Plötzin (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die einfache Baustruktur der Rechteckkirche täuscht; es handelte sich ursprünglich um eine dreiteilige Kirche mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis. In der Südwand des Schiffs hat sich noch das ursprüngliche rundbogige Gemeindeportal mit Begleitbogen erhalten, allerdings ist es jetzt zugesetzt. Im westlichen Teil des Schiffs ist der Umriß eines rundbogigen, ursprünglichen Fensters erkennbar. Nach der Position dieses Fenster zu urteilen ist die Kirche um einen Meter aufgestockt worden. Von der Innenausstattung sind der Barockaltar und vor allem die Orgel mit sehr schönem Orgelprospekt erwähnenswert.

Lage der Kirche: Plötzin liegt südwestlich von Werder. Nach der ursprünglichen Struktur war der Ort ein Straßenangerdorf (nach Historisches Ortslexikon).

Ortsgeschichte: Der Ort wird bereits 1179 zum erstenmal urkundlich erwähnt ("in villa Plusin"). 1187 erscheint eine deutsche Bezeichnung für das Dorf "Reinoldestorp", die sich jedoch nicht durchsetzte. Fischer (1970) konnte keine überzeugende Deutung des Namens Plötzin geben. Die Dorfherrschaft war von 1179 bis 1726 im Besitz des Domkapitels von Brandenburg. 1179 werden 30 Hufen genannt. 1365 wurde das Dorf durch einen Ritter Falco und Bürger der Stadt Beelitz beraubt. 1375 hatte die Feldmark 42 Hufen, wovon der Pfarrer drei Freihufen hatte. Der Lehnschulze hatte 4 Hufen und mußte das Lehnpferd halten. Die Pacht pro Hufe betrug 1/2 Wispel Roggen, war aber durch die Zerstörung 10 Jahre früher auf 6 Scheffel Roggen reduziert worden. Zins und Bede betrugen jeweils 2 Schillinge. Es gab sieben Kossäten im Ort, von denen jeder 1 Huhn abgeben mußte. Der Krüger hatte das Braurecht seit alters her und mußte 1 Talent an das Domkapitel geben. Außerdem gab es noch eine Windmühle am Ort. Alle Abgaben gingen an das Domkapitel. Auch das Ober- und Untergericht sowie die Wagendienste standen dem Domkapitel zu. 1413 wurde das Dorf von Mannen des Erzbischofs von Magdeburg beraubt. 1450 waren von den 42 Hufen zwei Hufen unbebaut. Später wurde der Feldmark des Dorfes auch die 18 Hufen des wüstgewordenen Dorfes Starjesar zugeschlagen.

Baustruktur: Die Kirche ist heute ein Rechteckbau mit westlichem Dachturm. Die heutige einfache Struktur ist aber nicht die ursprüngliche Struktur. Der Grundriss ist stark verzerrt. Die Nordseite mißt 19,55 m, die Südseite 20,15 m. Die Westwand ist 10,35 m breit, die Ostseite 9,95 m. Bei ca. 12,80 m von Westen gemessen befinden sich die ursprünglichen Ostecken des Schiffs.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Die ursprünglichen Teile der Kirche zeigen ein lagiges Mauerwerk mit mäßig gut behauenen Quadern. Der östliche Teil besteht aus einem Feldsteinmauerwerk mit sehr viel Ziegelbruch (meist Biberschwanzziegeln) und einzelnen Mauerziegeln. Auch Teile der Westwand zeigen dieses unregelmäßige Feldsteinmauerwerk mit viel Ziegelbruch. Dieser Befund kann nur so interpretiert werden, dass Teile der Westwand eingestürzt und wieder aufgebaut worden sind. Der Westgiebel ist verschiefert. Nach der Position des einzigen erhaltenen originalen Fensters (zugesetzt im Umriß) wurde die Kirche um ca. 1 m aufgestockt. In der Ostwand sind einige Ziegel eingemauert, deren Format aber nicht vollständig erfaßt werden konnte (? x 14 x 7,5 cm und ? x 13,5 x 9 cm). An der Südseite maßen wir die beachtliche Mauerstärke von ca. 120 cm.

Mörtel und Putze: An einigen Stellen des Gebäudes, besonders auf der Ostseite, hat sich noch ein alter Fugenputz mit einer Doppelritzung erhalten. Er kann aber nicht der ursprüngliche mittelalterliche Putz sein, sondern stammt aus der Zeit des Umbaus der Kirche.

Portale: Das zugesetzte Gemeindeportal in der Südseite des ursprünglichen Schiffs ist rundbogig mit einem Begleitbogen. Der Bogen ist durch das sehr lange neuzeitliche Fenster angeschnitten. Das große, korbbogige Portal mit Putzfasche im Chorbereich der Südseite ist heute der einzige Zugang zur Kirche.

