Lübnitz (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Dorfkirche in Lübnitz scheint auf den ersten Blick eine Dorfkirche mit schön gestaffelter, vierteiliger Baustruktur zu sein. Allerdings ist der Turm wohl später in den westlichen Teil des Schiffes hineingebaut worden.

Lage der Kirche: Lübnitz liegt 5 km nordwestlich von Belzig. Der Ort ist ein Straßenangerdorf (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt mitten im Ort nördlich der Straße.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1314 erstmals urkundlich, wenn auch nur indirekt erwähnt, als ein "Heinrich, Pfarrer in Lübnitz" Zeuge in Leitzkau ist. Fischer (1970) gibt drei Deutungen, von denen er jedoch die folgende Möglichkeit favorisiert: Lübnitz dürfte sich von einem polabischen "Lubnici" = "Dorf oder Leute eines Lub´n" (Koseform zu Lubgost) ableiten. Lübnitz fiel im 15. Jahrhundert für einige Jahrzehnte wüst, wurde aber noch in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts wieder besiedelt. 1496 wurden wieder 5 Steuerpflichtige registriert. Das Dorf war z.T. im Besitz des Kurfüsten, z.T. aber auch im Besitz von seinen Lehnmannen; nachweislich von 1467-1601 die Familie von Ziegesar, von 1601 bis 1872 die Familie von Lochow. Im 15. Jahrhundert konnte der Schulze von Belzig über Einnahmen aus Lübnitz verfügen. Nach dem 30-jährigen Krieg war der Ort ebenfalls für mindestens zwei Jahrzehnte wüst. 1575 sind zwei Pfarrhufen nachgewiesen, die Kirche hatte zwei Stücke Acker.

Baustruktur: Die Kirche ist eine scheinbar vierteilige Anlage mit einem aber erst nachträglich in den Westteil des Schiffes eingebauten Querwestturm sowie Schiff, eingezogenem Chor und Apsis.
Die Maße sind:
Länge = 17,05 m
Breite = 8,30 m
Choreinzug 1 m
Chorlänge = 5,60 m
Chorbreite = 6,30 m
Apsiseinzug = 40 cm
Apsisbreite = 5,50 m
und Apsisauswölbung = 2,30 m.
Der Ostgiebel des Schiffes zeigt deutlich, daß die Seitenwände und der Giebel des Schiffes um etliche Zehnerzentimeter in Backsteinen erhöht worden sind. Die Giebel des Turmes sind aus kleinformatigen Ziegeln gemauert. Leider konnte das Format bisher noch nicht erfaßt werden. Der Ursprungsbau dieser Kirche entstand vermutlich in zwei Bauphasen. Im östlichem Teil des Schiffes ist eine Baunaht zu erkennen. Ein Nordanbau nimmt die gesamte Länge des Chors ein und springt über Schiffsbreite vor. Im "Dehio" ist er als Gruftanbau bezeichnet. Die Kirche ist fast exakt Ost-West ausgerichtet.

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk ist lagig mit mäßig gut gequaderten Feldsteinen; einzelne Auskeilungen kommen vor. Die Westwand des Turms ist aus einem Mischmauerwerk aus Ziegeln und Feldsteinen hochgemauert. Einzelne Ziegel konnten gemessen werden; sie haben das Format 27,5-28 x 13,5-14,5 x 8-8,5 cm. Der Ostgiebel des Schiffs ist unregelmäßig gemauert, dagegen ist der Ostgiebel des Chors regelmäßig lagig mit gequaderten Feldsteinen. Nord- und Südgiebel des Turms sind mit Ziegeln gemauert. Das Mauerwerk des Nordanbaus ist unregelmäßig.
Die Kirche ist um ca. 60 cm aufgestockt. Dies ist vor allem im
Ostgiebel des Schiffes und der Position der ursprünglichen Fenster, die tief unterhalb der Traufhöhe des Schiffes liegen, zu erkennen.

