerte Giebel vermuten läßt. Die nördliche, westliche und südliche Seitenempore im Schiff (sog. Hufeisenempore) sowie die nördliche Empore im Altarraum sind ebenfalls Einbauten aus barocker Zeit. Vermutlich 1858 entstanden die Fenster in der Südwand unter der Empore.
Die Kirche ist 1858 umfassend renoviert worden. Die folgenden Baumaßnahmen wurden durchgeführt: Zumauern einer Fensteröffnung und Vergrößerung von zwei Fensteröffnungen der Apsis, Herausbrechen von drei Fensteröffnungen in der Südwand des Schiffes, Abbruch des Feldstein-Einfassungsmauerwerks der Eingangstür am Westgiebel und Aufführen der Einfassung in Ziegelsteinen, Herausbrechen des Feldstein-Einfassungsmauerwerks der Tür in der Nordwand des Schiffes und Aufführen der Einfassung in Ziegelsteinen, Zumauern des an der Nordseite des Altarraumes mit bearbeiteten Feldsteinen eingefaßten romanischen Rundbogenportals (nach Pfannenstiel).
1906/7 wurde die Kirche erneut renoviert. Von dieser Renovierung stammt die Ausmalung der Kirche. Ein weitere Renovierung der Kirche fand 1952 statt. 1966 wurde die Kirche durch Sturm beschädigt. Die Schäden wurden vor allem 1970 und 1971 beseitigt. Turm, Dach und Verglasung wurden erneuert, elektrisches Licht gelegt und eine Holzsanierung durchgeführt (Mehlhardt).

Vergleiche: Die Dorfkirche in Raben ist eine eigenständige, in den Proportionen kaum vergleichbare Kirche. Die dreiteilige Baustruktur gehört zwar zum häufigsten Typus im Fläming, aber der recht breite und lange Chor wirkt sehr groß im Vergleich zum recht kurzen Schiff. Fast alle dreiteiligen Kirchen mit Apsis besitzen mehr oder weniger deutlich ausgeprägte querrechteckige Chöre. Lediglich die Dorfkirche in Stahnsdorf (im Teltow) besitzt noch einen annähernd quadratischen Chor. Allerdings ist das Schiff dort länger und breiter (16,17 x 11,2 m), und der Chor ist sehr stark eingezogen. Die absoluten Maße des Chors der Dorfkirche Stahnsdorf (6,50 x 6,70 m) sind dadurch sehr viel kleiner. Der Chor der Dorfkirche Raben hat damit Abmessungen (8,40 m x 8,40 m), wie man sie eigentlich nur von Chorquadratkirchen kennt. Bei diesem Kirchentyp ist der Chor meist annähernd quadratisch oder mehr oder weniger deutlich längsrechteckig. Dies ist mit den Stilelementen (spitzbogiger Triumph- und Apsisbogen) als Hinweise auf eine relativ späte Entstehung der Rabener Dorfkirche zu werten (wohl 2. Drittel 13. Jahrhundert). Nach dem alten Dehio/Potsdam soll die Burg Rabenstein nach 1234 erbaut worden sein, ein Baudatum, das im neuen Dehio/Brandenburg nicht wiederholt wird. Allerdings würde dieses Datum zur Dorfkirche Raben recht gut passen.

Bemerkungen: Die Dorfkirche Raben wird in den meisten Publikationen in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Überraschenderweise präzisieren die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" und das "Historische Ortslexikon" ihre Datierungen auf "um Mitte 13. Jahrhundert" oder "Mitte 13. Jahrhundert". Wie üblich in der kunsthistorischen Literatur ist der Grund für diese Spätdatierung nicht angegeben. Die Überlegungen im Abschnitt "Vergleiche" führen dazu, dass wir ebenfalls die Spätdatierung der Kirche favorisieren. Abweichend ist die Datierung der Kirche in Piltz (1975) mit "um 1200".
Unsere Beschreibung ist noch in einigen Punkten unvollständig und soll noch ergänzt werden.

