Mörz (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Dorfkirche von Mörz ist ein beeindruckendes Bauwerk, das aber in Details einige Rätsel aufgibt und zu völlig falschen Interpretationen der Baugeschichte geführt hat. Der Turm ist stark eingezogen, sein Mauerwerk sehr gut gequadert. Im Gegensatz dazu ist das Mauerwerk des Schiffes zwar lagig, aber die Feldsteine sind nur außen behauen. Der Turm mit seiner vorzüglichen Quaderung der Feldsteine ist jedoch ganz eindeutig angebaut und muß damit jünger sein. Merkwürdig ist auch der dreiseitig geschlossene Chor, dessen Datierung von 1400 bis 18. Jahrhundert reicht. Er hat im untersten Teil einige großformatige Ziegel. Die Kirche ist deutlich größer als die "normalen" Dorfkirchen im Fläming, was für eine besondere Bedeutung (Burgwardkirche) des Ortes im Mittelalter spricht.

Lage der Kirche: Mörz liegt nordwestlich von Niemegk und östlich von Belzig. Es war ursprünglich ein Straßenangerdorf (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt in Ortsmitte auf dem Anger und ist vom Friedhof umgeben.

Ortsgeschichte: Ein Burgward bei Mörz ("Mordiz") wird bereits 1161 erstmals urkundlich erwähnt. Er ist auf der topographischen Karte am nordöstlichen Dorfende deutlich als ringähnliche Struktur zu erkennen. Es ist anzunehmen, daß zu dieser Zeit bereits auch eine Siedlung bei dieser Burg bestand. 1383 heißt das Dorf urkundlich Morcz. Fischer (1970) leitet den Namen Mörz von einer polabischen Grundform "Mordici" ab. Diese Form könnte von einem Flurnamen oder einem Personennamen abgeleitet sein. Die Besitzgeschichte des Dorfes ist ungemein kompliziert. Die Vogtei Belzig übte das Ober- und Untergericht aus. Die Abgaben der einzelnen Höfe gingen an verschiedene Adelsfamilien (v. Oppen, Schulte, Borg, Preußnitz und v. Brück). 1591 hatte Mörz 53 Hufen, davon waren 36 Dorfhufen und 17 Borkhufen, vermutlich Hufen, die ursprünglich zur Burganlage gehörten. 1640 war der Ort wüst gefallen. Noch 1661 waren von 13 Hüfnerstellen 9 wüst, d.h. nicht besetzt. Von 11 Kossätenstellen waren 3 wüst. Doch bereits 1676 waren dann alle Bauerngüter wieder bewirtschaftet. Bemerkenswert ist die Hufenausstattung der Pfarre. 1303 hatte der Pfarrer nur eine Hufe, später (1530) kam noch eine zweite Hufe ("Borkhufe" = Burghufe) hinzu. Dies ist ein sehr deutliches Indiz für eine sehr frühe Gründung der Pfarre; im 12. Jahrhundert. Das Patronat war von 1275 bis 1530 im Besitz des Ziesterzenserinnenklosters Neustadt Magdeburg. Es war dem Kloster vom Herzog von Sachsen-Wittenberg geschenkt worden. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Mörz 1275 Mutterkirche mit den Tochterkirchen Grabow, Karterborn, Wenddorf, Ziezow und Locktow war. Das könnte ein Indiz für eine ursprüngliche Großparochie sein, zumal die genannten Orte vermutlich alle slawischen Ursprungs sind.

Baustruktur: Die Kirche besteht aus Schiff (18,80 m lang, 11,40 m breit), eingezogenem Chor (6,80 m lang (ohne die spätere Verlängerung), 9,10 m breit) mit dreiseitigem Chorschluß und einem eingezogenen, etwas später angebauten Westturm (5,55 m lang, 8,20 m breit). Die Kirche weicht magnetisch mit 10° nach Nordosten von der idealen Ost/West-Richtung ab.

Mauerwerksausführung: Das Bauwerk besteht aus Feldstein. Lediglich im Chor sind einige Kanten mit Ziegeln gemauert. Die Chorfenster sind mit Ziegeln zugesetzt worden. Das Mauerwerk des Schiffs und des ursprünglichen Chors ist lagig, aber mit grob gequaderten bis ungequaderten, nur außen behauenen Feldsteinen. Der später angebaute dreiseitige Chorschluß hat im unteren Teil noch lagiges Feldsteinmauerwerk (bis etwa Fensterbasis) und im oberen Teil ein völlig unregelmäßiges Mauerwerk mit viel Ziegelbruch. Allerdings ist im unteren Teil keine Quaderung der Feldsteine (vgl. Chor) mehr zu beobachten. Die Ecken sind mit Ziegeln gemauert. Diese haben das Format 29-30 x 13,5 x 9-9,5 cm. Im Feldsteinmauerwerk selber sind auch einzelne Ziegel verbaut worden. Diese haben aber ein anderes Format (28 x ? x 7 cm). Vermutlich sind die großformatigen Ziegel wiederverwendet worden. Der Ostgiebel des Schiffs ist mit Feldsteinen unregelmäßig gemauert, ebenso die vom Turm freigelassenen Flächen des Westgiebels.
Die Südostecke des Schiffs wurde mit Backsteinen repariert. Diese Ziegel haben das Format 26,5-27 x 13-13,5 x 7,5 cm. Die Westwand des Schiffs hat eine Mauerstärke von 120 cm, die Seitenwände messen 110 cm. Der Turm hat 2,00 m Mauerstärke.