Fenster und Blenden: Nord- und Südseite der Kirche besitzen je drei große, flachbogige Fenster mit Putzfaschen. Im westlichen Teil ist auf der Südseite der Umriß eines zugesetzten rundbogigen Fensters zu erkennen. In der entsprechenden Position auf der Nordseite sind lediglich zwei alte Kanten zu erkennen, der Bogen des Fensters ist beseitigt worden. Die Ostseite ist heute fensterlos. In der nördlichen Hälfte der Westwand, nur 1 m über Niveau, befindet sich ein kleines, rundbogiges Fensterchen, das den nördlichen gewölbten Raum im Turmbereich beleuchtet.

Innenbögen: Es sind keine Innenbögen vorhanden.

Turm: Der Turm ist ein westlicher quadratischer, verschieferter Dachturm. Allerdings wurde im Schiff der Turmbereich durch eine Nord-Süd-verlaufende Mauer vom Schiff abgetrennt, und unterhalb des Turms wurden zwei Ost-West-gerichtete tonnengewölbte Räume eingebaut. Im Gewölbebereich wurde die Außenwand um 90 cm verstärkt. Das Glockengeschoß besitzt je eine rechteckige Schallöffnung auf allen vier Seiten. Der Turm schließt mit Kugel und Windfahne ab. In die Windfahne ist die Jahreszahl 1733 eingraviert.

Dächer: Das Satteldach ist nach Osten abgewalmt und mit Dachsteinen in Form von Falzziegeln gedeckt. Der Turm besitzt eine verschieferte Schweifhaube mit ausgezogener Spitze.

Innenausstattung: Die Decke ist glatt geputzt. Der Fußboden besteht überwiegend aus Ziegelplatten. In der nördlichen Hälfte des Chors vor dem Altar befinden sich "Hundetrappen" in den Ziegelplatten. Die Kanzel ist polygonal, die Felder sind mit vegetabilischen Ornamenten verziert. Der barocke Kanzelaltar ist mit Säulen und geschnitzten Akanthuswangen verziert. In den schmalen Wangen rechts und links befindet sich je ein Medaillon. Ein Priestergestühl ist an der Nordseite des Chorbereiches aufgestellt. In der Südhälfte des Chorbereiches steht die neugotische Holztaufe mit einer Taufschale aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche besitzt eine westliche Hufeisenempore von 1766, die in der Mitte der Westseite ausgebaucht ist. In der Emporenbrüstung befindet sich das Wappen des Friedrich von Görne und ein Gemälde. Die auf der Westempore stehende Rokoko-Orgel (um 1730) besitzt einen ungewöhnlich reich verzierten Prospekt. Im Chorbereich an der nördlichen Innenwand stehen vier Schnitzfiguren auf Konsolen, die von mindestens zwei verschiedenen gotischen Schnitzaltären stammen. Leider sind die ursprünglichen Farben bei einer Renovierung entfernt worden. Es handelt sich vermutlich um zwei Petrus-Figuren, Katharina und Maria mit dem Lamm.

Außenbereich: Im Außenbereich fiel uns nichts Besonderes auf.

Baugeschichte: Die Mauerwerksausführung, die große Mauerstärke und die mutmaßliche Baustruktur deuten auf eine Entstehungszeit um 1200 hin.
Der ursprüngliche Bau bestand aus Schiff, eingezogenem Chor und einer Apsis. Das Schiff hatte vermutlich nur ein Gemeindeportal in der Südseite. In der Nord- und Südseite des Schiffes befanden sich ursprünglich drei Fenster. Das Priesterportal dürfte in der Südwand des Chores gelegen haben. In den Wänden der Ostverlängerung fanden sich wiederverwendete Ziegel mit einer Ziegelhöhe von 9 cm. Dieses Format wurde in spätgotischer Zeit verwendet und könnte z.B. bei einer Veränderung der Fenster in spätgotischer Zeit verwendet worden sein. 1733 wurde die Kirche grundlegend umgebaut. Es wäre denkbar, daß Chor und Apsis während dieser Baumaßnahme abgerissen und die Kirche um Chor- und Apsislänge nach Osten verlängert wurde.

Vergleiche: Das Schiff hat sehr ähnliche Maße wie die Dorfkirche in Raben (Schiff: 13,20 m lang, 10,60 m breit, Chor: 8,40 m lang und 8,40 m breit).

Bemerkungen: Die Baugeschichte ist bisher schlecht recherchiert. In der einschlägigen Literatur wird übereinstimmend ein Ursprungsbau des 13. Jahrhunderts angenommen.

Information und Dank: Pfarrer Danner, Friedhofswinkel 2, 14542 Werder/OT Plötzin, Tel.: 033207/32523.

