Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Diese Kirche ist unter allen Flämingkirchen am schwierigsten zu interpretieren. Die Baustruktur (nur schwach eingezogener Chor), die Mauerwerksausführung und die Stilelemente (rundbogiges Mittelportal mit Begleitbogen) sind widersprüchlich. In der Ostseite hat sich ein Lanzettfenster erhalten.
Lage der Kirche: Klepzig liegt südwestlich von Niemegk. Vom Historischen Ortslexikon wird das Dorf als "Weiler mit Kirche" beschrieben. Die Kirche liegt an einem Straßenknick etwa mitten im Dorf an der Straße von Klein Marzehns, die nach Wiesenburg führt.
Ortsgeschichte: In einer Urkunde aus dem Jahr 1377 wird der Ort "Clepczk" geschrieben. Fischer (1970) leitet den Namen von polabisch "Klep´-sk-" = Schlag ab, also der Ort, an dem geklopft, gehämmert, geschmiedet wird". Eine andere Deutung (dieselbe Wurzel) wäre "ebener, festgetretener Platz" oder "ebene, glatte Fläche aus festgetretenem Lehm (Dreschtenne)". Das Ober- und Untergericht wurde von der Vogtei bzw. Pflege bzw. dem Amt Rabenstein ausgeübt (später Amt Belzig-Rabenstein). Die Abgaben der Hufen gingen an verschiedene Adelsfamilien (Klepzig, Hildebrand, Koppe, von Thümen, v. Arnstedt, Buls, von Brück). Während im 16. Jahrhundert noch zwei Bauern mit je vier Hufen im Dorf ansässig waren, gab es im 17. Jahrhundert nur noch das Rittergut, das 18 Hufen umfaßte. Allerdings waren diese halb Holz, halb Hütung. Dazu kamen noch 7 1/2 Hufen, die vom Gutsherrn an verschiedene Bewohner des Dorfes gegeben wurden (Pächter: 4 Hufen; Förster, Krüger und fünf weitere Bewohner: je 1/2 Hufe).
Baustruktur: Die Kirche besteht aus Schiff (9,60 lang, 7,10 m breit) und sehr gering eingezogenem Chor (zwischen 20 cm (Südseite) und 30 cm (Nordseite)) und wesentlich später angebautem, stark eingezogenem Westturm (4,10 m breit, 3, 25 m lang). Der Chor mißt ca. 6,05 m in der Ost-West-Erstreckung und ist 5,55 m breit. Die Kirche konvergiert stark nach Osten, sowohl das Schiff als auch der Chor. Die magnetische Abweichung von der Ost-West-Richtung beträgt ca. 22° nach Nordosten (Januar 2000).
Mauerwerksausführung: Die Kirche ist überwiegend ein Feldsteinbau, allerdings z.T. untermischt mit Ziegelbruch. Sie weist drei Bereiche mit völlig unterschiedlicher Mauerwerksausführung auf. Der Turmunterteil und der westliche Teil des Schiffs haben ein mosaikartiges Mauerwerk, das vom letzten großen Umbau stammt. Der größte Teil der Ostwand und der untere Teil der Chorsüdwand sowie die höheren Teile am östlichen Rand der Südwand weisen ein lagiges Mauerwerk mit gespaltenen Feldsteinen in einem dicken Mörtelbett auf. Es sind regelmäßige scherbenartige Zwischenschichten vorhanden. Der größte Teil des Schiffes, die Nordseite des Chors und Teile der Südwand des Chors haben ein unregelmäßiges Mauerwerk aus unterschiedlich großen, teils gespaltenen oder unbearbeiteten Feldsteinen mit viel Ziegelbruch (Mönch und Nonne-Ziegel). Die Mönch-und-Nonne-Ziegel wurden z.T. lagig gemauert. Die Feldsteine liegen relativ dicht ohne dicke Mörtelfugen. Die Mauerstärke der Westwand beträgt ca. 1 m, die der Nordwande ca. 90 cm.
Mörtel und Putze: In den drei Bereichen unterschiedlicher Mauerwerksausführung haben sich lediglich Reste eines Fugenputzes erhalten. In der Ostwand sind die Putzbereiche größer, und man kann sie durchaus auch als steinsichtigen Putz bezeichnen. An der Basis des Backsteinfrieses haben sich Reste eines Vollputzes erhalten, die vermuten lassen, daß die Kirche zwischenzeitlich einmal ganz verputzt war.