Mörtel und Putze: Der Putz ist ein Fugenputz, z.T. mit Doppelfugenritzung.

Portale: Die Nordseite des Schiffs weist eine rundbogige Gemeindepforte mit Begleitbogen auf. Sie ist zugesetzt, und der Bogen wird oben rechts von einem neueren Fenster angeschnitten. Das Gemeindeportal in der Schiffssüdseite wurde bis auf ein flaches rundbogiges Fensterchen im oberen Teil fast beseitigt. Die Gewändestände wurden entfernt, und auch der Bogen scheint im wesentlichen neu gemauert zu sein. Das Portal hatte vermutlich einen Begleitbogen aus flachen Feldsteinen. Das große neuromanische Westportal ist rundbogig und hat ein Ziegelgewände. Das Priesterportal ist an der zu erwartenden Stelle in der Südwand des Chors und hat einen Rundbogen mit einem Begleitbogen aus Feldsteinen. In der Südwand des Turms ist in ca. 5 m Höhe ein vermauerter Zugang zum Turminnern mit Ziegelgewände. Die Ziegel haben das Format 29 x 13 x 9,5 cm.

Fenster und Blenden: Die Südseite des Schiffs hat vier segmentbogige Fenster mit Ziegelgewände von unterschiedlicher Höhe. Das westliche und das östliche Fenster sind bei gleicher Position des Bogens weiter nach unten gezogen. Außerdem sind sie etwas schmaler als die zwei mittleren Fenster. Man erkennt noch die alten, etwas breiteren Fenster. Die zwei mittleren Fenster haben sehr flache seitliche Schrägen. Die Nordseite hat zwei lange segmentbogige Fenster (die zwei mittleren) und zwei originale, rundbogige Fenster (östliches und westliches Fenster). Die originalen Fenster haben nur mäßig gut behauene Bogensteine. Über den segmentbogigen Fenstern sind noch Reste der Bögen der originalen Fenster zu erkennen, die sich ursprünglich an dieser Stelle befanden. Die originalen Fenster haben ein Höhen-Breiten-Verhältnis von 1,7 : 1. In der Südseite des Chors sind zwei Fenster, ein kurzes breites Fenster mit flachen seitlichen Schrägen (westliches Fenster) und ein langes, segmentbogiges Fenster ohne nennenswerte Schrägen, dessen Bogen aber tiefer sitzt (östliches Fenster). Das Ziegelformat ist 28 x 13,5-14 x 7,5 cm. Die untersten ca. 30 cm des Fensters sind mit neueren Ziegeln zugesetzt. Zwischen den beiden Fenstern ist der Umriß eines ursprünglichen, rundbogigen, romanischen Fensters mit Feldsteingewände zu sehen. In der Südost- und Nordostseite des Chores sind die Fenster als Blenden zugesetzt. Sie entsprechen in der Form und Größe dem östlichen Fenster der Chorsüdseite. Auch sie wurden vor dem endgültigen Zusetzen von unten her etwas verkürzt. Die Ostseite hat(te) kein Fenster (oder Fensterblende).
Auf der Nordseite des Chors sieht man ein langes, segmentbogiges Fenster (wie auf den übrigen Seiten des Chorschlusses) sowie ein ursprüngliches, romanisches Fenster, das aber stark repariert ist. Rechts oberhalb des segmentbogigen Fensters ist noch die Feldsteinkante eines älteren Fensters zu erkennen. In der Südwand des Turms ist in 2-3 m Höhe eine Schlitzöffnung, über der Traufhöhe Schiff eine kleine hochrechteckige Öffnung (ursprünglich lange Schlitzöffnung, jetzt teilweise zugesetzt); ein Schlitzfenster befindet unterhalb des Glockengeschosses. In der Westseite sind zwei Schlitzfenster übereinander. Im Giebel ist ein weiteres kleines Hochrechteckfensterchen. Diese Schlitzfenster öffnen sich nach innen und haben hier einen rundbogigen Abschluß.

Innenbögen: Schiff und Chor sind durch einen breiten rundbogigen Triumphbogen verbunden. Dagegen ist zwischen Turm und Schiff kein Verbindungsbogen vorhanden.

Turm: Der Turm ist nachträglich angebaut und hat nur drei "eigene" Wände (Nord-, West- und Südwand mit ca. 200 cm Mauerstärke); die Ostwand ist gleichzeitig die Westwand des Schiffes (ca. 120 cm dick). Er hat keinen Verbindungsbogen zum Schiff. Die äußeren Schlitzfenster werden zum Turminneren fenstergroß; die Abschlüsse sind innen gedrückt-spitzbogig. Das gut gequaderte Mauerwerk des Turms erscheint sehr einheitlich und dürfte in einer Bauphase hochgezogen worden sein. Das Glockengeschoß hat auf Nord- und Südseite je zwei rundbogige Schallöffnungen, in der West- und Ostseite sind je drei Schallöffnungen. In der Westseite befinden sich außerdem zwei Schlitzfenster. Im Turm der Mörzer Kirche hängt eine der ältesten Glocken der Mark Brandenburg (Anfang 13. Jahrhundert). Sie ist mit Kreuzen und Schriftzeichen von einem Gießer Frizgo verziert (sehr schwer zu sehen). Der nördliche Teil des Untergeschosses des Turminnenraums ist von einer Quertonne aus Backstein überwölbt.

