Kirchenkreis Beelitz-Treuenbrietzen
Die Kirche beeindruckt vor allem durch ihre Lage auf einem kleinen Hügel. Sie ist durch den hoch aufragenden, etwas überschiffsbreiten Westturm mit mittigem Dachreiter charakterisiert. Die Kirche ist heute eine lange Saalkirche, dürfte aber ursprünglich eine vierteilige Anlage gewesen sein; eingezogener Chor und Apsis fielen jedoch einem größeren Umbau zum Opfer, beim dem dieser Bereich auf Schiffsbreite gebracht wurde.
Lage der Kirche: Linthe liegt ca. 10 km nordwestlich von Treuenbrietzen, unmittelbar an der A 9 (Autobahnabfahrt Linthe). Linthe ist ein zusammengesetztes Angerdorf (Hist. Ortslexikon). Allerdings ist der ursprüngliche linsenförmige Anger kaum noch zu erkennen. Die ursprüngliche Ortslage wurde durch häufige Brände und Wiederaufbauten stark verändert. Die Kirche liegt auf einem kleinen Hügel und ist vom Friedhof umgeben.
Ortsgeschichte: Der Ort wurde im Jahre 1342 als "Lintow" zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name Linthe ist nicht sicher zu deuten. Fischer (1970) lehnt eine Herkunft bzw. Übereinstimmung mit Lindau/ow ab und denkt an eine Herkunft von einem slawischen Personennamen Linot/Linut. Um 1420 hatte der Schulze drei Lehnhufen. Insgesamt gab es 32 Hufen auf der Feldmark des Dorfes, davon hatte die Pfarre zwei Freihufen. Die Höhe der Abgaben wird leider in keiner der Urkunden erwähnt. Die Abgaben (Zins, Pacht und Zehnt) gingen an verschiedene Niederadelsfamilien (v. Oppen, v. Preußnitz, v. Brück, v. Seelen, v. Thümen und die Familie Schulte von Beelitz). 1506 gab es 11 Kossätengüter im Dorf, die sich im Laufe der Zeit vermehrten. Interessant ist, daß die Pfarre mit nur zwei Pfarrhufen ausgestattet war. Dies könnte auf eine frühe Gründung der Pfarre hindeuten.
Baustruktur: Die Kirche besteht aus dem Schiff (20,30 m lang, 10,10 m breit) und einem etwas breiteren Querwestturm (11,10 m Breite, 6,45 Länge). Das Schiff ist um 8,65 m nach Osten verlängert worden. Es ist zu vermuten, daß bei der Ostverlängerung ein eingezogener Chor mit Apsis abgebrochen worden ist. Die Ostverlängerung ist durch die alten Ortsteine des Schiffes und den Wechsel in der Mauerwerksausführung gut markiert. An der Südseite des Chorbereiches war barockzeitlich eine Sakristei angebaut worden, die aber wieder abgerissen wurde.
Mauerwerksausführung:
Das Mauerwerk besteht aus Feldsteinen. Lediglich in der
Ostverlängerung wurde in das Mauerwerk auch Ziegelbruch
eingefügt. Die Mauerwerksausführung des ursprünglichen
Schiffes ist lagig mit gut gequaderten Feldsteinen. Die
durchschnittliche Lagenhöhe beträgt 32/33 cm. Der Turm hat
zwar ebenfalls gut gequaderte Feldsteine, diese sind jedoch besser
als Buckelquader zu beschreiben. Die einzelnen Lagen lassen sich
nicht vom Turm auf das Schiff verfolgen. In ca. 2-3 m über der
Traufhöhe des Schiffes wird das Mauerwerk des Turmes
unregelmäßiger, und es sind gerade noch Lagen von großen,
nur gespaltenen Feldsteinen zu erkennen. Darüber folgt dann ein
Ziegelaufsatz. Die Ostverlängerung hat ein völlig
unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk mit viel
Ziegelbruch.
Beim Mauerwerk des Turmes fällt auf, daß
die Feldsteine schalig abplatzen bzw. verwittern. Dies deutet auf
eine thermische Beanspruchung der Feldsteine hin. An der Nordwand der
Kirche (Priesterportal und Gemeindeportal) beträgt die
Mauerstärke ca. 95 cm. Am Eingang zum Turm maßen wird eine
Mauerstärke von ca. 160 cm.
Mörtel und Putze: Die Kirche hat nur einen Fugenputz, der beim Turm wohl neueren Datums ist.
Portale: Die Kirche hat insgesamt vier, z.T. zugesetzte Portale. Das rundbogige Gemeindeportal ist relativ groß mit einem Feldsteingewände und einem Begleitbogen. Die Gewändesteine sind mit 32 cm Breite und 30 cm Tiefe relativ stark. Die Feldsteine des Begleitbogens sind ca. 28-34 cm lang und 12 cm hoch. Im Bereich der Ostverlängerung befindet sich in der Südwand ein mit Ziegeln zugesetztes Portal. Diese Ziegel messen 30-28,5 x 13,5 x 7-7,5 cm. Hier lag ursprünglich der Durchgang zu einer Sakristei an der Südseite des Chors. Das rundbogige Priesterportal ist zur Zeit der Ostverlängerung der Kirche aus der ursprünglichen Position in der Chornordwand herausgenommen worden und wiederum an etwa derselben Stelle der neuen Wand (relativ zum Schiff) eingesetzt worden. Es hat einen Ziegelbegleitbogen aus liegenden Läufern. Die Ziegel haben das Format 28,5 x 13-14 x 9-9,5 cm. In der Nordwand des Turms führt ein segmentbogiges Portal, das mit Ziegeln gefaßt ist, ins Turminnere. Die Ziegel messen 29,5-30 x 13,5-14,5 x 9,5 cm. Das Portal ist wohl später eingebrochen worden.