Information und Dank: Ev. Pfarramt Raben

Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.90/1, Jänicke und Witt (1964): Feldsteinkirchen im Fläming, S.140, Piltz (1975), Kunstführer durch die DDR, S.142, Mehlhardt (1976): Märkische Dorfkirchen Teil 30 Raben, Potsdamer Kirche, 31 (v.24.10.1976) (ohne Seitenzählung), Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.336-9, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.29, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.393, Gleiniger (1984), Raben im Fläming, Potsdamer Kirche, 27, v.1.7.1984 (ohne Seitenzählung), Pfannenstiel (1991), Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinere Zeugen christlichen Glaubens, S.15-17, Ibbeken (1999): Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.122, 183, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.21, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.905.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Raben Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig
Dorf-K. Spätrom. Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem quadr. Chor und Apsis, 1. H. 13. Jh. Der quadr. Fachwerk-Dachturm mit massiver WWand, Schweifhaube und 8eckiger Laterne über dem WGiebel. Die Öffnungen im 18. und 19. Jh. erneuert, nur an der NSeite des Chores ein Rundbogenportal (vermauert) erh. Im Inneren Balkendecke; spitzbogiger Triumph- und Apsisbogen. Hufeisenempore sowie n Chorempore 18. Jh. Rest. 1907. Altaraufsatz 1. H. 18. Jh., Holz, im Hauptfeld Abendmahlsgemälde von Säulen flankiert, im Aufsatz Kreuzigungsbild, Wangen und Bekrönung mit ausgesägten bemalten Figuren (Moses, Johannes d. T., Engel, Salvator). Hölzerne Kanzel um 1700, Bemalung neu. Vielleicht gleichzeitig der anschließende vergitterte Pfarrstuhl. An der n Außenwand der K. mehrere Grabsteine 18. Jh.

Dehio/Brandenburg: Raben Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8 Ev. Dorfkirche. Stattlicher spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern, 1. H. 13. Jh., mit eingezogenem, quadratischem Chor und Apsis. Über dem Westgiebel quadratischer Fachwerkdachturm mit massiver Westwand, Schweifhaube und achteckiger Laterne, wohl 18. Jh. Die Öffnungen im 18. und 19. Jh. erneuert, an der Nordseite des Chors ein vermauertes Rundbogenportal. Innen spitzbogiger Triumph- und Apsisbogen; Balkendecke, Hufeisenempore sowie nördl. Chorempore 18. Jh. 1907 rest. einschließlich der Ausstattung; von damals die weitgehend erhaltene reiche Ausmalung mit floralen Motiven. - Hölzerner Altaraufsatz, 1. H. 18. Jh., im von Säulen flankierten Hauptfeld Abendmahlsgemälde, im Aufsatz Kreuzigungsbild, Wangen und Bekrönung mit ausgesägten bemalten Figuren (Moses, Johannes d. T., Engel, Salvator). Hölzerne Kanzel um 1700, Bemalung neu. Vielleicht gleichzeitig der anschließende vergitterte Pfarrstuhl. - An der nördl. Außenwand der Kirche mehrere Grabsteine 18. Jh., darunter zwei aufwendigere für Pfarrer Karl Wilhelm v. Kannen (+ 1742) und für Johanna Elisabeth Kannin, 1739.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Dorfkirche Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis, um M. 13. Jh., der westliche Dachturm aus Fachwerk 18. Jh. Apsis- und Deckenmalerei von 1907. - Altaraufsatz 1. H. 18. Jh., mit Gemälden und ausgesägten bemalten Figuren. Kanzel E. 17. Jh., der vergitterte Pfarrstuhl wohl gleichzeitig. Hufeisenförmige Empore sowie Nordempore im Chor 17./18. Jh. 2 Kelche: Silber vergoldet, um 1730, mit Patene; Zinn, 18. Jh. Schraubkanne, Zinn, 1740. Taufschale, Zinn, 1713. Leuchterpaar, Messing, um 1700. Kronleuchter, Messing, A. 17. Jh. Glocke 1741 von Johann Gottfried Weinhold, Dresden. Außen an der Nordwand Grabsteine von 1737, 1739, 1742 und 2. H. 18. Jh.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis Mitte 13. Jh, der w Dachturm aus Fachwerk 18. Jh.