Dächer: Das Satteldach des Chors ist entsprechend der Chorform dreiseitig geschlossen. Das Schiff hat ein Satteldach und der Turm ein Quersatteldach. Schiff und Chor sind mit neuen Biberschwanzziegeln gedeckt. Der Turm trägt noch eine Deckung mit alten Biberschwanzziegeln.

Innenausstattung: Leider durften wir im Innern nicht fotografieren, so dass wir auch keine Fotos der Innenausstattung präsentieren. Das einzige Foto des Innenraumes fanden wir in Feustel (1995). Das Innere ist mit einer Holzbalkendecke flachgedeckt.
Der Fußboden ist einheitlich mit Fliesen ausgelegt. Eine Fliese zeigt "Hundetrappen".
Die hölzerne Kanzel steht auf einer gedrehten Stütze. Darüber ist ein kronenartiger Schalldeckel angebracht. Am polygonalen Korb finden sich Bilder des Salvators und der Evangelisten zwischen Ecksäulchen. Sie stammt von 1625 (Pfannenstiel).
Der
hölzerne Altaraufsatz zeigt in der Predella das übliche Abendmahlsgemälde flankiert von gedrehten Säulen und Akanthuswangen. Im Aufsatz ist ein Ovalbild der Auferstehung, in der Bekrönung das Auge Gottes in Strahlenglorie (aus Feustel, 1995). Der Altar ist inschriftlich mit 1699 datiert.
Der
romanische Taufstein ist achteckig in Pokalform (aus Feustel, 1995).
Im Chor steht auf der Südhälfte der Pfarrerstuhl (links) und der Stuhl für den Superintendenten (rechts).
Die Nordempore erstreckt sich über die gesamte Länge des Schiffes, während die Südempore etwas kürzer ist und nicht bis zum Triumphbogen reicht.
Auf der ausgebauchten Westempore steht die Orgel.
Die Kirche muß einmal einen Gnadenstuhl besessen haben, denn in einem Schriftstück von 1853 wird erwähnt, daß das Taufbecken vor dem Gnadenstuhl stand. Allerdings ist die Position des Gnadenstuhls nicht bekannt bzw. wird leider nicht genauer beschrieben (mündl. Mitteilung Pfarrer). Der Gnadenstuhl ist eine kunstgeschichliche Bezeichnung für eine etwa seit dem 12. Jh. bekannte Darstellungsform der Dreifaltigkeit. Der auf einem Thron sitzende Gottvater hält das Kreuz mit dem Corpus Christi vor sich; zwischen beiden (später auch über beiden) schwebt der Hl. Geist in Gestalt einer Taube.
In der nördlichen Triumphbogenwand befindet sich zum Schiff hin eine mit einer
Tür verschlossene Nische. Außerdem ist die Wand unterhalb der Nische sehr unregelmäßig. Stand hier einmal ein Altar?

Außenbereich: An der Südseite des Turmes wurde ein Grabstein des 18. Jahrhunderts angebracht.

Baugeschichte: Aufgrund der Ortsgeschichte, der Pfarrausstattung (1 Hufe!) und der Mauerwerksausführung (lagig, grob gequaderte oder ungequaderte, relativ kleine Feldsteine) halten wir einen Baubeginn noch im 12. Jahrhundert für am wahrscheinlichsten (Baubeginn der Kirche mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis). Es wäre mehr als seltsam, wenn der bereits 1161 genannte Burgwardort erst um 1220/30 eine Kirche bekommen hätte. Das Schiff hatte ursprünglich je vier Fenster auf Nord- und Südseite, der Chor je zwei Fenster. In der Apsis waren wohl die üblichen drei Fenster.
2. Drittel 13. Jahrhundert: Anbau des Turms und Hochmauern einschließlich des heutigen Glockengeschosses.
"Gotik": Abriß der Apsis und Anfügung eines dreiseitig geschlossenen Chors. Die im unteren Teil des Chors (Ecken) verwendeten Ziegel haben ein gotisches Ziegelformat. Auch in den Chorwänden haben sich wiederverwendete Ziegel erhalten. Allerdings haben wir sonst keine weiteren Hinweise auf eine gotische Umbauphase gefunden.
Renaissance: Veränderung der Fenster in der Südwand des Schiffs und des Chors. Die Fenster sind flachsegmentbogig, relativ kurz und hochsitzend und haben sehr flache seitliche Schrägen.
Die Kirche ist wahrscheinlich im 30-jährigen Krieg beschädigt worden. An der Südostecke des Schiffs sind Ziegel vermauert (Format: 27 x 13-13,5 x 7,5 cm), die vielleicht von einer Reparatur der Kirche in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen könnten.
Barock: Der Chor wird neu mit vier flachbogigen Fenstern (keines in der Ostseite) gestaltet.
Im 19. Jahrhundert wurden je zwei Fenster in der Süd- und Nordwand des Schiffs vergrößert. Der Eingang an der Westseite des Turms wurde angelegt, und das Gemeindeportal an der Südseite des Schiffs wurde zugemauert. 1957 wurden die beiden Fenster an der Südost- und Nordostseite des Chors zugemauert sowie das Innere der Kirche renoviert.
1991 wurden die Dächer des Schiffs und des Chors neu gelattet und neu mit roten Biberschwänzen eingedeckt. Außerdem erfolgte die Installation einer Blitzschutzanlage (nach Pfannenstiel).