Fenster und Blenden: Das barocke Fenster in der Südseite der Chorverbreiterung hat ein Ziegelgewände. Die Ziegel haben unterschiedliche Formate: 28 x 13,5-14 x 8,5 cm und 28,5 x 14 x 7-7,5 cm. Vermutlich sind die Ziegel mit dem erstgenannten Format wiederverwendete Ziegel. In der Nordseite des Chors befindet sich ein segmentbogiges Fenster mit Ziegelgewände. Die ursprüngliche Südseite des Schiffes weist drei segmentbogige Fenster auf, wobei das westliche Fenster etwas länger ist. Zwischen dem zweiten und dritten Fenster von Westen ist noch der Umriß eines originalen rundbogigen Fensters zu erkennen. In der Nordwand des ursprünglichen Schiffes befinden sich vier ursprüngliche, rundbogige Fenster mit gut behauenem Feldsteingewände. Das westliche Fenster ist zugesetzt. Die Fenster messen 60 cm in der Breite und ca. 120 cm in der Höhe. Die Kirche hat kein Ostfenster.
Innenbögen: Durch den Abriß der östlichen Bauteile sind dort keine Innenbögen erhalten. Der Turminnenraum war mit dem Schiffsinneren durch zwei rundbogige Arkaden mit einem Mittelpfeiler verbunden. Sie sind heute als Blenden zugesetzt,und der Turm ist nur noch durch das nördliche Turmportal zugänglich.
Turm: Der Turm ist ein überschiffsbreiter Querwestturm. Es sind deutlich drei Bauphasen zu erkennen. Der untere Teil bis etwa 2-3 m über der Traufhöhe des Schiffes scheint gleichzeitig mit dem Schiff entstanden zu sein. Der mittlere Abschnitt hat ein lagiges Mauerwerk aus gespaltenen Feldsteinen, der obere Teil - im wesentlichen das Glockengeschoß - besteht aus Backstein. Hier maßen wir noch eine Mauerstärke von 65 cm. Das Glockengeschoß hat in der Nord- und Südwand mittig je eine gekuppelte Blende und außen je eine Schallöffnung. In der Ostwand ist außen je eine Schallöffnung, dann folgen jeweils nach innen gekuppelte Blenden, die eine mittige Schallöffnung zwischen sich einschließen. Die Ziegel der Schallöffnungen haben das Format 27,5-29 x 12,5-13 x 9-9,5 cm. Die Kirche hat drei Glocken, die neueren Datums sind. Der Turminnenraum wird heute als Leichenhalle genutzt. Das Dach des spitzen Dachreiters schließt mit Knopf und Windfahne.
Dächer: Das Schiff hat ein nach Osten abgewalmtes Satteldach, das mit Biberschwanzziegeln gedeckt ist. Das Quersatteldach des Westturms ist beidseitig abgewalmt und mit Platten gedeckt. Darauf steht mittig ein sechseitiger Dachreiter mit spitzem Helm, der ebenfalls völlig mit Platten gedeckt ist.
Innenausstattung:
Das Kircheninnere hat eine Bretterflachdecke mit freiliegenden
Balken und einem Längsunterzug.
Die Kirche hat einen
Ziegelfußboden.
Der Altar ist ein typischer Barockaltar
mit gedrehten Randsäulen,
geschnitzten Akanthuswangen und Akanthusbekrönung. Das
Altarblatt stellt die Erweckung der Tochter des Jairus dar. Der
"Dehio" datiert den Altar in die 1. Hälfte des 18.
Jahrhunderts.
Die polygonale
Kanzel steht auf einer
gedrehten Säule.
Der zwölfeckige Taufstein
aus Kalkstein geht nach unten ins Rund
über. Er hat am oberen Rand einen flachen Rundbogenfries und
dürfte daher wohl noch aus romanischer Zeit stammen. Auch die
Scharrierung am Fuß spricht für diese Zeit.
Das
Gestühl stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert.
Im Kirchenraum
sind eine West- und eine Nordempore aufgestellt. Die Westempore
hat einfache Kassetten, die bemalt
sind. Die Mitte ist ausgebaucht, und die zwei mittleren Kassetten
sind mit sich überschneidenden Diagonalstreifen verziert.
Die
Orgel
steht auf der Westempore und hat einen
einfachen Prospekt.
In der südlichen Hälfte der Ostwand
ist eine kleine, querrechteckige
Nische, die mit einem
Holztürchen verschlossen ist.
In der Kirche sind zwei
Grabsteine mit Putten für M. Johann Heinrich Rebhun (+ 1711) und
Maria Rebhun (+ 1724) aufgestellt.
Außenbereich: Der große Friedhof ist mit einer Feldstein- bzw. Ziegelmauer umgeben. Dabei markiert der Teil mit Feldsteinmauer den ursprünglichen Teil, der Teil mit Ziegelmauer eine Erweiterung des Friedhofes im Jahre 1894 (nach Beelitz, 1995).