Mörtel und Putze: Die Kirche zeigt lediglich einen Fugenputz.

Portale: Das Nordportal ist zugesetzt. Es ist rundbogig mit gut behauenen Gewändesteinen. Das Südportal ist rundbogig und hat ein verputztes Ziegelgewände. Die Ziegel haben das Format 27,5-28 x 13,5-14,5 x 8-8,5 cm, dasselbe Format wie etliche Ziegel in der Westwand des Turmes. Die Priesterpforte auf der Südseite des Chors ist rundbogig mit einem Gewände teils aus Ziegeln, teils aus Feldsteinen. Die Ziegel haben das Format 28 x 13-14 x 7-8 cm. Der Nordanbau hat auf der Ostseite ein segmentbogiges Portal mit Ziegelgewände, das mit Ziegelmaterial zugesetzt ist. Die Ziegel des Gewändes haben das Format 27,5-28 x 13,5-14 x 7-7,5 cm.

Fenster und Blenden: Die Südseite des Schiffes weist fünf Fensteröffnungen auf, zwei dichtstehende segmentbogige Fenster in der östlichen Hälfte, ein kürzeres korbbogiges Fenster östlich über dem Mittelportal und ein etwas längeres korbbogiges Fenster westlich über dem Mittelportal. Östlich neben dem Mittelportal ist ein hochrechteckiges Fensterchen mit Ziegelgewände. Das kürzere korbbogige Fenster hat am unteren Ende einen zugesetzten Bereich; d.h. es war ursprünglich genauso hoch wie das westliche korbbogige Fenster. Am Übergang zum Turm zeichnet sich ein zugesetztes romanisches Fenster im Mauerwerk ab, das 140 x 70 cm im äußeren Umriß mißt. Es hat behauene Bogen- und Gewändesteine. Die Schiffsnordseite weist ebenfalls ein zugesetztes romanisches Fenster im Übergangsbereich vom Schiff zum Turm auf. Außerdem gibt es auf der Nordseite zwei weitere korbbogige, verhältnismäßig kleine Fenster. Sie befinden sich vermutlich an der Stelle der ursprünglichen romanischen Fenster. Die zwei Fenster der Chorsüdseite sind breit und segmentbogig mit Putzfaschen. Die Apsis weist noch drei in Form und Größe ursprüngliche Fenster auf, allerdings haben alle eine Putzfasche bekommen. Sie messen 110 cm in der Höhe und 55 cm in der Breite. Im Turm sind unterhalb des Glockengeschosses zwei Schartenöffnungen übereinander. Die obere Schartenöffnung hat ein Gewände aus Feldsteinen, die untere ein Ziegelgewände. Die Westseite hat eine Schartenöffnung.

Innenbögen: Wir haben die Kirche noch nicht von innen gesehen, so dass wir auf Angaben in der Literatur angewiesen sind. Der Triumphbogen ist rundbogig.

Turm: Der Turm ist ein wohl später in das Schiff gebauter Westturm. Die Westwand ist wohl größtenteils ein Wiederaufbau. Seine Ostwand wurde so in den westlichen Teil des Schiffes eingebaut, dass sie auf Nord- und Südseite jeweils das ursprünglich westliche Schiffsfenster verschließt. In seiner Westseite ist auf Höhe des Glockengeschosses eine Eckkante zu erkennen, die darauf schließen lässt, dass die Kirche ursprünglichen einen mittig hochgezogenen Giebelturm hatte. Der Turm hat zwei rundbogige Schallöffnungen mit Feldsteingewände auf der Ostseite, eine Schallöffnung auf der Südseite (mit Ziegelgewände).

Dächer: Die Apsis hat ein Halbkegeldach, das mit sehr alten Biberschwanzziegeln gedeckt ist. Chor und Schiff haben Satteldächer, der Nordanbau ein Pultdach. Diese Dächer sind auf der Südseite mit Biberschwänzen gedeckt, auf der Nordseite mit Doppelfalzziegeln. Der Turm hat ein quergestelltes Satteldach.