Vergleiche: Mit der Dorfkirche Borne hat die Kirche von Mörz den im Verhältnis zur Breite ursprünglich sehr kurzen Chor gemeinsam. Die Kirche fällt aber besonders durch ihre großen absoluten Maße auf (11,40 m Breite, 18,80 m Schifflänge (ohne den Turm). Die große Breite hat sie mit den Kirchen in Buckau, Görzke, Reetz und Wiesenburg gemeinsam. Alle diese Orte werden bereits 1161 als Burgwardorte erstmals urkundlich genannt. Vielleicht sind die Kirchen daher etwas größer gebaut worden als "normale" Dorfkirchen. Die genannten Kirchen dürften in jedem Fall älter sein als die "normalen" Dorfkirchen des Fläming.
Der Grundriß, die Relation zum Schiff und der nachträgliche Anbau ohne Verbindungsbogen zum Schiff sind eindeutige Merkmale eines gotischen Turms. Dieser Interpretation widerspricht nur die sehr gute Quaderung des Mauerwerkes, die für einen gotischen Turm sehr ungewöhnlich wäre.

Bemerkungen: Mit ganz großer Wahrscheinlichkeit war der ursprüngliche Bau der Mörzer Dorfkirche eine dreiteilige Anlage mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis (s.o.). Die noch vorhandenen Stilelemente (Fenster, Portale) deuten nicht auf eine Chorquadratkirche hin, wie sie Pfeifer (1997) annimmt.
Auch der Chor dürfte älter sein als barockzeitlich (cf. Dehio, Pfeifer). Im unteren Teil besitzt der später angebaute Chorteil nämlich noch ein lagiges Feldsteinmauerwerk; erst die höheren Partien sind völlig unregelmäßig mit viel Ziegelbruch gemauert. Im unteren Teil wurden noch großformatige Ziegel verwendet. Wahrscheinlich muß von einer bereits in gotischer Zeit entstandenen Chorverlängerung ausgegangen werden, die barockzeitlich fast neu erbaut wurde.

Information und Dank: Ev. Pfarramt Mörz, Dorfstr. 14, 14806 Mörz, gleich neben der Kirche. Leider besteht Herr Pfarrer Frenzel auf einem Fotografierverbot für Kanzel, Altar und Pfarrgestühl.

Literatur: Wolff (1920) Die Glocken der Provinz Brandenburg und ihre Gießer, S. 37,92, Krüger (1936): Das Dorf Mörz mit seiner über tausend Jahre alten Geschichte. Zauche- und Fläming-Heimat, 3(4): 2 S., Krüger (1940): Geheimnisse um die alte Burg Mörz. Brandenburg. Anzeiger, 1940: *-*, Herrmann (1959): Der slawische und frühdeutsche Burgwall bei Mörz, Kr. Belzig, und seine Probleme. Ausgrabungen und Funde, 4: 286-293, Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.79/80, Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 33 Mörz, Potsdamer Kirche, 1 (v. 23.1.1977) (ohne Seitenzählung), Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.26, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.297, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.271-5, Feustel (1995), Der Deutsche Orden. In: Die Mark Brandenburg, Heft 16, S.24-9, Pfeifer (1997) Feldsteinkirchen im Fläming, S.79-81, Ibbeken (1999) Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen im Fläming, S.160-2, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.667/8.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Mörz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. Feldsteinhau aus Schiff, eingezogenem Chor und leicht eingezogenem WQuerturm mit Satteldach, 1. H. 13. Jh. In der 1. H. 18. Jh. der Chor nach O erweitert und 3seitig geschlossen. Die rom. Rundbogenportale im S und N noch erkennbar. Die übrigen Öffnungen von der bar. Erneuerung. Rest. 1957. Das Innere flachgedeckt; breiter rundbogiger Triumphhogen. Hufeisenempore. - Altaraufsatz um 1700, Holz, Abendmahlsgemälde flankiert von gedrehten Säulen und Akanthuswangen, im Aufsatz Ovalbild der Auferstehung, Bekrönung durch Auge Gottes in Strahlenglorie. Hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze, um 1700, am polyg. Korb Ecksäulchen, dazwischen in den Feldern die Bilder des Salvators und der Evangelisten; polyg. kronenartiger Schalldeckel. Got. Sandstein-Taufe in 8eckiger Pokalform. Gemälde: Kreuzigung mit Familie des Stifters; Verspottung Christi (stark übergangen). Mehrere Epitaphe und Grabsteine vorwiegend 18. Jh., darunter erwähnenswert: Epitaph für J. Chr. Ulich + 1746, Holz, mit Brustbild des Verstorbenen in Kartusche und Putten mit Symbolen der Vergänglichkeit; Grabmal für Pfarrer J. T. Wirsing + 1756, Sandstein, trauernde weibl. Figur mit Schrifttafel in Rocaillemuschel. Glocke 13. Jh., mit Ritzinschr. und Kreuzen vom Gießer Frizgo.