Jaenicke und Witt (1964): Feldsteinkirche in Raben (Hoher Fläming), 1200-1250. Turm barock um 1700. Fenster in der Barockzeit vergrößert. Inneres. Frühe Gotik um 1250-1290. Altar, Kanzel und Emporen barock.

Mehlhardt (1976): Drei Burgen gibt es im Fläming: Belzig, Rabenstein und Wiesenburg. Wir stehen am Fuße des Rabensteins, im grünen Tal der Plane, genau gesagt im Dorf Raben. "Sie befinden sich hier auf schwedischem Boden", sagt Pfarrer Paul-Gerhard Gleiniger, "denn Sand und Steine, die hier die Landschaft formten, hat die Eiszeit aus Schweden herangebracht. Als die Gletscher abschmolzen, blieb der Schub hier liegen, und so entstand auf schwedischem Grund der Hohe Fläming." Wir lächeln und hören gern zu, wenn Pfarrer Gleiniger weiter aus Vergangenheit und Gegenwart seiner Gemeinde Raben berichtet, denn er erzählt versiert und interessant. Oft halten Sonderbusse vor der Feldsteinkirche, oder Wandergruppen möchten sie besichtigen. Meist ist die Kirche unverschlossen, aber der Pfarrer gesellt sich gern zu den Besuchern, erklärt und sucht seinerseits das Gespräch - ein Gewinn nicht nur für den Besucher, sondern auch für die eigene Gemeinde. Während die Burg Rabenstein zuerst 1248 bzw. 1251 genannt wird, geschah das für den Flecken, der am Fuße der Befestigung entstand, erst 1383. Der Ort hieß zunächst ebenfalls Rabenstein, vom 16. Jahrhundert an führt er den Namen Raben. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert als Feldsteinbau errichtet; in den folgenden Jahrhunderten wurde sie nicht nur sorgfältig erhalten, sondern auch immer wieder weiter ausgestaltet. Betritt man heute das Kirchengrundstück und sieht auf die Nordwand des Gebäudes, so stehen dort aufgereiht eine Anzahl alter Grabsteine, vor allem der einstigen Pfarrersfamilien. So sind die Menschen, die diese Gemeinde einst prägten, uns auch heute gegenwärtig. Bevor wir den Kirchenraum betreten, blicken wir hoch zum mit Zementdachsteinen bedeckten Dach und dem hübschen Turm-Dachreiter, der sich - wie im Fläming oft zu sehen - an den hochgezogenen Westgiebel lehnt, während die übrigen drei Seiten aus Ziegelsteinfachwerk gebaut wurden. Nach Norden und Süden gibt es je eine Luke. Das Turmdach ist mit Kupferplatten gedeckt. Auf diesem Dach erhebt sich noch ein kleineres, achtseitiges, ebenfalls in Ziegelfachwerk errichtetes Türmchen mit je einer Schalluke in alle vier Himmelsrichtungen. Die barocke Haube dieses Türmchens ist auch mit Kupferplatten gedeckt; die Turmspitze mit Knopf, Wetterfahne (Jahreszahl 1906) und einem Stern versehen. Durch den Westeingang betreten wir den Innenraum und wenden den Blick zum Altar. Wir haben eine farbige Bauernkirche vor uns, noch mit Seitenemporen und Patronatsgestühl, wie sie jetzt schon immer seltener zu finden sind. Von der letzten Ausmalung (1907!) her ist der Kirchenraum noch immer "bunt wie eine Brautschmuckschachtel". Die Emporen im dunklen Rot und Graugrün mit grausilbernen Verzierungen, die flache Holzdecke mit sichtbarem Tragebalken in Gras. Die sonstige Ausstattung ist schlicht: ein hölzerner Taufständer, eine einfache Seitenkanzel aus Holz. Der Altar trägt einen barocken Holzaufsatz mit zwei Bildern: das Heilige Abendmahl, darüber Jesus am Kreuz. An beiden Seiten des Aufsatzes befinden sich aus Holz gesägte und gemalte Darstellungen: links Mose, rechts der Evangelist Johannes, oben in der Mitte eine Darstellung des Auferstandenen mit Siegesfahne, seitwärts zwei Engelgestalten. Als erste Kirche im Pfarrsprengel erhielt Raben 1882 eine Orgel. Vier Firmen bewarben sich um den Auftrag; Orgelbauer Dinse aus Berlin baute sie. 1926 wurde die Orgel von der Firma Schuke instand gesetzt. - Die Bronzeglocke im Turm wurde 1741 von Weinhold in Dresden gegossen. In unserer Zeit wurde die Kirche 1952, 1970 und 1971 renoviert. Turm, Dach und Verglasung wurden erneuert, elektrisches Licht gelegt und eine Holzsanierung durchgeführt. Das der Kirche gegenüberliegende zweistöckige, sehr geräumige Pfarrhaus wurde um 1775 gebaut. 1968/71 wurde es instand gesetzt und so ausgebaut, daß im Erdgeschoß ein Rüstzeitenheim (Kapazität 20 Betten) eingerichtet werden konnte. Ältere und junge Menschen können hier zu Bibelarbeit und Diskussion über Fragen ihres Glaubens und der Gemeindearbeit zusammenkommen und dabei auch die reizvolle Fläminglandschaft und ihre Menschen kennenlernen. Gemeinsam mit seinem Gemeindekirchenrat (vier Männer) hat Pfarrer Gleiniger viele Aufgaben zu lösen. Durch die ungünstige Verkehrslage von Raben müssen z. B. für die Abholung entfernt wohnender Konfirmanden förmlich "Fahrpläne" für den Trabant ausgearbeitet werden. Aber auch sonst stoppt Pfarrer Gleiniger oft und nimmt unterwegs Gemeindeglieder mit. Seit langem hat er guten Kontakt zu ungarischen Amtsbrüdern. "Ich möchte mich als Staatsbürger verstehen, der für seine Gemeinde Raben das Beste will", sagt Pfarrer Gleiniger. Der Friedhof hat jetzt eine kommunale Leichenhalle, und der Pfarrer half beim Aufräumen des Geländes tagelang im NAW mit. Auch beim Ausbau des Konsums war er dabei. Als wir uns in Raben verabschieden, hören wir ein eifriges Tuscheln im Gemeinderaum: Die sympathische Pfarrfrau hilft den Schulkindern der Gemeinde bei den Hausaufgaben, während die Mütter arbeiten. Man wartet eben in Raben nicht auf Aufgaben "von oben", sondern greift sie auf, sowie sie sichtbar werden.