Portale: In der Südseite des Schiffes befindet sich eine rundbogige Gemeindepforte mit Ziegelgewände, einem Ziegelbogen aus stehenden Bindern und einem Begleitbogen aus liegenden Läufern. Es wurde ein Ziegelformat von 26-27 x 11 x 8-8,5 cm gemessen. Innen ist von diesem Portal nichts zu sehen; die Wand ist glatt geputzt. Auch die Priesterpforte in der Südwand des Chors weist die gleichen Gewände und Bögen auf. Die Ziegelformate im unteren Teil des Priesterportals differieren von den Ziegelformaten im höheren Teil und im Bogen selbst. Unten messen sie 26,5 x 13 x 9,5 cm, oben und im Bogen 25,5-26 x 11 x 8,5 cm. Dias Priesterportal ist innen noch als Nische vorhanden. Allerdings steht die Orgel genau vor dem Portal und läßt keine detaillierten Beobachtungen zu. In der Westwand des Turmes ist der heutige, rundbogige Haupteingang mit Ziegelgewände.
Fenster und
Blenden: Die Fenster sind innen mit einem roten Randstrich
versehen (siehe Rostrich direkt unter der Decke). In der Süd-
und Nordseite des Schiffes befinden sich je zwei lange bzw. hohe,
verhältnismäßig schmale rechteckige Fenster mit
Ziegelgewände. In der Südseite ist zusätzlich noch
über dem Portal eine runde Blende
mit Ziegelgewände in die
Außenmauer eingelassen. In der Nord- und Südwand des Chors
befindet sich je ein derartiges Fenster. In der Südwand des
Chors hat sich östlich des neueren Fensters die östliche
Ziegelkante eines älteren Fensters erhalten, das einen
Spitzbogen hatte, der aus zwei winklig gelegten Ziegeln gebildet
wurde. In der Südseite des Turms befindet sich ein rundbogiges,
einmal abgetrepptes Fenster. Auf der Nord-, West- und Südseite
ist im Backsteinanteil jeweils unterhalb der Glockenstube ein
weiteres kleines rundbogiges Fenster. Die Ostseite
zeigt ein zugesetztes, hohes und schmales Fenster mit
Ziegelgewände, das wie der Fensterrest in der Chorsüdwand
einen Spitzbogen aus zwei winklig gelegten Ziegeln hatte. Das
Ziegelformat entspricht dem Ziegelformat im unteren Teil des
Priesterportals. Das Fenster mißt 170 cm in der Höhe und
25 cm in der Breite. Es befindet sich nicht genau in der Mitte der
Ostwand. Von der südlichen Kante des Fensters bis zur Außenseite
der Südwand maßen wir 260 cm, von der nördlichen
Kante des zugesetzten Fensters zur Außenseite der Nordwand 285
cm.
Rechts und links des Fensters befinden sich zwei
breite, kurze, spitzbogige Nischen,
deren Spitzen ebenfalls aus zwei winklig gelegten Ziegeln gebildet
werden. Das Ziegelformat beträgt 26-27 x 10,5-11,5 x 8-8,5 cm.
Die Nischen messen 80 cm in der Höhe und 35 cm in der Breite.
Im First ist noch ein kleines, zugesetztes, spitzbogiges
Fensterchen zu erkennen, das rechts eine Ziegelkante, links eine
Feldsteinkante und einen Spitzbogen aus Feldsteinen hatte. Wie das
mittlere Fenster befindet sich dieses zugesetzte Fensterchen nicht
genau in der Mitte des (heutigen) Baus sondern nach Süden
verschoben, jedoch genau über dem mittleren Fenster.
Innenbögen: Die Kirche besitzt keine Innenbögen.
Turm: Der Turm ist ein annähernd quadratischer, eingezogener Westturm mit Feldsteinunterteil und einem Backsteinoberteil. Abgeknickter Spitzhelm, schiefergedeckt. Die Glockenstube im Backsteinoberteil besitzt je 2 neuromanische, rundbogige Schallöffnungen auf allen Seiten. Der Turm schließt mit Kugel, Windfahne und Kreuz ab.
Dächer: Schiff und eingezogener Chor sind unter einem einheitlichen Satteldach, das mit Doppelrömern gedeckt ist. Der schiefergedeckte Spitzhelm des Turms geht vom Viereck ins Achteck über.
Innenausstattung: Die Flachdecke ist geputzt, und an den Seitenwänden ist direkt unter der Decke ein Rotstrich aufgemalt. Der Ziegelfußboden besteht aus Mauerziegeln. Schiff und Chor besitzen einen einheitlichen Fußboden ohne Stufe dazwischen. Die Kanzel steht auf der Nordseite des Chores. Der Altar besteht nur aus einer einfachen Altarmensa. Das Gemeindegestühl dürfte noch barocken Alters sein. Eine ebenfalls barocke Taufe steht vor dem Altar. Die Kirche besitzt eine verglaste Westempore, die Orgel steht aber im westlichen Teil der Südseite des Chores.