Innenausstattung: Das Innere haben wir noch nicht gesehen.

Außenbereich: Im Außenbereich notierten wir keine Besonderheiten.

Baugeschichte: Aufgrund der Baustruktur und der Mauerwerksausführung sowie der Chorproportionen kann der Baubeginn der Kirche an den Anfang des 13. Jahrhunderts datiert werden. In der ersten Bauphase wurden die Apsis und der eingezogene Chor sowie die Ostwand und die östlichsten Partien der Seitenwände des Schiffes errichtet. In einer zweiten Phase wurde dann das Schiff gebaut. Das Südportal und das zugesetzte Nordportal befinden sich relativ weit im Westen des Kirchenbaus, sehr nahe am (heutigen) Turm. Dies könnte bedeuten, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein Querwestturm angebaut werden sollte. Die Portale sind meist mittig angeordnet bezogen auf das Schiff (wenn kein Westturm vorhanden ist) bzw. mittig auf Querwestturm/Schiff (wenn ein Westturm vorhanden ist). Ein Gegenbeispiel ist die Kirchenruine Rogäsen mit einem dicht am Querwestturm liegenden Gemeindeportal. Gegen das Vorhaben einen Querwestturm anzubauen spricht jedoch die große Länge des Schiffs bzw. der Längen-/Breiten-Index des Schiffs von 2:1. Wir neigen daher eher zur Ansicht, dass die dreiteilige Struktur dem ursprünglichen Bauplan entspricht. Außerdem ist in der Westwand des Turm in Höhe des Glockengeschosses eine ausgeprägte Kante zu sehen, die nur die Eckkante eines mittig hochgezogenen Giebelturms gewesen sein kann. Das Schiff hatte je drei Fenster auf Nord- und Südseite, der Chor je zwei Fenster, und die Apsis hatte die üblichen drei Fenster. Das Priesterportal war auf der Südseite des Chors.
Vermutlich wurde Anfang des 16. Jahrhunderts der westliche Teil des Schiffs als Westturm abgetrennt und in Schiffsbreite hochgemauert. Die jeweils westlichen Fenster auf Nord- und Südseite wurden zugesetzt. Die Westwand wurde mit einem Mischmauerwerk aus Ziegeln repariert. Die Ziegelformate mit ihrer Höhe von 8-8,5 cm deuten auf das 16. Jahrhundert als Entstehungszeit des Turms. Die Feldsteingewände von Priesterportal und Südportal wurden durch Ziegelgewände ersetzt. Die Ziegelformate der Portalgewände und der Ziegel in der Westwand des Turmes sind identisch. Lübnitz war im 15. Jahrhundert wüst gefallen und erst zu Ende des 15. Jahrhundert wiederbesiedelt worden. Die hier angenommene Renovierung der Kirche könnte auf den Wiederaufbau der Kirche nach der Wiederbesiedlung hindeuten.
Im 17. Jahrhundert erfolgte der Anbau der Gruft an der Nordseite des Chors. Die Ziegelformate in der Westwand des Turmes und im Nordanbau unterscheiden sich, können also nicht derselben Bauphase angehören. Die Fenster wurden korbbogig verändert. Die Ziegelformate sind typisch "barock".
18. Jahrhundert: Die südlichen Chorfenster wurden segmentbogig verändert. Vermutlich wurde zu diesem Zeitpunkt auch das zweite korbbogige Fenster von Westen auf der Schiffs-Südseite durch Zusetzen des unteren Teils etwas verkleinert. Wahrscheinlich wurde das östliche Schiffsfenster neu eingebrochen, das zweite Fenster segmentbogig verändert. Die Schiffswände der Kirche und der Ostgiebel wurden um ca. 60 cm mit Ziegeln aufgestockt.
Für das 20. Jahrhundert führt Pfannenstiel folgende Baumaßnahmen auf:
1967 erfolgte eine Ausmalung des Innenraumes.
1970: Instandsetzung des Dachbodenbelages.
1971/72: Neueindecken des Turmdaches mit Biberschwänzen, Einrichtung eines Gemeinde- und Unterrichtsraumes in der ehemaligen Patronatsloge auf der nördlichen Seitenempore und Installation einer elektrischen Beleuchtung.
1988: teilweise Neueindeckung, teilweise Umdeckung des Kirchendaches.