Literatur: Fidicin (1860), Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.3, Teil 3 Der Zauchische Kreis, S.44/5, Brachwitz (1940), Plötzin, das alte Reinoldsdorf. Zauche- und Fläming-Heimat, 7: Nr.9, Schulze (1940), Das Landbuch der Mark Brandenburg, S.193, Rohrlach (1977), Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.326-8, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.276, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.322/3, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.773.

Ältere Beschreibungen:

Landbuch (1375): Plottzin 42 mansi, quorum plebanus habet 3, prefoctus 4 et tenetur ad equum pheudalem. Ad pactum quilibet olim 1/2 chorum siliginis, non ordeum, nec avenam, sed hodie tantummodo 6 modios siliginis propter gwerras et desolacionem ipsius ville. Ad censum et precariam quilibet 2 solidos.
Cossati sunt 7, quilibet 1 pullum. Taberna 1 talentum ad firmariam ecclesie kathedralis, et tabernator absque cuiuslibet contradictione et absque inpedimento brasium fecit, siccavit et braxavit in Plottzin, ubi et quando sibi placuit, ab antiquo. Item est ibi ventimolum. Tota villa cum censu et pacto, cum supremo et inferiori iudicio, cum servicio curruum et quolibet alio servicio reali et personali, cum omni precaria, etim advocatis, cum decima frugum et carnium, cum omnibus attinentiis, pertinentiis et appendiciis eiudem ville universis et cum omni ac plena libertate et utilitate sunt preposito et capitulo ecclesie kathedralis appropriata.

Dehio/Potsdam: Plötzin Bez. Potsdam, Ldkr. Potsdam
Dorf-K. Flachgedeckter rck. Feldsteinbau mit verschiefertem w Dachturm, 1733 unter teilweiser Verwendung der Umfassungsmauern des 13. Jh., davon, vermauert, Rundbogenportal und kleine Rundbogenfenster erkennbar. - Das Innere 2. V. 18. Jh., mit 3seitiger Empore von 1761, die WSeite ausschwingend.- An der Brüstung 2 Felder mit hübscher allegorischer Malerei. Kanzelaltar, Holz, 1733; der polyg. Kanzelkorb mit Ecksäulchen wohl sp. 17. Jh.; in den schmalen Akanthuswangen Kartuschen mit gut gemalten weiblichen Allegorien, die Kreuz und Kelch tragen. Schöne Rokoko-Orgel um 1730. Gemälde E. 17. Jh., Christus als Apotheker (Replik in der Kirche von Werder). - Im Pfarrhaus 4 Schnitzfiguren 2. H. 15. Jh. - Auf dem Friedhof klassizist. Grabmal Chr. F. Zamlien + 1813.

Dehio/Brandenburg: Plötzin Lkr. Potsdarn-Mittelmark. Karte 5
Ev. Dorfkirche. Im Kern rechteckiger Feldsteinbau des 13. Jh., 1733 erneuert mit westl. verschieferten Dachturm. Rundbogenportal und kleine Rundbogenfenster (vermauert) noch erkennbar. Innen geprägt 2. V. 18. Jh.; dreiseitige Empore von 1761, die Westseite ausschwingend. An der Brüstung Wappen und Inschrift Friedrich v. Görne sowie zwei Felder mit Blütengehängen. - Großer Kanzelaltar, Holz, 1733; der polygonale Kanzelkorb mit Ecksäulchen wohl spätes 17. Jh.; in den Kartuschen der schmalen Akanthuswangen gut gemalte Allegorien mit Kreuz und Kelch. Orgel mit schönem dreiteiligen Rokokoprospekt, um 1730. Gemälde E. 17. Jh., Christus als Seelenarzt (eine weitere Fassung in der Kirche von Werder). Vier Schnitzfiguren von einem Altar, 2. H. 15. Jh.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Plötzin Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau des 13. Jh., Umbau mit Dachturm 1733. - Kanzelaltar um 1733. Dreiseitige Empore mit Brüstungsgemälden gleichzeitig, der prachtvolle reichgeschnitzte Orgelprospekt wohl um M. 18. Jh. 4 Schnitzfiguren 2. H. 15. Jh. Gemälde, Christus als Apotheker, 1. H. 18. Jh. 2 Kelche: Silber, 1767, mit zugehöriger Patene; Zinn, 17. Jh. Taufschüssel, Messing, A. 17. Jh. Taufkanne, Zinn, 1762. Leuchterpaar, Zinn, M. 18. Jh. Oblatendose, Silber, 1767. Glocke 14./15. Jh. Auf dem Friedhof Grabdenkmal Chr. F. Zamlien + 1813.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit w Turmaufsatz, im Kern 13. Jh, 1733 umgebaut, Ausstattung aus der Bauzeit, 4 Schnitzfiguren 2. Hälfte 15. Jh.

Aufnahme der Kirche: November 2002

Grundriss: noch nicht aufgenommen

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003