Pfannenstiel (1991): Die Kirche in Raben
Nach dem Besuch in Borne und der Besichtigung der dortigen Kirche möchte man auch die Kirche in Raben kennenlernen. Raben ist auf der Straße Niemegk - Raben - Jeserig - Wiesenburg zu erreichen. Die in früherer Zeit oft benutzte Straßenverbindung von Belzig in südlicher Richtung nach Raben ist leider heutzutage nur noch für den Wanderer, aber nicht für Motorfahrzeuge passierbar. Es ist auch möglich, von Belzig aus auf einer Straße über Bergholz und Grubo nach Raben zu kommen. Von der etwa 25 km entfernten Lutherstadt Wittenberg gelangt man über Straach und Groß Marzehns ebenfalls nach Raben. Die Kirche in Raben ist ein spätromanischer Feldsteinbau mit zum Teil gut bearbeiteten Steinen in der Gliederung von rechteckigem Schiff, etwas schmalerem quadratischem Altarraum und halbrunder Apsis. Sie ist in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut worden. Bedeutsam sind einige Veränderungen an der Kirche, die im Jahre 1858 im Rahmen größerer Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden und ihr heutiges Aussehen mitbestimmen. Es sind dies: Zumauern einer Fensteröffnung und Vergrößerung von zwei Fensteröffnungen der Apsis, Herausbrechen von drei Fensteröffnungen in der Südwand des Schiffes, Abbruch des Feldstein-Einfassungsmauerwerks der Eingangstür am Westgiebel und Aufführen der Einfassung in Ziegelsteinen, Herausbrechen des Feldstein-Einfassungsmauerwerks der Tür an der Nordwand des Schiffes und Aufführen der Einfassung in Ziegelsteinen, Zumauern des an der Nordseite des Altarraumes mit bearbeiteten Feldsteinen eingefaßten romanischen Rundbogenportals. Der Fachwerk-Dachturm, der sich an der Westseite des Schiffes aus dem Dach erhebt, stammt aus der Zeit des Barock. Seine Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1906. In den Jahren 1906/07 hat eine Restaurierung der Kirche und des Dachturmes stattgefunden. Im Inneren bildet je ein Triumphbogen den Übergang zum Altarraum und zur Apsis. Beide Bögen sind spitzbogig. Dies ist aber nicht so ausgeprägt, sondern nur angedeutet. Es erweckt den Anschein, als ob man versucht hätte, bei der Konstruktion dieser Bögen bereits ein Merkmal des gotischen Baustils zu berücksichtigen. Insoweit ist hier eine Verschiedenheit im Vergleich zu den rein romanischen Triumphbögen in anderen Kirchen zu beobachten. Die nördliche, westliche und südliche Seitenempore im Schiff (sog. Hufeisenempore) sowie die nördliche Empore im Altarraum sind Einbauten aus der Zeit des 18. Jahrhunderts.
Die letzte Ausmalung im Inneren der Kirche erfolgte im Jugendstil (Kunstrichtung um 1900) bei den Restaurierungsarbeiten der Jahre 1906/07. Der barocke aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stammende Altaraufsatz aus Holz hat im Hauptfeld ein Abendmahlsgemälde, von Säulen flankiert, und darüber ein Kreuzigungsbild. Beide Seiten des Aufsatzes haben aus Holz gesägte und gemalte Figuren und zwar links Moses und rechts der Evangelist Johannes. Oben in der Mitte sieht man eine Darstellung des Auferstandenen mit der Siegesfahne und links und rechts davon - etwas darunter - zwei auf den Auferstandenen hinweisende Engelfiguren. Mit diesem Altaraufsatz und den Bildern hat die an sich immer arme Gemeinde mit den ihr seinerzeit zu Gebote stehenden Mitteln eine Darstellung wesentlicher Inhalte der biblischen Botschaft geschaffen. Für die hölzerne Kanzel gilt als Zeitangabe Anfang des 18. Jahrhunderts. An der nördlichen Außenwand des Schiffes befinden sich mehrere Epitaphien. Wegen ihrer künstlerischen Gestaltung und ihrer aus der Inschrift hervorgehenden Aussage in bezug auf persönliches Schicksal und Leid in der Familie des Pfarrers Wilhelm Kanne, der von 1731 bis 1748 in Raben tätig war, sind zwei von ihnen besonders bemerkenswert. Lt. Inschrift an dem einen Sandstein-Epitaph ist seine erste Ehefrau nach dem Tode ihrer fünf Kinder kurz nach der Geburt ihres sechsten Kindes im Alter von 29 Jahren verstorben. Nach der Inschrift an dem anderen Sandstein-Epitaph ist seine zweite Ehefrau kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes auch im Alter von 29 Jahren gestorben.
Mögen viele von den Touristen, deren Ziele Raben und die Burg Rabenstein sind, und die eventuell in der dortigen Jugendherberge übernachten, sich die Zeit nehmen, auch die Rabener Dorfkirche zu besuchen.

