Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Die Kirche liegt frei und leicht erhöht auf einem Hügel an der Ostseite des Dorfes. Sie ist verputzt und besitzt einen polygonalen Ostschluß. Bemerkenswert ist das Innere mit spätgotischen Wandmalereien sowie Altar und Kanzel aus der Barockzeit.
Lage der Kirche: Kanin liegt südöstlich von Lehnin. Es handelt sich um ein Gassendorf mit angerartiger Verbreitung (Hist. Ortslexikon), dessen ursprüngliche Struktur auch heute noch gut erkennen ist. Die Kirche liegt am südöstlichen Rand des Dorfes und ist umgeben vom Friedhof.
Ortsgeschichte: Die Ortschaft wird erst 1419/29 erstmals urkundlich erwähnt ("Kanyn"). Nach Fischer (1970) könnte der Name von plb. "Kanin" (nso. Kanja = Weihe), dem Namen eines Raubvogels, abgeleitet werden. Aber auch die Ableitung von einem Personennamen Kan´a kommt in Betracht. Das Dorf gehörte bis 1807 zu Sachsen. Ober- und Untergericht sowie das Patronat über die Kirche gehörte den v. Rochow nachweislich von vor 1445 bis 1593. Ab 1593 war die Ortsherschaft dann geteilt zwischen den v. Rochow und den v. Streithorst. Der erste Anteil blieb im Besitz der v. Rochow zu Plessow bis 1872. Der zweite Teil ging dann 1604 auf die v. Hacke über, 1801 auf die v. Arnstedt (bis 1872). 1743 sind 15 Hufen genannt. An Abgaben sind 1575 für die Bauern 30 Scheffel Korn angegeben. Die Kirche war mater conjuncta mit Bliesendorf. Um 1500 gehörte die Pfarre zur Sedes Neustadt Brandenburg. Die Kirche besaß ein Stückchen Land, das auf eine 1/2 Hufe geschätzt wurde.
Baustruktur: Die Kirche ist ein Rechteckbau (Südseite: 17,10 m lang, Westseite: ca. 9,15 m breit) mit einem dreiseitigen Chorschluß. Der Westgiebel ist verbrettert. Die Kirche weicht mit magnetisch gemessenen 10° nach Südosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.
Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Das Mauerwerk zeigt kaum Lagen, die Feldsteine sind nur gespalten. An den Ecken des polygonalen Chors sind jeweils flache, an den Ecken abgerundete Strebepfeiler angebracht. Auch an die Westseite und die Nordwestecke wurden Stützpfeiler angemauert, von denen der mittlere Pfeiler wieder abgerissen wurde und nur noch als niedriger Stumpf erhalten ist. In diesen Pfeilern wurden auch Ziegel verbaut. In den westlichen Pfeilern haben wir das Format 29,5 x 14 x 8-8,5 cm gemessen. Im nach Norden zeigenden Pfeiler an der Nordwestecke kommen auch Ziegel des Formats 27,5 x ? x 7,5 cm und 23,5-24 x 12 x 5,5 cm vor. Die Wandstärke der Kirche beträgt ca. 1 m (an der Westseite gemessen).
Mörtel und Putze: Die Kirche ist verputzt, jedoch liegen einzelne Steinspiegel frei. An der Ostseite hat sich in Resten ein alter Putz mit einer Quadergliederung erhalten.
Portale: Das Südportal ist rundbogig mit einer Putzfasche. Das Westportal ist dagegen segmentbogig, das Gewände verputzt. Das auffallend schmale Priesterportal in der Südwand ist wiederum rundbogig mit einer Putzfasche.
Fenster und Blenden: In der Nordwand sind drei segmentbogige Fenster mit Putzfaschen. In der Südseite sitzt ein segmentbogiges Fenster zwischen Priester- und Gemeindeportal. Im westlichen Teil befindet sich ein kleines Rechteckfensterchen. Im Chor sitzt in jeder Facette ein mittelgroßes segmentbogiges Fenster. Im verbretterten Westgiebel der Kirche ist eine rechteckige Öffnung.
Innenbögen: Das Innere haben wir noch nicht gesehen.