Baugeschichte:
Schiff und Turm sind durch eine Doppelarkade miteinander
verbunden. Das spricht eindeutig dafür, daß der Westturm
zum ursprünglichen Bauplan gehörte. Allerdings lassen sich
die Schichten nicht vom Schiff auf den Turm verfolgen. Dies könnte
ein Indiz dafür sein, dass der Turm in einem späteren
Bauabschnitt entstand. Die Überbreite des Turmes ist durch die
größere Mauerstärke des Turmes bedingt (95 cm im
Schiff, 160 cm im Turm, 65 cm Einzug des Schiffes gegenüber dem
Turm). Es könnte daher auch sein, dass der Turm zusammen mit dem
Schiff in Schiffsbreite angelegt wurde, aber erst zu einem späteren
Zeitpunkt eine Ummantelung von gequaderten Feldsteinen erhielt (z.B.
als er höher gebaut wurde).
Die Pfarre ist mit nur zwei
Pfarrhufen ausgestattet. Dies läßt auf eine sehr frühe
Entstehung der Pfarre (wohl im 12. Jahrhundert) schließen. Dies
muß keinesfalls identisch mit dem Baubeginn der Kirche sein,
aber es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß der Bau
bereits im 12. Jahrhundert begonnen worden ist. Die Fenster haben ein
Höhen-Breiten-Verhältnis von 2:1, was wiederum einen
(späten) Baubeginn um die Mitte des 13. Jahrhunderts
unwahrscheinlich macht. Spätromanische Kirchen aus diesem
Zeitraum, wie z.B. die Dorfkirche Groß Machnow im Teltow (mit
vierteiliger Baustruktur) haben Höhen-Breiten-Verhältnisse
der Fenster von 2,5:1; außerdem sind die absoluten Fenstermaße
meist größer. Die Mauerwerksausführung des Schiffes
zeigt eine gute isodome Schichtung mit gut gequaderten Feldsteinen.
Dies deutet auf eine Entstehung im ersten Viertel des 13.
Jahrhunderts. Benachbarte Kirchen, die urkundlich belegt sehr früh
entstanden sind (z.B. Mörz) haben ein lagiges Mauerwerk aus
ungequaderten, meist kleinen Feldsteinen.
Aufgrund der
Mauerwerksausführung, der rundbogigen Öffnungen und der
rundbogigen Arkaden zwischen Turm und Schiff nehmen wir an, daß
die Kirche ursprünglich eine vierteilige Baustruktur aus
Westturm, geringfügig eingezogenem Schiff, etwas stärker
eingezogenem Chor und Apsis besaß. Das Schiff hatte je vier
Fenster auf Nord- und Südseite sowie ein Gemeindeportal in der
Nordwand. Im Chor dürfen wir auf Nord- und Südseite je zwei
Fenster annehmen. Das Priesterportal war auf der Nordseite des Chors.
In der Apsis sind die üblichen drei Fenster zu vermuten. Der
Westturm war nur bis etwa 3 m über die Traufhöhe des
Schiffes hochgemauert.
Vermutlich wurde bereits Anfang des 14.
Jahrhunderts der Turm in Feldstein erhöht. Da keine
Schallöffnungen in diesem Teil zu erkennen sind, ist damit zu
rechnen, daß dieser Turm ein hölzernes Glockengeschoß
hatte.
1409/10 wurde der Turm erneut erhöht. Das hölzerne
Glockengeschoß wurde durch ein Glockengeschoß aus Ziegeln
ersetzt. Das Holz des Dachstuhls wurde dendrochronologisch auf 1408/9
datiert. Das Ziegelformat des Ziegelbegleitbogens des Priesterportals
und des Turmportals stimmt mit dem Ziegelformat des Glockengeschosses
überein. Eine erste Veränderung des Priesterportals um
diese Zeit ist wahrscheinlich. Wahrscheinlich wurde auch der
Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff zugesetzt; der Turm erhielt
einen separaten Zugang auf der Nordseite.
Nach Beelitz (1995)
wurden 1769 der eingezogene Chor (und die Apsis) beseitigt und durch
eine schiffsbreite Ostverlängerung ersetzt. Dazu passend ist das
unregelmäßige Mauerwerk mit viel Ziegelbruch. Allerdings
finden sich in den Gewänden der Fenster der Ostverlängerung
neben den typisch barocken Ziegelformaten auch größere,
vermutlich wiederverwendete Ziegel, deren Maße auf eine
renaissance-zeitliche Bautätigkeit in diesem Bereich schließen
lassen (eine erste Fensterveränderung?). Noch älter als
diese Baumaßnahmen ist der Begleitbogen des Priesterportals
(und des Turmportals) mit ihren eindeutig gotischen Ziegelformaten
(s.o.). Das Priesterportal muß daher beim Umbau von 1769
insgesamt vom ursprünglichen, schmaleren Chor in die jetzige
Position versetzt worden sein.
An der Südseite des
Chorbereiches war eine Sakristei angebaut. Sie öffnete sich in
einer segmentbogigen Tür mit Ziegelgewände zum
Kircheninneren.
Bereits 1823 war die Sakristei an der Südseite
des Kirchengebäudes baufällig geworden und mußte
abgerissen werden. 1872 wurden die romanischen Fenster in der Südwand
des ursprünglichen Schiffes vergrößert.
Kirchenrenovationen fanden 1919 und 1965 statt. Das Innere wurde
1972/73 renoviert. Dabei wurden auch die Seitenemporen entfernt. Eine
Turmsanierung fand 1994 statt.