Vergleiche: Die Dorfkirche in Lübnitz kommt mit einem Längen/Breitenindex des Schiffs von 2:1 an einige der "großen" Dorfkirchen im Fläming (Buckau, Görzke) heran, ist jedoch in den absoluten Maßen deutlich kleiner.

Bemerkungen: Der Querwestturm ist nicht im Barock hochgezogen worden. Dagegen sprechen die Formate der Ziegel, die an den Ecken verwendet wurden.

Information und Dank: -

Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.70/1, Rohrlach (1977), Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.238-40, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S., Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S., Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.150, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.18, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.630.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Lübnitz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem quadr. Chor und Apsis, A. 13. Jh. Der WTeil des Schiffes im Bar. als WQuerturm mit Satteldach hochgeführt. Aus gleicher Zeit Gruftanbau an der NSeite des Chores. Die urspr. rundbogigen Öffnungen teilweise erh. oder erkennbar. Rest. um 1960. Schiff und Chor mit modernen Holzdecken. Hufeisenempore. - Kanzel gegen 1700, Holz neu gefaßt, am polyg. Korb gedrehte Ecksäulcben, in den Blendfeldern dazwischen Schnitzfiguren der 4 Evangelisten auf Konsolen. Auf der NEmpore schlichte Patronatsloge, an der Brüstung Wappenmalerei, z.T. auf Metall.

Dehio/Brandenburg: Lübnitz Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Saalbau aus Feldstein, A. 13. Jh., mit eingezogenem quadratischen Chor und Apsis. Urspr. Dachturm mit massiver Westseite, später (angeblich barock) unter Einfügung einer Zwischenwand zum Breitturm ausgebaut. Der Gruftanbau an der Nordseite des Chors möglicherweise gleichzeitig. Die romanischen Fenster größtenteils korbbogig erweitert, auf der Nordseite zugesetztes Portal. Rest. um 1960. Eine schmale Westempore (16./17.Jh.?) später zur Hufeisenempore vergrößert. - Kanzel gegen 1700, Holz neu gefaßt, am polygonalen Korb gedrehte Ecksäulchen, dazwischen Schnitzfiguren der vier Evangelisten auf Konsolen. Auf der Nordempore schlichte Patronatsloge, an der Brüstung Wappenmalerei, z. T. auf Metall.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Lübnitz Dorfkirche Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und westlichem Breitturm, 13. Jh. Kanzel E. 17. Jh., mit 4 Schnitzfiguren. Emporen und Patronatsloge gleichzeitig, die Brüstungsfelder mit gemalten Wappen. Kruzifix 15. Jh. (Leihgabe aus Schwanebeck). Glocke, Gußeisen 1818.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und w Breitturm 13. Jh.