Dehio/Brandenburg: Mörz Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Stattlicher spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern, mit eingezogenem Chor und schmalerem Westquerturm, 1. H. 13. Jh. Der Chor um 1700 erneuert und dreiseitig geschlossen; gleichzeitig (und erneut 1858/59) die Fenster korbbogig verändert, neuromanisches Westportal. Auf der Südseite romanisches Chorportal und eines der hoch sitzenden urspr. Fenster erhalten; die rundbogigen Feldsteinportale auf Nord- und Südseite noch erkennbar. Rest. 1957. Innen breiter rundbogiger Triumphbogen; Holzbalkendecke und Hufeisenempore mit Schiffskieldekor, um 1700, im Westen 1811 verändert. Zwei Bleiglasfenster, Verkündigung an die Hirten und des Evangeliums an die Völker, 1894. - Hölzerner Altaraufsatz mit Abendmahlsgemälde (dat. 1699), flankiert von gedrehten Säulen und Akanthuswangen; im Aufsatz Ovalbild der Auferstehung, Bekrönung durch Auge Gottes in Strahlenglorie. Hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze um 1700, mit kronenartigem Schalldeckel; am polygonalen Korb Bilder des Salvators und der Evangelisten zwischen Ecksäulchen. Gotische Sandsteintaufe in achteckiger Pokalform. Zwei Gemälde E. 17. Jh., Abendmahl, wohl von einem Altar, und Kreuzigung, die unter dem Kreuz kniende Familie von Pastor Christian Weigel (+ 1704) nachträglich. Pastorenbild, 18. Jh. Kastengestühl, um 1700. Mehrere Epitaphien und Grabsteine vorwiegend 18. Jh., darunter ein Holzepitaph für Johann Christian Ulich (+ 1746), mit Brustbild des Verstorbenen in Kartusche und Putten mit Symbolen der Vergänglichkeit sowie schönes Sandsteingrabmal für Pfarrer Joh. Theodor Wirsing (+ 1756), trauernde weibliche Figur mit Schrifttafel in Rocaillemuschel. Glocke 13. Jh., mit Ritzinschrift und Kreuzen vom Gießer Frizgo.- Außen Grabstein E. 18. Jh.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Mörz Dorfkirche Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Westturm, 1. H. 13. Th., der Chor im 18. Jh. dreiseitig geschlossen, gleichzeitig Veränderung der Fenster. Altaraufsatz mit Gemälden 1699. Kanzel 1625. Taufstein mittelalterlich. Dreiseitige Empore und Gestühl 18. und 19. Jh. Gemälde, Verspottung Christi, M. 17. Jh., stark übergangen. Votivbild mit Kreuzigung E. 17. Jh. Kelch, Silber vergoldet, 1727, die Patene 1722. Patene, Silber vergoldet, 1677. Patene, Zinn, 1753. Weinkanne mit Schraubverschluß, Zinn, 1830. Walzenkrug, Zinn, 1758. Taufschale, Zinn, 1731. 3 Glocken, zwei aus dem 13. Jh., die dritte spätmittelalterlich. 2 Epitaphien: für M. J. Th. Wirsich + 1753, trauernde allegorische Gestalt in einem Muschelhorn; für M. J. Chr. Ulich + 1746, geschnitzte Rahmung mit Gemälde des Verstorbenen. 3 Inschrift-Grabdenkmäler 1691, 1704 und 1712. 2 hölzerne Gedenktafeln 1729 und 1777.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Wturm 13. Jh, der Chor im 18. Jh dreiseitig geschlossen, ma Taufstein, 2 Glocken 13. Jh, 1 spätma Glocke, 1 Glocke von 1496 (Kriegsverlust); von der Burg noch im 18. Jh Reste erhalten.

Jaenicke und Witt (1964): Kirche zu Mörz. Alte Deutschherrenkirche, etwa 1220-1250. Chor um 1400 verändert. Die Fenster sind barock. Diese Kirche hat die älteste Glocke der Mark.

Gericke, Schleiff und Wendland (1974): Mörz (Kr. Belzig) 1957 wurde die einschiffige mirtelalterliche Kirche restauriert. Der Innenraum wird durch die barocke Balkendecke, die auf einem mächtigen Unterzug aufliegt, geprägt. Ein breiter Rundbogen trennt Schiff und Chor. Altar und Kanzel entstanden in der 1. Hälfte des 18. Jh. In der Kirche werden mehrere gemalte Epitaphien des 17. und 18. Jh. für verstorbene Pastoren und deren Angehörige aufbewahrt. Das einzige, aus Sandstein gearbeitete Grabmal ist ebenfalls einem Pfarrer gewidmet, dem Magister Joh. Theod. Wi . . ., der 1753 starb. Die (beschädigte) Schrifttafel wird von einer trauernden, in einem Blütenkelch sitzenden Gestalt gehalten. In der alten ehemaligen Deutschordenskirche hängt die älteste Glocke der Mark Brandenburg.