Vergleiche: Die
Kirche läßt sich am besten mit der Dorfkirche in
Wildenbruch vergleichen. Der Turm dieser Kirche hat eine Länge
von 5,85 m und eine Breite von 11,55 m. Er ist damit geringfügig
kürzer als der Turm der Linther Kirche bei ähnlicher
Breite. Das Schiff der Wildenbrucher Kirche hat mit 11,20 m Länge
und 10,50 m Breite annähernd die gleichen Maße und
Proportionen. Der Chor ist mit 5,85 m relativ kurz, aber mit 8,25 m
relativ breit. Auch dies entspricht den allerdings bei der Linther
Kirche nur vermuteten Chormaßen und -proportionen. Der nach
Osten verlängerte Teil der Linther Kirche (8,65 m) ist relativ
kurz und dürfte der Länge des ursprünglichen Chores
und der Apsis entsprechen, da vor der Ostwand, trotz des abschüssigen
Bodens, keine Fundamentreste einer über die heutige Ostwand
hinausragenden Apsis zu finden sind.
Das Nordportal der Kirche
von Linthe befindet sich relativ weit östlich; in einer
Position, die eher zu einem ursprünglichen Bau ohne Westturm
passen würde. Auch bei der Wildenbrucher Kirche finden wir diese
Verhältnisse vor. Hier ist jedoch sicher, daß der
Querwestturm zum ursprünglichen Bauplan gehörte.
Die
Linther Kirche weist auch eine gewisse Ähnlichkeit mit der
Dorfkirche in Borne auf. Allerdings besitzt diese Kirche keinen
Querwestturm. Dort mißt das Schiff 17,40 m in der Länge
und 10,80 m in der Breite. Das ursprüngliche Schiff der Linther
Kirche ist (einschließlich des Querwestturms) 18,10 m lang
(ohne Turm allerdings nur 11,65 m) und 10,10 m breit (Turm 11,10 m
breit).Der nach Osten verlängerte Teil (8,65 m) entspricht sehr
gut dem kurzen Chor (5,50 m) und der Apsis (2,60 m Auswölbung)
der Dorfkirche von Borne. Übereinstimmend sind auch die vier
Fenster in den Schiffsseitenwänden, die sich aber im Falle der
Linther Kirche auf 11,65 m Schiffslänge verteilen, bei der
Kirche von Borne auf 17,70 m Schiffslänge.
Bemerkungen: In
der einschlägigen Literatur finden sich eine ganze Reihe von
falschen Beobachtungen.
Der Turm der Dorfkirche in Linthe ist
etwas breiter als das Kirchenschiff und nicht gleich breit, wie
Jaenicke und Witt (1964) schreiben.
Die Kirche ist natürlich
nach Osten erweitert und nicht nach Westen wie Pfeifer (1997)
irrtümlich schreibt.
Der Taufstein wird einheitlich als
gotisch, z.T. sogar noch präziser als spätgotisch datiert.
Der Taufstein ist zwölfseitig und hat einen Rundbogenfries.
Gerade das letztere Merkmal ist nun nicht typisch gotisch, sondern
romanisch.
Die Osterweiterung der Kirche wird in der Literatur
ebenfalls sehr unterschiedlich datiert. Mehlhardt (1977) datiert sie
ins 16. Jahrhundert, der "Dehio" und die "Bau- und
Kunstdenkmale in der DDR" ins 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich
ist sie erst barockzeitlich (s.o.).
Mehlhardt (1977) schreibt,
dass der höhere Turmteil 1307 errichtet worden sei. Im
Backsteinanteil des Turms findet sich tatsächlich dieses Datum,
eingeritzt in einen Backstein. Allerdings ist diese Jahreszahl nicht
in gotischen Zahlen geschrieben, sondern in neuzeitlichen Zahlen. Der
Urheber dieser falschen bzw. erfundenen Jahreszahl ist unbekannt.
Der Baubeginn der Kirche wird in der einschlägigen Literatur
einheitlich in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Wir
folgen dieser Datierung.
Information und Dank: Schlüssel bei Familie Beelitz, Teichgasse 6, Linthe. Wir bedanken uns besonders bei Herrn Beelitz, der uns "seine" Kirche zeigte.
Literatur: Wernicke (1928): Linthe bei Brück. Brandenburg, 6: S.107ff., Wernicke (1937): Linthe bei Brück. Zauche- und Fläming-Heimat, 4: S.14, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Die Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.279/80, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Potsdam (1978), S.454, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.228-31, Fischer (1970): Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.67/8, Wernicke (1928): Linthe bei Brück, S.107ff., Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 46 Linthe, Potsdamer Kirche, 40, (v.2.10.1977) (ohne Seitenzählung), Pfannenstiel (1991): Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, Bd.1, S.31-33, Beelitz (1992): Ein Spaziergang durch das alte Linthe. In: 650 Jahre Linthe 1342-1992, S.5-17, Beelitz, Wolfgang (1995), Warum die Glocken der Linther Kirche schweigen. Zwischen Havelland und Fläming. Heimatkalender für den Landkreis Potsdam-Mittelmark, 1995: 72-76, Pfeifer (1997): Feldsteinkirchen im Fläming, S.68-70, Ibbeken (1999): Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.141, 142, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.14, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.601.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Linthe Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. rck. Feldsteinbau mit WQuerturm, leicht über die Breite des Schiffes vortretend, A. 13. Jh. Das n Rundbogenportal und die Fenster der NSeite erh. Im 15. Jh. der Turm erhöht und durch Backsteingeschoß mit Walmdach und Dachreiter abgeschlossen. Im 18. Jh. das Schiff mit geradem Schluß nach O erweitert, ein rom. Rundbogenportal an der NSeite wiederverwandt. Rest 1929 und 1965. Innen das Turmuntergeschoß durch 2 Rundbogenarkaden auf Mittelpfeiler zum flachgedeckten Schiff geöffnet. Emporen an der N- und WSeite. - Altaraufsatz, Holz, 1. V. 18. Jh., das Altarblatt E. 19. Jh. flankiert von gedrehten Säulen, Wangen und Bekrönung geschnitzt. Wohl gleichzeitig die hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze, der polyg. Korb mit Ecksäulchen. Spätgot. Taufe, Kalkstein, das oben 12eckig Becken mit flachem Bogenfries unten ins Rund übergehend. 2 Inschr. Grabsteine für M. J. H. Rebhun + 1711 und M. Rebhun + 1724.