Außenbereich: Die oberen ca. 50 cm der Kirchenwände sind mit einem aus Ziegeln gemauerten, dreifach gestuften, vorkragenden Fries geschmückt.
Baugeschichte:
Baubeginn einer Rechteckkirche (?) mit eingezogenem Chor, von der
heute nur noch die Ostwand, der Ostgiebel und Teile der Chorsüdwand
erhalten sind. Die Breite der urspünglichen Kirche bzw. des
Chors berechnet sich aus der Fensterposition des mittleren
Ostfensters und der originalen Süd- und Ostwand auf 5,55 m. Dies
ist für eine Rechteckkirche einfach zu schmal (z.B. Neuendorf
bei Niemegk: 6,95 m) und selbst für den Chor einer Kirche mit
eingezogenem Chor sehr schmal (schmalster uns bisher bekannter
eingezogener Chor: 6,40 m in Ruhlsdorf/PM). Andererseits deutet das
Mauerwerk mit den gespaltenen großen Feldsteinen im dicken
Mörtel mit scherbenartigen Zwischenschichten eher auf das 14.
Jahrhundert hin, als bereits keine Kirchen mit eingezogenem Chor mehr
gebaut wurden. Bisher ist uns keine Kirche mit eingezogenem Chor in
dieser Mauerwerksausführung bekannt. Außerdem haben
Kirchen mit eingezogenem Chor in der Regel nicht die sehr schmalen
Schlitzfenster in der Ostseite. Diese sind uns eher von
Rechteckkirchen bekannt. Anfang 14. Jahrhundert:
16. Jahrhundert:
Umbau der Kirche. Der Westteil der Kirche, also entweder das breitere
Schiff der Kirche mit eingezogenem Chor oder - wahrscheinlicher - der
westliche Teil der ursprünglichen Rechteckkirche (sofern ein
Westteil der Kirche überhaupt jemals fertig gestellt worden
war)wurde komplett abgerissen und etwas breiter angelegt, so daß
ein leicht eingezogener Chor entstand. Die Nordwand der Kirche im
Chorbereich wurde etwas nach Norden versetzt. Dies erklärt
einerseits, daß sich kein ursprüngliches Mauerwerk
erhalten hat und andererseits, daß die Fenster und/oder Blenden
nicht in der Mitte, sondern leicht nach Süden verschoben sind
(bezogen auf den heutigen Bau). Im Jahre 1575 wird berichtet, daß
die Dorfkirche baufällig war (Hist. Ortslexikon). Es könnte
durchaus sein, daß der beschriebene Umbau der Kirche im letzten
Viertel des 16. Jahrhunderts stattgefunden hat. Die Südseite des
heutigen Chors wurde bis auf die untersten Lagen des Mauerwerks
abgetragen (zumindest die Blendquader). Das Priesterportal ist wohl
noch an der ursprünglichen Stelle, und die unteren Gewändeziegel
gehören vermutlich noch zum ursprünglichen Portal. Die
oberen Gewändesteine und der Bogen gehören jedoch in die
renaissancezeitliche Umbauphase. Die Mauern des Schiffs und die
Nordwand des Chors wurden völlig neu erbaut. Dabei wurde auf der
Nordseite nicht einmal der alte Grundriß beibehalten. 1809: die
Kirche ist ausgebrannt.
1811/2: Wiederaufbau der Kirche.
1889:
Abbruch des alten Dachreiters, Verlängerung der Kirche nach
Westen, Neubau des Turms, Vergrößerung der Fenster,
Zusetzen des Südportals.
(alle folgenden Baumaßnahmen
nach Pfannenstiel) 1956 wurde das Kirchturmdach mit Schiefer neu
gedeckt
1968/70 wurde auf der westlichen Empore ein Gemeinde- und
Unterrichtsraum geschaffen. In dieser Zeit wurde auch eine
elektrische Beleuchtung installiert.
1988 wurde das Kirchendach
mit Doppelrömern neu eingedeckt.
1990 erhielt die Kirche
eine neue Fensterverglasung.
Vergleiche: Die
Kirche ist nur schwer mit anderen Kirchen zu vergleichen, da im 16.
Jahrhundert nur wenige Neubauten (oder Fastneubauten wie diese
Kirche) entstanden sind. Am ehesten kommen zwei Kirchen im Barnim in
Frage, Hennickendorf und Schönerlinde zu vergleichen, die
allerdings größere absolute Maßen haben. Beide
Kirchen haben sehr gering eingezogene Chöre und stammen aus der
Spätgotik.
