Pflügkuff (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Beelitz-Treuenbrietzen

Bei dieser Kirche sind das erhaltene ursprüngliche Ostfenster (nur eines!) und das rundbogige Priesterportal aus schlecht behauenen und schlecht angepaßten Portalsteinen in der Südwand bemerkenswert. Die Ostwand und hier besonders der Ostgiebel weist schwere Setzungsschäden auf.

Lage der Kirche: Pflügkuff liegt südöstlich von Niemegk. Es ist ein Gassendorf mit angerartiger Verbreiterung, Teich und Kirche befinden sich auf der östlichen Gassenseite (Historisches Ortslexikon für Brandenburg). Die Kirche liegt im östlichen Teil des Dorfes und ist umgeben vom z.T. noch benutzten Friedhof.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1337 erstmals urkundlich erwähnt, allerdings indirekt durch die Nennung eines "Petrus Pluckaf" (in Treuenbrietzen). Die Bedeutung des Names ist unsicher. Fischer (1970) stellt mehrere Möglichkeiten vor. Ein imperativer Satzname "Pflüge auf" als Ursprung dieses merkwürdigen Namen wird von ihm favorisiert. Eine andere Deutung ist "Hof einer Familie Pflug". Der Ort gehörte bis 1807 zu Kursachsen. 1591 umfaßte die Feldmark 27 Dorfhufen, 29 Hufen auf der wüsten Feldmark Dietersdorf und 12 Hufen auf der wüsten Feldmark Lüttgen Zeuden. Das Ober- und Untergericht wurde bis 1550/52 von der Vogtei bzw. Pflege bzw. Amt Rabenstein ausgeübt. Später dann vom Amt Rabenstein. Für die Pfarre in Pflügkuff ist ungewöhnlicherweise nur eine Pfarrhufe nachgewiesen (1591). Das könnte auf eine sehr frühe Gründung von Dorf und Pfarre hindeuten. Ursprünglich wohl Mutterkirche, wurde die Kirche um 1450 Tochterkirche von Zeuden, dann wieder Mutterkirche. Um 1530 war die Pfarre wieder Tochterkirche von Zeuden. Um 1450 gehörte die Pfarre zur Sedes später Superintendentur Niemegk. Patron war bis 1385 der Herzog von Sachsen-Wittenberg, von 1385-1507 das Allerheiligenstift zu Wittenberg, 1507-1817 die Universität Wittenberg und seit 1817 das Evangelische Predigerseminar zu Wittenberg.

Baustruktur: Der Bau ist eine einfache Rechteckkirche (13,30 m x 6,95-7,05 m) mit westlichem Giebelturm, der eine massive Westseite besitzt. Diese scheint jedoch nachträglich auf den Giebel aufgesetzt worden zu sein. Ost- und Westgiebel sind massiv mit Feldsteinen gemauert. Die Kirche weicht mit 4-6° nach Nordosten nur leicht von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Das Mauerwerk ist teils unregelmäßig, teils sind noch Lagen angedeutet. Die Größensortierung der Feldsteine ist meist schlecht. Die Ortsteine sind auffallend groß und relativ gut behauen. Während der Ostgiebel keine auffällige Änderung im Mauerwerk zeigt, ist der Westgiebel mit einer schwach angedeuteten horizontalen Baunaht von der Westwand des Schiffes abgehoben. Der Giebel hat einen dichteren Verbund von kleineren Feldsteinen.

Mörtel und Putze: Die Kirche ist teilweise ganz, teilweise steinsichtig verputzt. Auf der Ostseite sind zwei verschiedene Putzgenerationen erkennbar.

Portale: Die Kirche hat ein neuromanisches, rundbogiges Westportal mit einem Ziegelgewände. Die Südseite weist ein zugesetztes rundbogiges Priesterportal aus Feldsteinen auf; die Gewände- und Bogensteine sind schlecht behauen und schlecht eingepaßt.