Dehio/Brandenburg: Linthe Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Saalbau aus Feldstein, A. 13. Jh., mit leicht über Schiffsbreite vorspringendem Westquerturm; der urspr. eingezogene Chor 1769 nach Osten vergrößert in der Flucht der Schiffswände, das Feldsteinmaterial und ein romanisches Rundbogenportal (Nordseite) wiederverwendet. Der Turm nachträglich in Feldstein erhöht, Fachwerkaufsatz mit Walmdach und Dachreiter (1408/09 d); das Glockengeschoß wohl noch im Verlauf des 15. Jh. in Backstein ersetzt. Rest. 1919 und 1965. - Vom Ursprungsbau auf der Nordseite ein Rundbogenportal und die kleinen hochsitzenden Schiffenster erhalten, die übrigen Fenster im 18. Jh. stichbogig vergrößert. Im Turm spitzbogige Schallöffnungen. Das Turmuntergeschoß urspr. durch zwei Rundbogenarkaden zum Schiff geöffnet. Holzbalkendecke 1695, Emporen an der Nord- und Westseite. - Altaraufsatz, Holz, A. 18. Jh., das Altarblatt E. 19. Jh. (Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers), flankiert von gedrehten Säulen; Wangen und Bekrönung geschnitzt. Wohl gleichzeitig die hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze, der polygonale Korb mit Ecksäulchen. Spätgotische pokalförmige Taufe, Kalkstein, das oben zwölfeckige Becken mit flachem Bogenfries unten ins Rund übergehend. Zwei Grabsteine mit Putten, für M. Johann Heinrich Rebhun (+ 1711) und Maria Rebhun (+ 1724).
Bau- und
Kunstdenkmale in der DDR: Linthe
Dorfkirche Rechteckiger
Feldsteinbau mit westlichem Breitturm, 1. H. 13. Jh., Turmoberteil in
Backstein spätgotisch. Im 18. Jh. anstelle eines wahrscheinlich
eingezogenen Chores Verlängerung nach Osten in Schiffsbreite mit
geradem Schluß. - Altaraufsatz (Altarblatt 19. Jh.) und Kanzel
E. 17. Jh. Taufstein gotisch. Kelch mit Patene, Zinn, A.18. Jh.
Abendmahlskanne, Zinn, 1726. Leuchterpaar, Messing, A. 16. Jh. 2
Glocken, spätmittelalterlich und 1841 von Eduard Sencke,
Wittenberg. 2 Epitaphien für M. J. H. v. Rebhuhn und Frau, +
1711 und 1724.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit w Breitturm 13. Jh., Turmoberteil in Backstein spätgotisch, das Schiff im 18. Jh nach O verlängert und gerade geschlossen; Glocke spätma.
Jaenicke und Witt (1964): Wehrkirche zu Linthe, um 1250. Ziegelaufbau um 1300. Der Turm ist so breit wie das Kirchenschiff.