Der vermutete Ursprungsbau ist ebenfalls nur
schwer zu vergleichen. Gerade die sehr geringe Breite von 5,55 m läßt
kaum an eine einfache Rechteckkirche denken. Am nächsten kommen
noch eingezogene Chöre, aber selbst die schmalsten sind um fast
1 m breiter als die hier gemessene bzw. rekonstruierte ursprüngliche
Breite. Lediglich die dreiteilige Dorfkirche in Klepps (AZE) besitzt
einen noch schmaleren Chor (3,40 m lang, 5,10 m breit).
Das
Schlitzfenster in der Ostseite ist in seinen Maßen dagegen
einigermaßen mit dem Schlitzfenster der Kirchenruine
Dangelsdorf vergleichbar. Dieses mißt 135 x 40 cm gegenüber
170 x 25 cm bei der Klepziger Kirche. Sehr ähnlich ist der
Abschluß des Spitz"bogens" mit Hilfe von zwei
spitzwinklig angelegten Ziegeln.
Bemerkungen: Diese Kirche hat nicht nur uns, sondern auch den früheren Bearbeitern große Probleme bereitet. Im "Dehio/Potsdam" ist die Kirche nicht aufgeführt. Pfannenstiel (1992) enthält sich einer Altersangabe und die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" beschränken sich auf die Angabe "spätmittelalterlich". Lediglich das "Historische Ortslexikon von Brandenburg" und der "Dehio/Brandenburg wagen eine konkrete Datierung (15. Jahrhundert). Allerdings ist die Baugeschichte mit den zwei sehr unterschiedlichen Bauphasen (frühgotisch und wohl renaissancezeitlich) nicht erkannt worden.
Information und Dank: -
Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.62, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978): S.23, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil V Zauch-Belzig, S.193-5, Pfannenstiel (1992): Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, S.31-5, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.514/5.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: nicht verzeichnet
Dehio/Brandenburg: Klepzig Lkr. Potsdam-Mittelmark Kate 8 Ev. Dorfkirche. Spätgotischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, wohl E. 15. Jh., 1889 nach Westen verlängert; Westturm aus Backstein über Feldsteinsockel. Südl. zwei rundbogige Backsteinportale mit Begleitschicht; in der Ostwand drei schlitzartige Fenster, die Öffnungen sonst verändert.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Klepzig Dorfkirche Spätmittelalterlicher Feldsteinbau mit eingezogenem Chor; Verlängerung nach Westen sowie Westturm 1889. - Kelch mit Patene, Silber vergoldet, 2. H. 18. Jh. Taufschale, Zinn, 1812.
Historisches Ortslexikon von Brandenburg: K Feldsteinbau des 15. Jh, Chor und WTurm von 1889.
Pfannenstiel (1992): Die
Kirche in Klepzig
Unsere Fahrt nach Klepzig zum Besuch der
dortigen Kirche erfolgte zunächst auf demselben Weg, wie in der
Betrachtung bezüglich der Kirche in Klein Marzehns angegeben. So
gelangten wir zuerst in dieses Dorf. Auch während dieser Fahrt
freuten wir uns über die hier so schöne Landschaft des
Hohen Flämings, gekennzeichnet durch links und rechts der Straße
sich erhebende, bewaldete und manchmal auch nicht bewaldete Berge
sowie mehr oder weniger tiefe, längs oder quer verlaufende
Einschnitte und Täler dazwischen. Herrlich anzusehen sind auch
die großen Alleebäume, welche einen großen Teil der
Straße beiderseits säumen. Von Klein Marzehns aus
erreichten wir auf einer Landstraße nach etwa 5 km unser Ziel.
Die Kirche ist auch ein Feldsteinbau mit rechteckigem
Kirchenschiff, annähernd quadratischem, etwas schmalerem
Altarraum nach Osten und einem Turm an der Westseite. Eine Apsis ist
nicht vorhanden. Das Feldsteinmauerwerk der Kirche ist sehr stark und
besteht im wesentlichen aus unregelmäßigen Steinen, die
nur im westlichsten Teil gut bearbeitet und größer sind.
Der Haupteingang ist an der Westseite und führt durch das
Erdgeschoß des Turmes und weiter durch eine Tür in der
Westwand des Schiffes in das Innere des Gottesdienstraumes. Die
Südwand des Altarraumes enthält noch einen weiteren
Eingang. Im Inneren des Schiffes, auf der Westempore, befindet sich
ein Gemeinde- und Unterrichtsraum. Schiff und Altarraum haben eine
durchgehende, flache geputzte Holzdecke (Balkendecke).