Fenster und Blenden: Leider sind die Fenster, bis auf das Ostfenster, alle verändert worden. Auf der Nordseite sind zwei mittelgroße, flach-segmentbogige Fenster mit Putzfaschen, in der Südseite drei derartige Fenster. Über die Gewände kann daher nichts ausgesagt werden (vermutlich aber Ziegelgewände). Die Ostseite besitzt noch ein vermutlich in Form und Größe ursprüngliches Fenster. Es mißt 220 x 50 cm, wobei die oberen 20 cm als Blende zugesetzt sind. Die Westseite ist fensterlos. -

Innenbögen: Es gibt keine Innenbögen.

Turm: Der Turm ist ein typischer Giebelturm mit massiver Feldsteinwestwand und verbretterten Nord-, Ost- und Südseiten. Die massive Westseite scheint jedoch nachträglich auf den Giebel aufgesetzt worden zu sein; der Giebel der ursprünglich turmlosen Kirche ist noch als Baunaht zu erkennen. Das Glockengeschoß hat je zwei Schallfenster auf Nord- und Südseite und ein Schallfenster auf der Ostseite. Der Turm schließt mit Kugel und Windfahne ab, in die die Jahreszahl 1995 eingestanzt ist.

Dächer: Das Schiff trägt ein Satteldach aus Doppelfalzziegeln (Dachsteine); der Turm ein Zeltdach, das mit Biberschwanzziegeln eingedeckt ist .

Innenausstattung: Das Innere der Kirche haben wir noch nicht gesehen. Die Kirche hat innen eine flache Balkendecke.

Außenbereich: Der Außenbereich bietet kaum Erwähnenswertes. Der Friedhof wird z.T. noch benutzt. Er war bzw. ist noch zum Teil von einer Backsteinmauer umgeben. Allerdings weist die Mauer bereits viele Lücken auf.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung, der Form des Priesterportals und des Höhen-/Breitenverhältnisses des Ostfensters ist der Baubeginn wohl in das 14. Jahrhunderts zu stellen.
Die Kirche dürfte auch ursprünglich ein Westportal, Priesterportal und je zwei oder drei Fenster auf der Nord- und Südseite gehabt haben. Die Ostseite hatte nur ein Fenster. Der Westgiebel war vermutlich nur verbrettert; er wurde vermutlich erst später hochgemauert. ?15. Jahrhundert: Hochmauern des Giebels.
Zeitlich unbestimmt: Aufsetzen einer massiven Westwand für einen Giebelturm.
"Barock": Vergrößerung der Fenster (unter völliger Beseitigung der ursprünglichen Fenster). Lediglich das Ostfenster blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten. Vermutlich wurde es bereits damals in den oberen Teilen zugesetzt.
?"Neuzeitlich": Veränderung des Westportals.
Die Kirche wurde von 1995-97 grundlegend restauriert.

Vergleiche: Dieser Kirchenbau gehört in die Gruppe der kurzen und dabei doch relativ breiten Dorfkirchen mit nur einem Westportal oder Seitenportal, einem Priesterportal und nur jeweils zwei bis drei Fenstern auf Nord- und Südseite. Die Kirche ist in den Proportionen und den absoluten Maßen (13,30 x 7,05 m) sehr ähnlich den ursprünglichen Kirchenbauten in Schwabeck, Locktow, Lünow und Klein Marzehns. Die Schwabecker Kirche (vor der Anfügung des polygonalen Chors) hatte die Maße 13,65 x 7,45 m. Allerdings hat diese Kirche kein ursprüngliches Westportal, sondern ein Gemeindeportal in der Nordwand. Leider sind auch bei dieser Kirche fast alle Fenster verändert worden. Lediglich auf der Nordseite sind noch zwei zugesetzte, sehr kleine Fenster erhalten. Vermutlich hatte diese Kirche ebenfalls nur zwei Fenster auf der Nordseite und drei Fenster auf der Südseite. Die Fensterpositionen sind bei der Schwabecker Kirche etwas verschieden.
Die ursprüngliche Locktower Kirche (vor ihrer Verlängerung nach Osten) maß 13,80 m x 7,60 m. Sie hatte wohl ein Gemeindeportal in der Nordwand und ein Priesterportal in der Südwand. Leider sind auch hier die ursprünglichen Fenster völlig verändert.