Pfeifer (1997): Raben - südöstlich von Niemegk in der Nähe der Burg Rabenstein Die Kirche liegt im Dorf und ist durch einen schönen, barocken Fachwerkturm auf dem Westdach zu lokalisieren. Das häufige Motiv der Turmschlüsse zweier übereinanderliegender Schweifhauben ist auch hier zu finden, wenn sich dieses Mal auch keine Laterne dazwischen eingeschoben hat, sondern ein kleiner polygonaler Zwischenteil. Die Mauern sind im unteren Bereich isosodom geschichtet, die Qualität nimmt nach oben ab. Es handelt sich um eine vollständige Anlage, wiederum bis ins Barock ohne Turm. Die Fenster, obwohl an der alten, hohen Position, sind vergrößert und mit Ziegeln eingefaßt, im Süden wurden Fenster darunter zugefügt, als Licht- und Wärmequelle von der Sonnenseite her. Fenster und Vergrößerungen sind vermutlich erst aus dem 18. und 19. Jh. Die alte, rundbogige Priesterpforte ist, wie so oft, als im Protestantismus unnötiger Zugang für den Geistlichen, zugemauert. Im Kirchenraum sind die Arkaden des Triumphbogens und der Apsis ein wenig gespitzt und deuten auf gotischen Einfluß. Das Innere überrascht durch dunkle Farbfülle. Die Grundfarbe ist ein kräftiges Rostrost, gut passend zum Blaugrün der Hufeisenempore, die die Kirche, vom Triumphbogen ausgehend, umzieht. Diese, wie auch die Kanzelfelder, die Emporenpfosten und Gestühlswangen sind gefüllt von vegetabilen (pflanzlichen) Ornamentformen. Sie sind einer Ausmalung des 18. Jhs. zu verdanken, die bei einer Renovierung von 1907 kräftig aufgefrischt worden ist. Im Chor, gegenüber dem Gestühl für die Kirchenvorderen, befindet sich eine zusätzliche Empore, eine ungewöhnliche Eigenheit der Kirche. Zu dieser Farbpracht paßt der große Altaraufbau, der schon von weitem durch seinen wildbewegten, fast zerrissenen Umriß auffällt. Der breite Portikus mit zwei Säulen ist umrahmt mit den ausgesägten Figuren von Moses, Johannes dem Täufer, Engeln und dem Salvator (Erlöser). Im Hauptfeld eine gedrängte, schön in das Senkrechte passende Darstellung des Abendmahls, im Aufsatz eine Kreuzigung. Die Kirche liegt, durch eine Straße getrennt, dem Pfarrhaus gegenüber und ist normalerweise geöffnet.