Bemerkenswert
sind außen in der Ostwand des Altarraumes drei kleine
zugemauerte ehemalige Fensteröffnungen. In einem Bericht des
kirchlichen Bauamtes vom 15.12.1969 heißt es, daß noch zu
prüfen sei, ob diese Fenster wieder geöffnet werden
sollten, damit der Raum dadurch eine gewisse Belebung erfährt.
Der Turm an der Westseite ist im unteren Teil aus großen,
gut bearbeiteten Feldsteinen und im mittleren und oberen Teil aus
Ziegelsteinen aufgeführt. An seiner Westseite befindet sich ein
mit Ziegelsteinen eingefaßtes rundbogiges Portal, der
Haupteingang. Der Turm hat eine lange, achtseitige, mit Schiefer
gedeckte Spitze.
Im Jahre 1809 war halb Klepzig nebst Kirche und
Turm niedergebrannt. Die Wiederherstellung der Kirche unter
Einbeziehung der sehr wahrscheinlich erhalten gebliebenen starken
Außenmauern erfolgte 1811/12.
Von den an diesem
Kirchengebäude später durchgeführten Instandsetzungen
und baulichen Verbesserungen sollen die wichtigsten nachstehend
genannt werden:
1889: Abbruch des alten schadhaften Dachreiters,
Verlängerung der Kirche nach Westen, Neubau des Turmes in seiner
jetzigen Form, Vergrößerung von Fenstern, Zumauern des
früheren, an der Südseite des Schiffes befindlichen
Haupteingangs und Verlegen desselben an die Westseite vom Turm her
und Ausmalung der Kirche.
In der Folgezeit kam es zu häufigen
Reparaturen des Kirchen- und Turmdaches. 1956 ist das Kirchturmdach
mit Schiefer neu gedeckt worden. Einen Gemeinde- und Unterrichtsraum
hatte man 1968/70 auf der westlichen Empore geschaffen. In dieser
Zeit wurde auch eine elektrische Beleuchtung installiert. 1988 konnte
das Kirchendach mit Doppelrömern neu eingedeckt werden. 1990
erhielt die Kirche neue Fenster.
Alle diese baulichen Maßnahmen
sind mitbestimmend für das heutige Aussehen des Kirchengebäudes.
Wie steht es nun mit der älteren Geschichte der Kirche?
Im
dreißigjährigen Krieg war Klepzig ganz abgebrannt und lag
neun Jahre wüst. Auch damals wird das ursprüngliche
Mauerwerk der Kirche den Brand überstanden und die
Wiederherstellung sich im wesentlichen auf den Dachstuhl und die
Innenausstattung bezogen haben.
Man könnte auch noch fragen,
wann ungefähr es in Klepzig eine erste Kirche gegeben haben mag.
Versuchen wir, dies etwas zu ergründen.
Im Zuge der
Christianisierung der Gebiete östlich der Elbe gründete
Kaiser Otto I. im Jahre 948 in der früheren Hauptfestung der
Heveller, dem jetzigen Brandenburg, ein christliches Bistum. Die
Heveller waren ein besonderer wendischer Volksstamm. König
Heinrich I., Ottos Vorgänger, hatte die genannte Festung bereits
927/28 erobert. Das Gebiet des Bischofssitzes umfaßte unter
anderem auch den wendischen Gau Plonim ( etwa die von der Plane
durchströmte Gegend). Der große Wendenaufstand im Jahre
983 machte die bisherigen Erfolge hinsichtlich der Christianisierung
in den meisten Gebieten rückgängig. Die Bewohner des Gaues
Plonim waren dem Christentum treu geblieben. So begannen die Bischöfe
von Brandenburg gegen Ende des 10. Jahrhunderts mit der Anlegung von
Pfarrsystemen in diesen Landstrichen. In einer Zeit von etwa fünfzig
Jahren entstanden in mehreren Orten, unter anderem auch in Klepzig,
Parochien, die allmählich auch mit eigenen Kirchen versehen
wurden.
Daher gab es vielleicht im 11. oder 12. Jahrhundert in
diesem Ort eine erste Kirche. Die immer arme Gemeinde in Klepzig (und
bis 1945 zusammen mit dem jeweiligen Patronat) hat nach Maßgabe
der oft sehr geringen Möglichkeiten ihre Kirche im Laufe der
vielen Jahrhunderte bis heute erhalten. Möge sie durch
rechtzeitige Instandsetzungen auch weiterhin erhalten bleiben.
Aufnahme der Kirche: Januar 2000, September 2002
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Klepzig (eigene Aufnahme, nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003