Pfannenstiel (1992): Die Kirche in Lübnitz
Im Frühling waren wir in Lübnitz, um uns die dortige Kirche anzusehen. Der Ort liegt nordwestlich von Belzig und ist von dort nach etwa 5 km auf der Landstraße Belzig - Lübnitz - Benken - Görzke - Ziesar zu erreichen.
Die innerhalb des alten Friedhofes an der verkehrsreichen Durchgangsstraße gelegene Kirche ist ein schöner spätromanischer Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert mit rechteckigem Kirchenschiff, eingezogenem (etwas schmalerem) Chor (Altarraum), Apsis (Altarnische) und Turm. Die Feldsteine sind zum Teil gut bearbeitet.
Man gelangt in die Kirche durch den Haupteingang in der Südwand des Schiffes. Kleine rundbogige Fenster aus romanischer Zeit sind noch erhalten. An der Außenseite der Nordwand des Schiffes ist ein zugemauerter rundbogiger ehemaliger Eingang zu erkennen. Im Inneren befindet sich je eine westliche - südliche - und nördliche Seitenempore. Die nördliche Seitenempore wird größtenteils von der 5-fenstrigen ehemaligen Patronatsloge eingenommen, in welcher ein Gemeinde- und Unterrichtsraum eingerichtet ist. An der Brüstung dieser Loge sind sechs gemalte Wappen zu sehen. Das Schiff hat eine flache Holzdecke, die an der südlichen und teilweise an der nördlichen Seitenkante abgerundet ist.
Ein großer Rundbogen verbindet das Schiff mit dem Altarraum, dessen Südwand einen kleinen Eingang (alte Priesterpforte) enthält. Die Nordwand weist innen ein kleines zugemauertes romanisches Fenster auf. Der Altarraum hat eine gewölbte Holzdecke.
Nach Osten schließt sich die halbrunde, innen gewölbte Apsis mit ihren drei romanischen Fenstern an. An der Nordseite des Altarraumes befindet sich ein Anbau aus Feldsteinen. Sein kleiner ehemaliger Eingang an der Ostseite ist zugemauert. Es handelt sich um eine Gruft für Mitglieder der früheren patronatlichen Familie. Lübnitz war ehemals ein Rittergut, welches 1602 von den Gebrüdern von Lochow übernommen worden ist. Die Gutsherrschaft derer von Lochow hatte bis 1945 das Patronat über das Dorf und die Kirche.
Der an der Westseite aus Feldsteinen aufgeführte, rechteckige, quer zum Schiff stehende Turm ist ebenso breit wie dieses und schließt mit einem Satteldach ab. Er wurde anstelle eines westlichen Dachturmes, wie er bei den meisten der von uns besuchten Feldsteinkirchen im Hohen Fläming vorhanden ist, nachträglich im Barock in den Westteil des Kirchenschiffes hineingebaut. Der ursprüngliche ehemalige Oberteil des Westgiebels ist von außen her und in der Glockenstube auch von innen her gut erkennbar.
Da nach 1945 - bedingt durch politische und wirtschaftliche Verhältnisse - nur wenig für die Unterhaltung der Kirche getan wurde, befand sie sich bis 1966 in ziemlich verwahrlostem Zustand. 1967 erfolgte eine Ausmalung des Innenraumes. Weitere in neuerer Zeit durchgeführte größere Instandsetzungen und Verbesserungen waren:
1970: Instandsetzung des Dachbodenbelages, 1971/72: Neueindecken des Turmdaches mit Biberschwänzen, Einrichtung eines Gemeinde- und Unterrichtsraumes in der ehemaligen Patronatsloge auf der nördlichen Seitenempore und Installation einer elektrischen Beleuchtung, 1988: teilweise Neueindeckung, teilweise Umdeckung des Kirchendaches.
Von der Innenausstattung kann hier nur die barocke, Ende des 17. Jahrhunderts geschaffene hölzerne Kanzel mit ihren gedrehten Säulchen an den Ecken erwähnt werden.
Kirchliche Bausachverständige haben auf Grund ihrer bereits vor längerer Zeit erfolgten Besichtigungen der Lübnitzer Kirche unter anderem geschrieben: "Die Kirche ist ein sehr reizvoller Feldsteinbau" und "sie ist eine besonders schöne Feldsteinkirche".
Es ist zu wünschen, daß die Kirchengemeinde, vertreten durch den 1990 gebildeten gemeinsamen Gemeindekirchenrat Hagelberg und Lübnitz auch in Hinblick auf diese Einschätzung sich ihrer Verantwortung bewußt ist, für die weitere Erhaltung dieser schönen alten Kirche zu sorgen. Nach den Besuchen des Dorfes und der Kirche am 30. März und 17. Mai 1992 darf man entsprechend den dabei gewonnenen Eindrücken wohl sagen: Möchte doch eine Rückbesinnung auf höhere Werte, als nur wirtschaftliche, stattfinden, und das Wort Gottes in der Kirche wieder gern gehört werden.