Turm: Der Turm ist ein verbretterter westlicher Dachturm. Er hat im Glockengeschoß je zwei kleine Schallöffnungen auf Nord-, West und Südseite. Im Westgiebel sitzt eine weitere rechteckige Öffnung. Lt. "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" hängt im Turm eine mittelalterliche Glocke. Das Turmdach schließt mit Windfahne und Kugel ab.
Dächer: Der Turm hat ein Quersatteldach, das mit Biberschwanzziegeln gedeckt ist. Das Schiff hat ein ebenfalls mit Biberschwanzziegeln eingedecktes Satteldach. Der Ostabschluß trägt Mönch-und-Nonne-Ziegel.
Innenausstattung:
Wir waren noch nicht im Inneren der Kirche. Jedoch liessen sich
einige Beobachtungen auch durch die Fenster machen.
Die Kirche ist
innen flachgedeckt mit querverlaufenden Unterzügen. Die
Bretterdecke ist mit ornamentalen Motiven bemalt. Die ist mit 1696
datiert und nennt auch den Maler H. Herzlieb. Die Strebepfeiler an
den Chorecken könnten aber darauf hin deuten, dass der Chor
ursprünglich eingewölbt war oder eine Einwölbung des
Chorbereichs geplant war.
Außenbereich: Die Kirche hat einen umlaufenden, einfachen Sockel. Dieser ist ca. 40 cm hoch und ca. 10 cm breit. Der Friedhof ist von einer Feldsteinmauer umgeben, die aber bereits stellenweise zerfallen ist.
Baugeschichte:
Aufgrund der Baustruktur und der Mauerwerksausführung dürfte
der Bau wohl zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden sein.
Die
heutigen Fenster und Türen dürften, mit Ausnahme des
Westportals bereits zum ursprünglichen Baubestand gehört
haben. Die Fensterbögen wurden allerdings später verändert
(s.u.).
In den Pfeilern an der Westseite der Kirche sind Ziegel
mit dem Format 29,5 x 14 x 8-8,5 cm vermauert. Es handelt sich um ein
renaissance-zeitliches Format. Wahrscheinlich mußten bereits
damals erste Stützpfeiler an der Westwand angebracht werden.
Die hölzerne West- und Südempore ist datiert und
bezeichnet 1640 von M. Schelm. Das Kastengestühl in zwei Blöcken
ist im ähnlichen Stil gehalten und daher wohl gleichzeitig.
Der
Stützpfeiler an der Nordseite der Kirche enthält Ziegel mit
einem barockzeitlichen Format. Er wurde wohl erst in dieser Zeit
angebracht. Die Decke ist datiert und bezeichnet 1696 von H.
Herzlieb. Da die Fenster und die Fensterlaibungen ähnlich wie
die Decke bemalt sind, stammen sie wohl von der gleichen Renovierung.
In dem Stützpfeiler an der Nordseite der Kirche sind auch
Ziegel mit dem Format 23,5-24 x 12 x 5,5 cm verbaut. Solche kleinen
Ziegel wurden im 19. Jahrhundert verwendet. Sie belegen
Ausbesserungsarbeiten in dieser Zeit oder einen teilweisen Neuaufbau
des Stützpfeilers.
Eine umfassende Sanierung der Kirche fand
1926 statt.
Die Kirche wurde dann wieder von 1991 bis 2002 innen
und außen saniert. Am 22.9.2002 wurde der Umbau durch ein
Kirchenfest abgeschlossen (Märkische Allgemeine v. 20.9.2002).
Vergleiche: Die Kirche läßt sich am besten mit den Dorfkirchen in Neuendorf bei Brück und Radewege vergleichen. Die Dorfkirchen in Neuendorf/Brück und Radewege sind etwas kürzer und schmaler als die Kirche in Kanin, die Facetten des Chorschlusses sind jedoch etwas größer, d.h. der Chorbereich ist länger.
Bemerkungen: Nach dem "Dehio" soll der schmale westliche Breitturm aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts stammen. Wir haben das Innere noch nicht gesehen, halten dies jedoch aufgrund der Mauerwerksausführung und der Baustruktur für sehr unwahrscheinlich. Die Kirche stammt wohl insgesamt aus dem 15. Jahrhundert.