Mehlhardt (1977): Wenn die Glocken das neue Jahr einläuten, hören die laut Feiernden ebenso wie die Nachdenklichen auf den Glockenklang. Glocken haben ihren besonderen Reiz. Uns hat eine Glocke nach Mörz im Kirchenkreis Belzig gelockt, von der man sagt, sie sei die älteste der Mark. Pfarrer Herbert Rexin (Dahnsdorf) wehrt bescheiden ab: "Wir haben in Mörz die älteste Glocke des Kirchenkreises. Ob auch der ganzen Mark, das wissen wir nicht." Schaut man sich aber die Arbeiten bekannter Glockenkenner an, so weisen alle auf Mörz, wenn es um die älteste märkische Glocke geht. Im Kirchturm von Mörz hängen drei Glocken: eine große Bronzeglocke (Durchmesser. 100 cm, Gewicht 622 kg), auf der wir die Inschrift "hil: got ewiges Wort an deme live hier onde deren silen dort, hylf" entziffern, eine weitere fast ebensogroße Bronzeglocke und schließlich eine kleinere Glocke in Zuckerhutform (Durchmesser nur 49 cm, Gewicht 69 kg), offensichtlich die berühmte alte, ja älteste Glocke. Vor vier Jahrzehnten fand ein Besucher noch deutlich sichtbar am Glockenhals vier Münzen (Brakteaten) eingegossen. Obwohl wir weder diese oder das flache Rautenbandmuster entdecken können, beides Zeichen hohen Alters, eilen unsere Gedanken weit zurück in die Vergangenheit durch die Jahrhunderte, in denen der Klang der Glocke das Leben der Menschen mit seinem Glück und Leid, bei Geburt und Tod begleitete. Nach Gestalt und Zustand könnte die Glocke durchaus noch aus dem 12. Jahrhundert stammen, vielleicht aus der ersten Zeit der deutschen Besiedlung des Ortes. 1161 wird Mörz erstmals urkundlich erwähnt und zwar als "Burgward" an der Straße von Magdeburg nach Jüterbog. Aber die Besiedlung dieses Gebietes geht viel weiter zurück: Grabungen an einem großen Ringwall von über 60 m Durchmesser auf einer Landzunge im Planetal im Nordosten des Ortes ergaben zahlreiche Bodenfunde aus der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit sowie spätslawische Keramik. Der Grundriß der Mörzer Kirche erinnert stark an die benachbarte Dahnsdorfer Kirche des Deutschen Ritterordens, aber weder die Orts- noch die Kirchengeschichte von Mörz läßt eine Verbindung des Ortes zu diesem Orden erkennen. Seit 1297 (sic; recte 1257) gehörte Mörz vielmehr dem Zisterzienser-Nonnenkloster St. Lorenz zu Magdeburg und war später kurfürstlich-sächsisches Lehen. Über die kirchlichen Verhältnisse in Mörz gleich nach der Reformation sind wir durch die beiden Visitationsberichte (1530 und 1534) enger Mitarbeiter Martin Luthers informiert. 1530 war Peter Stölpen, der kanonisches Recht in Wittenberg studiert hatte, Pfarrer in Mörz, der 1535 von Werner Stechow abgelöst wurde. Nach seinem Tode 1540 bestellte Bugenhagen anstelle der damals abwesenden Visitatoren Andreas Holm zum Pfarrer in Mörz, der fünfzehn Jahre Mönch im Kloster Zinna war und dort auch zum Priester geweiht wurde. Er war bereits seit 1534 evangelischer Pfarrer. Nachdem er bis 1555 in Mörz amtiert hatte, nötigten ihn Alter und Schwachheit, einen Stellvertreter anzunehmen. Mit Zustimmung des Wittenberger Konsistoriums wählte er seinen Sohn, der in Wittenberg am 11. Juli 1550 immatrikuliert und am 22. Mai 1555 von Bugenhagen ordiniert wurde. Nicht diese Pfarrer und ihre glaubensstarke Gemeinde, sondern Vorgänger und Nachfolger haben durch den Bau der Kirche (Anfang 12. Jh.), die Umbauten (17./18. Jh.) und Renovierungen (zuletzt 1957) das heutige Bild dieser Kirche geprägt. Der sehr sorgfältig ausgeführte romanische Feldsteinbau hat jetzt den Eingang an der Westseite des Turmes, der zwar schmaler als das Schiff ist, aber dennoch mit dem kleinen, quergestellten Satteldach sehr imponierend in die Höhe ragt. Der Innenraum ist klar gegliedert: Ein großer Rundbogen verbindet das Schiff mit dem etwas schmaleren, dreiseitigen Altarraum. Die Fenster an der Südseite des Schiffes und im Altarraum sind mit zartgrünem Antikglas versehen. Beide Räume haben eine Balkendecke. Der Blockaltar ist aus Feldsteinen gemauert und gefugt, der Aufsatz ist aus Holz (1699). Das Altarbild zeigt das Heilige Abendmahl, über diesem ein ovales Bild "Die Auferstehung Christi". Im oberen Teil des Aufsatzes die Nachbildung einer Weintraube, darüber das Dreieck mit dem Gottesauge. Die barocke Seitenkanzel wurde 1625 aufgestellt. Sie wurde - ebenso wie der Altar -, 1957 von Karl Munzlinger (Brandenburg) restauriert; die Bilder von Ernst Doerck (Bergholz-Rehbrücke). Ein besonders interessanter Schmuck dieser Kirche sind die Erinnerungen an frühere Pfarrer der Gemeinde: so im nördlichen Teil des Triumphbogens ein Ölbild "Johannes und Maria unter dem Kreuz" (1696), in das später die Pfarrersfamilie Christian Weigel mit ihren Kindern eingemalt wurde, wobei ein zum Pfarramt bestimmter Knabe bereits den Talar trägt und die verstorbenen Kinder als "Engerlinge" (der ganze Körper bis auf das Gesicht mit Leinenbinden umwickelt) dargestellt sind. Vom Pfarrer Joh. T. Wirsich (+ 1753) gibt es ein Porträt im Schiff; sein Grabstein befindet sich unter der Orgelempore. Ein Reliefbild an der Südwand des Altarraums zeigt Pfarrer D. Peter Reinhold Grundemann, Pfarrer in Mörz 1869 bis 1913. Grundemann war Missionspfarrer und hatte später eine Professur. Auf dem Gestühl der Kirche befinden sich 105 schmiedeiserne Kerzenleuchter, 1957 von Emil Funk (Gildenhall/Neuruppin) hergestellt, ein äußeres Zeichen dafür, wie diese Gemeinde Traditionen wahrt. Wie opferbereit und zukunftsoffen sie aber auch ist, beweist die gegenwärtig in Gang kommende Renovierung des alten Pfarrhauses, in dem sich bereits ein neuer Prediger für die Gemeinde auf sein Amt vorbereitet. Dieter Melhardt.