Pfeifer (1997): Lübnitz zwischen Belzig und Görzke
Die Kirche liegt etwas versteckt hinter einer hohen Mauer, die sicherlich nicht alt ist. Wenn man sie so sieht, denkt man: Eine vollständige Anlage mit Querriegel. Das Mauerwerk ist unten sehr gut, mit schönen Quaderschichten, nach oben schlechter werdend und: der Querriegel ist deutlich schlechter. Ob er aber, wie im Dehio vermerkt, im Barock hochgezogen wurde, bezweifle ich. Es war nicht die Art dieser Zeit, Querriegel so nach oben abzuschließen. Eher baute man auf den Ansätzen eines Turmes irgendeinen barocken Abschluß mit Haube und Laterne und Verschieferung. Mir scheint, daß der Turm schon im 14./15. Jh nach oben fertiggestellt wurde. Jedenfalls bietet der Anblick von Osten her eine schöne Staffelung der Kirchenteile über Apsis, Chor, Schiff und Turm. Die Nähe zum Havelland, einem Zentralgebiet des Adelbesitzes, hat dieser Flämingkirche seltene Zutaten beschert: Einen Gruftanbau an der Nordseite des Chors und einen Patronatsstuhl im Inneren, d. h., daß diese Kirche irgendwann in den Besitz eines kleinen Adelsgeschlechts gelangt sein muß. Das Innere ist bestimmt durch die zwei großen Arkaden des Triumphbogens und der Apsis, in der ein einfacher Altarblock steht, der den Blick in die Rundung mit ihren drei alten Fenstern freiläßt. Die Innenausstattung, einheitlich in barocker Art, aber wohl nicht barocker Farbe, (es ist ein etwas stereotypes helles Grau, enthält eine schöne Kanzel (um 1700) am rechten Triumphbogenarm mit vier geschnitzten Evangelistenfiguren in den Feldern des polygonalen Kanzelkorbs. Die Neufassung (Neubemalung) von 1960 könnte auf alten Farbresten beruhen. Sie ist feinfühlig und hochansehlich. Die schlichte Patronatsloge auf hohen, dünnen Beinen ist mit liebenswert naiven Wappenmalereien geschmückt. Der Adelsherr war mit Sicherheit kein reicher Mann.

Ibbeken (1999): Lübnitz liegt 5 km nordwestlich von Belzig. Die Kirche stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert, das Alter des auf das westliche Schiff aufgesetzten Querriegels wird diskutiert. Die Priesterpforte am südlichen Chor ist noch erhalten. Leider wurden die Fenster unregelmäßig vergrößert. Die Steine der Bauecken sind sehr sorgfältig gequadert, sonst gibt es neben vielen behauenen Quadern auch eine Menge einfach gespaltener Findlinge. Die vier Bauelemente, Querriegel, Schiff, Chor und Apsis, sind hier besonders harmonisch gestaffelt. Aufnahme von Südsüdosten.

Ibbeken und Pfeifer (1997): Lübnitz liegt 5 km nordwestlich von Belzig. Das besonders im unteren Teil sehr saubere Mauerwerk ist aus Feldstein, die Kirche stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert, das Alter des auf das westliche Schiff aufgesetzten Querriegels wird diskutiert. Die Priesterpforte am südlichen Chor ist noch erhalten. Leider wurden die Fenster unregelmäßig vergrößert. Die vier Bauelemente Querriegel, Schiff, Chor und Apsis sind hier besonders harmonisch gestaffelt. Aufnahme von Südsüdosten.

Aufnahme der Kirche: Januar 1999, Juni 1999, Oktober 2000

Grundriss:

Grundriss der Kirche in Lübnitz (nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003