Ibbeken (1999) (S.122): Raben liegt 12 km südlich von Belzig (Abb. S. 183). Die Arkade der Apsis, mehr noch die des Triumphbogens, ist gotisch zugespitzt. Die Ausmalung stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde 1907 renoviert. Die Balken der Einporenbrüstungen sind in einem geflammten, dunklen Rot gehalten, die Felder zeigen blaugrünes Pflanzenwerk mit leuchtenden Blüten. Auf den Triumphbogen ist Quaderwerk gemalt mit pflanzlichen Ornamenten in der Laibung. Der Altar wird von wirkungsvollen Figuren begleitet, die allerdings nur ausgesägt sind, links Moses, rechts Johannes der Täufer, oben zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen und ganz oben der auferstandene Christus.
(S.183) Raben liegt 12 km südlich von Belzig. Die Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die dreiteilige Anlage besitzt einen barocken Fachwerkturm mit zwei Schweifhauben. Das Mauerwerk ist recht regelmäßig ausgeführt, feinere Lagen gleichen an der Chorwand die Unregelmäßigkeiten der dicken Steinlagen aus, an Schiff und Apsis findet sich dies kaum. Die Fenster der Südseite sind alle erweitert, im Schiff ist sogar noch eine untere Fensterreihe gebrochen worden. Der Chorgiebel ist unregelmäßig gemauert. Die Mauer des Westgiebels ist in den Turm gezogen, wie in Dangelsdorf. Die Kirche besaß nie eine Südpforte. Sie ist ausgemalt (Abb. S. 122). Aufnahme von Ostsüdosten.

Ibbeken und Pfeifer (1999): Raben liegt 12 km südlich von Belzig. Die Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die vollständige Anlage besitzt einen barocken Fachwerkturm mit zwei Schweifhauben. Das Mauerwerk ist sehr sauber ausgeführt, feinere Lagen gleichen an der Chorwand die Unregelmäßigkeiten der dicken Steinlagen aus. Die Fenster der Südseite sind alle erweitert, im Schiff ist sogar noch eine untere Fensterreihe gebrochen worden. Der Chorgiebel ist unsauber gemauert. Aufnahme von Ostsüdosten.

Aufnahme der Kirche: Oktober 1998, Oktober 2000

Grundriss:


Grundriss der Kirche (eigene Aufnahme, nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003