Mehlhardt (1977): Linthe Die Autobahn macht vor der Ausfahrt Brück/Treuenbrietzen einen sanften Schlenker. Blickt man dann nach Süden, sieht man an den Hängen eines Hügels eine größere Ortschaft liegen - Linthe (Kirchenkreis Belzig). Zunächst fallen die beiden riesigen Rinderställe auf, dann erst sieht man die einzelnen Gehöfte und schließlich auch den breiten Westturm der Kirche, fast über dem Dorf, und weit hinaus in die Niederung des Baruther Urstromtales ein Zeichen setzend. Linthe wird erstmals in einer Urkunde vom 9. August 1342 erwähnt. Die günstige Lage des Dorfes - seine Weideflächen liegen auf dem Talsand der Niederung, die Ackerflächen dagegen auf dem Höhenland mit lehmigem Sand und Mergeluntergrund - ermöglichte der Landwirtschaft eine sehr vorteilhafte Entwicklung. Schon sehr früh wurden Flachs und Hopfen angebaut. Nach einem Bericht von 1530 besaßen damals sogar der Pfarrer und Küster je einen eigenen Hopfengarten. Berühmt war Linthe aber vor allem durch seinen Kohlanbau ("Kohlgarten des Flämings"). Leonhard berichtete bereits 1790: Es werden hier Krauthäupter erbauet bis zu zwanzig Zoll (etwa 41) cm) Durchmesser und zwölf bis zweiundzwanzig Pfund schwer. Außer anderen Gegenden, wohin sie ihr Kraut verhandeln, vertauschen sie auch das selbe an die Bewohner des oberen Flämings gegen Getreide und ein Schock Krautköpfe steht mit einem Scheffel Roggen im gleichen Wert. Heute finden wir in Linthe Kohl nur noch in den Hausgärten; der feldmäßige Anbau ist in den dreißiger Jahren eingestellt worden, und Versuche, den Kohlanbau nach 1945 wieder einzuführen, haben sich nicht durchgesetzt. Die Pfarre zu Linthe wird erstmals 1459 als zum Erzpriestersitz Belzig gehörig genannt Der erste evangelische Pfarrer in Linthe war ab 1524 Magister Franziskus Rudolf. Er war vorher Mönch im Kloster Lehnin gewesen, hatte aber das brandenburgische Kloster verlassen und in dem sächsischen Dorf Linthe (Linthe gehörte bis 1815 zu Sachsen; die Nordostgrenze seiner Gemarkung bildete einen Teil der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg, die evangelische Pfarrstelle übernommen. In seine Amtszeit fällt auch die erste Kirchen-Visitation von 1530, durch die wir recht genau über das vorhandene Inventar, die Arbeit in der Gemeinde und die Einnahmen des Pfarrers unterrichtet werden. In einer zweiten Visitation von 1534 wird der Pfarrer in der Lehre für "leidlich" befunden. Er beklagt sich dagegen, daß ihm Zehnt und Opfergeld nicht so gereicht werden, "wie es sich gebüre". Schlecht kann das Verhältnis zur Gemeinde nicht gewesen sein, denn es nehmen in dieser Zeit drei Gemeindeglieder in Wittenberg das Theologiestudium auf. Älter als die Nachrichten über die Pfarre ist zweifellos das Kirchengebäude. Der große, rechteckige Bau aus gut bearbeiteten Feldsteinen stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert und steht auf einer Anhöhe mitten im Dorf. Der Friedhof befindet sich auf den sanft abfallenden Hängen und ist im weiten Rund mit einer Steinmauer umgeben. Das jetzige Pfarrhaus, 1855 erbaut, steht unterhalb der Kirche und nimmt sich dagegen bescheiden aus. In seinem Erdgeschoß befinden sich ein Gemeinde- und ein Unterrichtsraum; im Obergeschoß die Wohnung des Pfarrers. Vom Pfarrhaus führt ein schmaler Pfad zur Kirche empor: noch eindrucksvoller ist es, von Westen her zur Kirche zu kommen, da dann der Turm - breiter als das Kirchenschiff - vor dem Besucher aufragt. Er besteht zu zwei Dritteln aus Feldsteinen, nur das obere Drittel ist aus Mauersteinen. Ursprünglich soll der Turm ganz aus Eichenholz gebaut gewesen sein. Den Aufsatz aus Mauersteinen erhielt er bereits 1307. Das Dach des Turmes und der kleine, sechsseitige Turmaufsatz sind jetzt mit Preolit-Dachschindeln gedeckt. Das Kirchenschiff ist im 16. Jahrhundert nach Osten erheblich erweitert worden. Tritt man durch den Nordeingang ein, sieht man sich in einem recht großen, aber auch nüchternen Raum mit flacher Balkendecke und dunkelgrünem Holzgestühl. In der Südwand befinden sich vier, in der Nordwand drei romanische Fenster. Der Altar steht vor einer glatten Wand. Er ist aus Feldsteinen errichtet und an den Seiten verputzt. Der barocke Aufsatz zeigt im Bild die Auferweckung der Tochter des Jairus. Die seitlichen Säulen und Verzierungen sind schlicht gehalten. Seitlich steht die Kanzel, ebenfalls Barock, und ein Taufstein aus Sandstein. Neben der Kanzel befindet sich in der Südwand ein Epitaph für M. Johann Heinrich Rephuhn, Pfarrer in Linthe von 1708 bis 1711, an der Südwand ein Epitaph für seine Ehefrau. Die Abendmahlsgeräte stammen aus unserer Zeit: ein Kelch und eine Weinkanne. beide aus der Zinnwerkstätte Knöfel in Liegau/Radeberg. Die Orgel wurde 1876/77 von Wilhelm Lobbes in Niemegk gebaut und 1929 von Schuke instand gesetzt. Sie hat jetzt ein elektrisches Gebläse. Im Turm läuten wieder drei Glocken: eine große Bronzeglocke, 700 kg schwer; eine Hartguß-Glocke (Inschrift: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!) und eine kleinere Glocke ("Hoffet auf den Herrn allezeit, liebe Leute". Psalm 62, Vers 9), beide 1964 von Schilling in Apolda gegossen. Die Gemeinde konnte beide Glocken damals kaufen, weil die Linthener den Erlös aus dem Verkauf ihres Gemeindebullen dafür spendeten. Damit sind wir bereits in der Gegenwart. Von 1930 bis 1950 wurde Linthe von Pfarrer Niemann (Brück) verwaltet. In dieser Zeit wurde die durch Kriegseinwirkungen stark beschädigte Kirche notdürftig wieder hergestellt. Seit 1960 versieht Pfarrer Steffien den Dienst in Linthe, auch jetzt noch in seinem Ruhstand. In seiner Amtszeit wurden im Erdgeschoß des Turmes eine Leichenhalle geschaffen, die Glocken angeschafft, das Turmdach neu eingedeckt, eine Blitzschutzanlage installiert und ein Gedenkstein für die Opfer des zweiten Weltkrieges aufgestellt. Was sich in dieser Zeit im Dorf äußerlich an Straßen und Häusern verbesserte, konnte so auch im kirchlichen Bereich vollzogen werden. Eine schmucke Kirche und ein gepflegter Friedhof künden auch hier von einer lebendigen evangelischen Gemeinde.