Pfannenstiel (1991): Die Kirche in Mörz
Setzt der Wanderer, nachdem er vielleicht die Kirche in Dahnsdorf besichtigt hat, seinen Weg fort in Richtung Mörz (etwa zwei Kilometer von Dahnsdorf entfernt), so sieht er in einiger Entfernung eine Kirche und gewinnt, besonders beim Anblick des Turmes zunächst den Eindruck, sie sei der Dahnsdorfer Kirche sehr ähnlich. Im Dorf angekommen, vergleicht er beide Gebäude. Dabei stellt er fest, daß doch gewisse Unterschiede bestehen. Zwar handelt es sich in Mörz auch um eine Feldsteinkirche in guter Bauausführung mit Kirchenschiff, etwas schmalerem (eingezogenem) Chor (Altarraum) und westlichem Querturm mit Satteldach. Dieser Turm ist jedoch etwas schmaler als das Schiff. Besonders auffällig aber ist der Unterschied an der Ostseite. Eine Apsis ist nicht vorhanden. Die Kirche ist in romanischem Stil in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut worden. Der Altarraum wurde im 18. Jahrhundert nach Osten erweitert und dreiseitig geschlossen. Die romanischen Rundbogenportale im Süden und Norden sind noch erkennbar. Ein breiter rundbogiger Triumphbogen im Innern zeugt ebenfalls von der Romanik. Manche Baumaßnahmen in früherer Zeit haben das Ursprüngliche des Kirchengebäudes etwas verändert. Dies waren im wesentlichen außer der bereits oben erwähnten Änderung in bezug auf den Altarraum folgende Baumaßnahmen im 19. Jahrhundert: die Vergrößerung von je zwei Fenstern in der Süd- und Nordwand des Schiffes, die Anlegung des Eingangs an der Westseite des Turmes und das Zumauern des Eingangs an der Südseite des Schiffes. Die 1957 durchgeführten Arbeiten bezogen sich unter anderem auf das Zumauern der beiden Fenster im Altarraum an der Südost- und Nordostseite sowie die Renovierung im Innern der Kirche. Wesentliche Beiträge zur Sicherung der Bausubstanz des Gebäudes waren das im März bzw. April 1991 erfolgte Neulatten und Neueindecken der Dächer des Schiffes und des Altarraumes mit roten Biberschwänzen sowie die Installation einer Blitzschutzanlage. Das heutige Aussehen des Kirchengebäudes wird durch alle diese Arbeiten mitbestimmt. Von der reichlichen Ausstattung an Inventar ist zunächst hervorzuheben der mit Verzierungen versehene Altaraufsatz aus Holz von 1699. Er hat zwei Gemälde: das Heilige Abendmahl und im Oval die Auferstehung Christi. Die hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze von 1625 hat Ecksäulchen und an den Seitenflächen die Bilder Christi und der Evangelisten. Der aus Sandstein gearbeitete Taufstein ist aus romanischer Zeit. Von den drei Bronzeglocken gehört die mittlere von etwa 1220 mit zu den ältesten Glocken in der Mark Brandenburg. Beachtlich ist die Ausstattung mit Gemälden und Epitaphien (Grabmale mit Inschrift) früherer Mörzer Pfarrer (Ende 17. bzw. 18. Jahrhundert), wobei das Sandstein-Epitaph für M. Johann Theodor Wirsich kunstgeschichtlich bedeutsam ist.