Bemerkungen: Die große Ähnlichkeit der Dorfkirche Pflügkuff mit den Dorfkirchen in Schwabeck (Gem. Feldheim), Locktow (vor der Verlängerung nach Osten), Lünow und Klein Marzehns (bevor diese Kirche im 19. Jahrhundert eine Apsis erhielt) war bisher unbemerkt geblieben. Die Schwabecker Kirche wird in der Literatur als "spätgotisch" bezeichnet, während die Kirche in Pflügkuff in einen Zeitraum von Ende 13. Jahrhundert bis Anfang 14. Jahrhundert datiert wird. Die Locktower Kirche wird wird mit "Ende 14. oder A. 15. Jh." datiert, und die Dorfkirche in Klein Marzahns wird wiederum als "spätgotisch" bezeichnet.
Im Gegensatz zum "Historischen Ortslexikon" halten wir das Fenster in der Ostseite nicht für nach oben verlängert, sondern wir sehen das ursprüngliche Fenster im oberen Teil nur blendenartig zugesetzt. Das könnte daran liegen, daß die Kirche ursprünglich eine Tonnendecke hatte, jetzt aber eine Flachdecke.

Information und Dank: -

Literatur: Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.318-20, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.148, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.322, Ibbeken (1999): Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.175, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.766

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Pflügkuff Bez. Potsdam, Ldkr. Jüterbog Dorf-K. Spätgot. rck. Feldsteinbau, ein rundbogiges Portal in der SSeite erkennbar; verbretterter Dachreiter über dem WGiebel. Innen Balkendecke, Gestühl und WEmpore 18. Jh. - Altaraufsatz, Holz, A. 18. Jh., Säulenaufbau mit Akanthuswangen, Hauptbild Christus am Ölberg, darunter Abendmahl. Kanzel, 17. Jh., am polyg. Korb die gemalten Evangelisten. Taufe 17. Jh., 8seitiges Becken auf gesägten Voluten.

Dehio/Brandenburg: Pflügkuff Gem. Lobbese, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8
Ev. Dorfkirche. Rechteckiger Feldsteinbau, wohl 13. Jh. mit verbrettertem Dachreiter über dem Westgiebel. Rest. 1995-97. Auf der Südseite rundbogiges Feldsteinportal, zugesetzt, auf der Ostseite schmale Lanzetten. Innen Holzbalkendecke, Gestühl und Westempore, 18. Jh. - Hölzerner Altaraufsatz um 1700 in Ädikulaform mit Akanthuswangen und gesprengtem Giebel. Im Hauptbild Christus am Ölberg (eine weitere Fassung in Zeuden), darunter Abendmahl - Von einer Kanzel des 17. Jh. der polygonale Korb mit Gemälden der Evangelisten erhalten. Schlichte hölzerne Taufe, 17. Jh.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Pflügkuff Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau E. 13./A. 14. Jh., mit verbrettertem Dachturm über dem Westgiebel. - Altaraufsatz 1. H. 18. Jh. Kanzel und Taufe barock. Westempore und Gestühl 18. Jh. Kelch mit Patene, Zinn, 1814. Taufschale, Messing, 18. Jh.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinsaal mit w Dachturm 13. Jh(?), bis auf das später nach oben erweiterte Fenster der OWand alle Lichtöffnungen flachbogig erneuert, im S vermauerte Rundbogenpforte, rundbogiger WEingang aus jüngster Zeit, Dachturm frontal in Feldstein, sonst verbrettert.

Ibbeken (1999): Pflügkuff liegt 10 km südwestlich von Treuenbrietzen. Der kleine Rechtecksaal stammt aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Nicht einmal die großen Ecksteine sind fertig gequadert, im restlichen Bau gibt es nur einfach gespaltene oder überhaupt nicht bearbeitete Steine. Ein Lagenbau ist bis zur Türhöhe gerade noch erkennbar. Das in den Dachturm gezogene Giebelmauerwerk macht die Kirche zum Dangelsdorf-Typ. An der Südseite ist eine rundbogige Pforte vermauert. Aufnahme aus Südwesten.

Aufnahme der Kirche: Juni 1999, November 2001

Grundriss:

Grundriss der Kirche in Pflügkuff (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003