Pfannenstiel
(1991): Die Kirche in Linthe
Für einen Urlaubstag hatten
wir uns eine Radtour nach Linthe vorgenommen. Wir starteten wieder in
Belzig. Von hier aus ging es zunächst in nordöstlicher
Richtung auf der Bundesstraße 246 über Lüsse,
Neschholz und Gömnigk bis Rottstock. Von dort fuhren wir
südöstlich auf einer Nebenstraße weiter bis Linthe.
Autofahrer, die auf der Autobahn A 9 aus Richtung Berlin kommen,
werden vermutlich schon bald nahe der Autobahnabfahrt
Brück-Treuenbrietzen auf der linken Seite einen Kirchturm
bemerken. Es ist der Turm der Kirche in Linthe, welche sich auf einem
Hügel dieses noch zum Hohen Fläming gehörenden Dorfes
befindet. Manche von ihnen, insbesondere wenn sie touristisch
unterwegs sind, fühlen sich beim Sichtbarwerden des Turmes
vielleicht veranlaßt, bei der genannten Abfahrt die Autobahn zu
verlassen, um sich in einer Zwischenpause die Linther Kirche mit
ihrem eigenartigen Turm anzusehen. Ein freundlicher Pfarrer ist gern
bereit, die Kirchentür zur Besichtigung öffnen zu lassen.
Die Kirche, ein Wahrzeichen des Dorfes, ist ein verhältnismäßig
großer rechteckiger spätromanischer Feldsteinbau mit
westlichem Breitturm aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Uns fällt zunächst auf, daß eine weitere bauliche
Gliederung, nämlich schmalerer Altarraum und anschließende
halbrunde Apsis, nicht vorhanden ist. Bei einem Teil der bisher
besuchten Kirchen hatten wir ja eine solche Gliederung kennengelernt.
Die Feldsteine des Kirchenschiffes sind meist gut bearbeitet. Im 18.
Jahrhundert wurde das Schiff in derselben Breite nach Osten hin mit
geradem Schluß verlängert, anstelle eines wahrscheinlich
schmaleren Altarraumes. Auf eine solche spätere Verlängerung
deutet auch das aus Feldsteinen verschiedener Größenordnung
bestehende Mauerwerk dieses östlichen Teiles. Das nördliche
Rundbogenportal und die kleinen rundbogigen Fenster an der Nordseite
des Schiffes sind noch ursprünglich. Innen war früher das
Turmuntergeschoß durch zwei Rundbogenarkaden auf einem
Mittelpfeiler zum flachgedeckten Schiff geöffnet. In dieser
Beziehung ist eine gewisse Ahnlichkeit mit der Kirche in Dahnsdorf
vorhanden, jedoch mit dem Unterschied, daß dort die frühere
Öffnung aus einem großen Rundbogen besteht. Das heutige
Aussehen im Innern der Linther Kirche wird zum Teil mitbestimmt durch
die 1972/73 stattgefundene Renovierung und die damit verbundenen
Veränderungen, insbesondere auch hinsichtlich auf eine
Reduzierung der Emporen. Der Turm im Westen ist zwar nicht sehr hoch,
aber durch seinen Standort weithin sichtbar und durch seine
Mächtigkeit beeindruckend. Er ist etwas breiter als das Schiff
und im unteren sowie im mittleren Teil aus Feldsteinen aufgeführt.
Die Erhöhung in Backstein erfolgte in der Zeit der Spätgotik
(15. Jahrhundert). Aus dem Walmdach ragt ein kleiner sechsseitiger
Dachreiter (Spitztürmchen). Bemerkenswert sind verschiedene
Ausstattungsstücke im Innern der Kirche. Der hölzerne
barocke Altaraufsatz aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts hat
ein im Jahre 1906 gemaltes Altarbild. Es zeigt als Motiv die
Auferweckung der Tochter des Jairus (Evangelium Lukas Kapitel 8 Verse
49 bis 56). Ebenfalls aus der Zeit Barock stammt die hölzerne,
mit Ecksäulchen versehene Kanzel, die auf einer gedrehten Stütze
ruht. Der aus Sandstein gearbeitete Taufstein ist gotisch. Die beiden
barocken Sandstein-Epitaphien im Innern, nämlich für M.
Johann Heinrich Rephun an der südlichen Wand (Pfarrer in Linthe
von 1708 bis 1711) und für seine Ehefrau M. Rephun an der
westlichen Wand (gestorben 1724), sind kunstgeschichtlich bedeutsam.
Durch die bereits in Gang gekommene und vermutlich sich weiter
ausbreitende Bebauung mit Wohnhäusern ist zu erwarten, daß
die Einwohnerzahl des Dorfes allmählich zunimmt. Mögen die
neuen Bewohner dann die Kirche auch als die ihre annehmen und
gemeinsam mit den eingesessenen Gemeindegliedern eine lebendige
Gemeinde bilden.