Pfeifer (1997): Mörz zwischen Belzig und Niemegk Die große Kirche mitten im Dorf gibt ein Rätsel auf.
Der Westturm ist kein Westriegel, d. h. er ist eingezogen, springt zum Langhaus hin jeweils um einen Meter zurück und schließt also nicht bündig an das Kirchenschiff an, wie es sonst die Türme im 13. Jahrhundert tun.
Das Mauerwerk des Turms ist um Wesentliches besser, als das des Schiffes, was bedeutet, daß der Turm älter als das Langhaus ist. Außerdem hat er innen einen etwa fünf Meter hochgelegenen, deutlich erkennbaren Einstieg, der von außen, nicht mehr sichtbar, vermauert ist. Solche Eingänge dienten bei Burgtürmen der Sicherheit, denn man konnte sie nur über eine herabgelassene Leiter erreichen.
Da sich nicht weit vom Platz der Kirche ein Burgward (burgartige Anlage zur Verwaltung des umliegenden Landes und Schutz der Bevölkerung vor Angriffen) befand, halte ich es für möglich, daß er zuerst für sich allein stand als Wachturm für diesen Burgward. Er könnte auch ein adliger Wohnturm gewesen sein. Man könnte ihn später zum Kirchturm umfunktioniert haben, was auch die spätere und schlechtere Mauerung des Kirchenbaus erklären würde. Wegen der mangelnden Quellenlage ist dieses Problem wohl kaum endgültig zu klären.
Im Barock, vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist der Chor nach Osten erweitert worden. ursprünglich handelte es sich um eine Chorquadratkirche. Der für romanische Kirchen völlig unübliche Dreiseitabschluß und die hier mit Abstand schlechteste Steinlagerung der Wand verrät die späte Bauzeit. Aus dieser Zeit stammen die vergrößerten und mit Backsteinen eingefaßten Fenster und das Westportal. Die romanischen Nord- und Südportale sind noch erkennbar. Der Chor ist durch einen kräftigen Triumphbogen von der Kirche getrennt. Die barocke Innenausstattung zeigt fast alle Merkmale der typisch protestantischen Innenausstattung:
- dreispurige Kastenbestuhlung
- Hufeisen-Empore
- Pfarrstuhl, geteilt in zwei Abschnitte für den Pfarrer und eventuell anwesenden Superintendenten
- eine sehr schöne Kanzel mit Kanzeldecke und feingeschnitzter Holzbekrönung
Ein Prachtstück ist der Altar mit einer Abendmahlsdarstellung auf dem Altarblatt, darüber im Oval eine Auferstehung, sternförmig überstrahlt vom Dreieck mit dem Auge Gottes. Das Ganze, wie üblich, ein Portikusaltar, hier mit gedrehten Säulen eingefaßt (gedrehte Säulen sollen nach der Tradition auch im Tempel Salomos verwendet worden sein). Im Schnitzwerk der Akanthuswangen eine häßliche Darstellung von Brot und Wein, wohl aus der (Akanthus schon antikes Muster nach den Blättern der Akanthus) Renovierung von 1955, die mit den Schranken vor dem Altar korrespondieren (s. 1. Teil). Auch die Sprüche in der Predella weisen darauf hin. Eine gotische, nicht ganz ebenmäßige achtseitige Taufe steht mittig unter dem Triumphbogen. Sie ist unregelmäßig scharriert (geritzt). Da ich Scharrierungen auch von anderen Taufsteinen kenne, halte ich sie für alt. Hervorzuheben ist unter anderen Grabsteinen und Epitaphien besonders eine qualitätsvolle Arbeit von 1746 mit einer Frauenfigur, eingefaßt in eine Muschelform, die Anklänge an das Rokoko erkennen läßt, und ein Totenbrett, versteckt unter der Empore an der Westwand. Solche Totenbretter hat es häufiger gegeben. Sie wurden immer als Erinnerung für ein frühverstorbenes Kind in den Kirchen angebracht und lassen in rührender Weise etwas von Leben und Leiden der Dorfbewohner durchklingen. Das Pfarrhaus befindet sich westlich hinter dem Friedhof.

Ibbeken (1999)(S.160): Mörz liegt 7 km südöstlich von Belzig. Die recht regelmäßig gemauerte Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts. Der Westturm ist etwas schmaler als das Schiff, er trägt ein Satteldach zwischen den Giebeln. Der Turm ist möglicherweise älter als die Kirche, er besitzt mehrere Lichtschlitze und auf der breiten Seite drei, auf der schmalen zwei originale Schallöffnungen. Der hohe Turm gehört zu den eindrucksvollsten des Fläming. Im Schiff ist noch der Rundbogen der ehemaligen Gemeindepforte zu erkennen. Aufnahme von Südwesten.
(S.161)Mörz. Der eingezogene Chor wurde im 18. Jahrhundert dreiseitig geschlossen, das Mauerwerk ist sehr unreglmäßig. An der südlichen Chorwand ist die rundbogige Priesterpforte erhalten. Aufnahme von Südosten.
(S.162)Mörz, Portal des Westturms. Die Quaderung und der Lagenbau der Feldsteine sind fast perfekt. Das gestufte, neuromanische Backsteinportal stammt vom Beginn dieses Jahrhunderts, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich eine Neuerung auch harmonisch in das Alte einfügen kann. Aufnahme von Westen.

Aufnahme der Kirche: Juli 1999, Oktober 2000

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Mörz (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003