Pfeifer (1997): Linthe an der Autobahnabfahrt Brück. Schön auf einem Hügel im Ort gelegen, zeigt sich der Feldsteinbau, dessen ungewöhnliche Schiffslänge sogleich erkennen läßt, daß an den ursprünglichen und gut gemauerten älteren Teil eine große Verlängerung nach Westen vorgenommen worden ist. Die unterschiedliche Qualität beider Teile macht einen deutlichen Zeitabstand erkennbar. Auch der mächtige Querriegel, der um ein Geringes über die Schiffsbreite vorspringt, ist sicher später als der älteste Teil des Saalbaus und ist im 15. Jahrhundert durch ein Backsteingeschoß mit Walmdach und Dachreiter erhöht worden, so daß man von vier Bauphasen ausgehen muß. Die Südfenster sind beträchtlich vergrößert, die Nordfenster haben noch die alte Größe und Lage. Man kann dem Bau drei verschieden große Portale ablesen, eines ist mit Ziegeln zugestellt. Das untere Geschoß des Jurmes ist durch zwei Rundbogenarkaden zum Schiff geöffnet, jetzt aber vermauert. Die barocke Innenausstattung hat durch eine Renovierung in den 50er Jahren eine Empore und auch ihre Farben verloren. Sie zeigt wieder nur grauen Anstrich in zwei Abtönungen, wie man sie bei vielen Kirchenrenovierungen dieser Zeit angewendet hat. Der Pfarrer findet, es sei die Farbe des Lebensgefühls dieser Zeit gewesen, sicher keine ganz abwegige Bemerkung. Geblieben ist die Nord- und die Orgelempore mit einem interessant gestuften Orgelprospekt. Beide auf schön geformten Ständern ruhend. Der Altar, wie auch die Kanzel, sicher aus gleicher Zeit, beide mit gedrehten Säulen, bzw. Fuß geschmückt, trägt geschnitzte Blatttormen und muschelförmige, leicht knorplige Ornamente. Die vergoldeten Verzierungen und ein wenig Grün als Unterlage sind die einzigen Farbpunkte des gesamten Innenraums. Das Altarblatt macht stutzig wegen seines unüblichen Bildthemas: Die Heilung der Tochter Jairus in einer etwas sentimentalen Darstellung. In der linken Ecke befindet sich die Zahl 1906 als Entstehungszeit, die vielfach Bilder in dieser Art hervorgebracht hat. Neben der Kanzel gibt es das gut lesliche Epitaph eines Pfarrers, dessen Text von der vergnügten Ehe berichtet, in der dieser gelebt hat, was der Leser in eben solcher vergnügten Stimmung zur Kenntnis nimmt. Das Schmuckstück der Kirche ist ein besonders ausdrucksvoller gotischer Taufstein, dessen zwölfeckige Form bis in den Fuß hinabgeführt ist. Dieser ruht harmonisch in zweifacher Stufung am Boden auf. In den zwölf Seiten der Kuppa sind zart reliefierte Rundbogen ausgearbeitet. Die oberste Stufe des Fußes ist scharriert und gibt dem Taufstein ein weiteres Schmuckelement hinzu. Eine schmale Treppe führt vom Kirchenhügel gerade auf das Pfarrhaus zu.
Ibbeken (1999):
Linthe liegt 13 km östlich von Belzig, an der
Autobahnabfahrt Brück/Linthe. Die große Kirche aus der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts liegt dominant auf einem
Hügel. Der Westturm, breiter als das Schiff, eine Seltenheit im
Fläming, ist im Unterteil akkurat gequadert und gemauert. Das
spätgotische Glockengeschoss ist aus Backstein, das
quergestellte Walmdach aus Kupferblech trägt einen Dachreiter.
Gemeinde- und Priesterpforte befinden sich, ebenfalls eine Seltenheit
im Fläming, auf der Nordseite. Aufnahme von Nordwesten.
Linthe.
Die Aufnahme zeigt den Kontrast zwischen der mittelalterlichen Mauer
von Turm (vorn) und Schiff und dem Anbau aus dem 18. Jahrhundert.
Aber auch Turm und Schiff sind unterschiedlich ausgeführt. Zwar
sind die Kopf- oder Frontseiten der Steine hier wie dort überwiegend
quadratisch, am Turm ragen sie aber deutlich rund und buckelig
hervor, während sie im Schiff relativ glatt und eben sind. Das
neue Mauerwerk des Chores ist völlig regellos, kaum behauen, an
den Ecken wurden offensichtlich alte Quader wieder verwendet.
Aufnahme von Südsüdwest.
Ibbeken und Pfeifer (1999): Linthe liegt 13 km östlich von Belzig, an der Autobahnabfahrt Brück/Linthe. Die große Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts liegt dominant und prächtig auf einem Hügel. Der Westturm, breiter als das Schiff, eine Seltenheit im Fläming, ist im Unterteil äußerst akkurat gemauert. Das spätgotische Glockengeschoss ist aus Backstein, das quergestellte Walmdach aus Kupferblech trägt einen Dachreiter. Das Schiff gliedert sich in einen vorderen, gut gemauerten und einen später angefügten hinteren Teil mit recht schlechter Mauerung. Gemeinde- und Priesterpforte befinden sich, ebenfalls eine Seltenheit im Fläming, auf der Nordseite. Aufnahme von Nordwesten.
Aufnahme der Kirche: Juni 1999, Oktober 2000, September 2001
Grundriss:
Grundriss der Kirche in Linthe (nicht winkeltreu).
Grundriss der Kirche in Linthe mit Rekonstruktion der ursprünglichen Baustruktur (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003