Information und Dank: -
Literatur: Anonymus (1927): Die Kirche in Kanin. Heimatkalender Zauch-Belzig, 1927: 59-61, Anonymus (1928): Eine märkische Festungskirche. Heimatglocken, 1928(11): S.1, Dimzait (1931): Zur alten Kirche von Kanin. Potsdamer Jahresschau, 6: 57-59, Widdel (um 1937), Aus alten Zehntregistern. Ein Beitrag zur Geschichte der Dörfer Plessow, Caputh, Ferch, Klaistow, Canin, Wildenbruch, Groß Kreutz und Bliesendorf, S., Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.184/5, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.265/6, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.182, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.493/4, Müller, Hiltrud (2002), Nach 10 Jahren ist die Sanierung der ältesten Kirche der Zauche vollendet. Märkische Allgemeine, v. 20.09.2002 (online-archiv)
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam:
Busendorf Bez. Potsdam, Ldkr. Potsdam Busendorf (Kanin)
Dorf-K
Flachgedeckter verputzter Feldsteinbau mit 3seitigem OSchluß
und verbrettertem w Dachturm; im Kern 15. Jh., im 17. Jh. verändert,
rest. 1926. Das Innere mit Resten spätgot. Wandmalerei, an der
NWand Einzug in Jerusalem, an der SWand 3 Heilige. Die Balkendecke
inschr. 1696 von Hans Herzlieb, die Fensterleibungen mit
Beschlagwerkbemalung ebenfalls E. 17. Jh., 1926 erneuert. -
Altaraufsatz E. 17. Jh., mit Abendmahls-, Kreuzigungs- und
Auferstehungsgemälde, flankierenden gewundenen Säulen und
vegetabilischem Schnitzwerk. Gleichzeitig die polyg. Kanzel mit
Blumenmalerei und Knorpelschnitzwerk auf dem Schalldeckel. Hölzerne
W- und SEmpore inschr. 1640 von Martin Schelm.
Dehio/Brandenburg:
Kanin Gem. Busendorf, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5
Ev.
Dorfkirche. Spätgotischer Saalbau aus Feldstein mit dreiseitigem
flachen Ostschluß, verputzt. Der schmale Breitturm im Kern wohl
A. 13. Jh., später mehrfach verändert, 1640 geschlossen mit
verbrettertem Aufsatz. Rest. 1926 und 1991-96. Flachbogige Fenster in
Putzfaschen; das Chorpolygon mit runden Eckpfeilern besetzt, am Turm
schwere nachträgliche Strebepfeiler. - Die Turmhalle urspr. mit
sorgfältig gemauerten Backsteinbögen zum Schiff geöffnet;
später unterteilt. Im Schiff geringe Reste spätgotischer
Wandmalerei, an der Nordwand Einzug in Jerusalem, an der Südwand
drei Heilige. Einheitliche Raumwirkung durch Einbauten des 17. Jh.,
verstärkt durch die ergänzende Restaurierung 1926.
Balkendecke mit Beschlagwerkbemalung, dat. und bez. 1696 von H.
Herzlieb, ähnlich bemalt und wohl gleichzeitig die
Fensterlaibungen, beides 1926 erneuert. - Altaraufsatz, E. 17. Jh.
mit Abendmahls-, Kreuzigungs- und Auferstehungsgemälde,
flankierenden gewundenen Säulen und vegetabilischen
Schnitzwangen. Gleichzeitig die polygonale Kanzel mit Blumenmalerei
und Knorpelschnitzwerk auf dem Schalldeckel, verändert und neu
bemalt 1924. Hölzerne West- und Südempore, dat. und bez.
1640 von M. Schelm. Kastengestühl in zwei Blöcken wohl
gleichzeitig.
Bau- und
Kunstdenkmale in der DDR: Busendorf, Ortsteil Kanin
Dorfkirche
Spätmittelalterlicher Feldsteinbau mit polygonalem Ostschluß,
der hölzerne Dachturm über dem Westgiebel vermutlich 17.
Jh. Reste spätmittelalterlicher Wandmalerei: an der Nordwand
Einzug Christi in Jerusalem, an der Südwand Heilige.
Holzbalkendecke mit Ornamentmalerei 1696 von Hans Herzlieb,
restauriert 1926. - Altarretabel mit Kreuzigungsgemälde E. 17.
Jh. Kanzel 2. H. 17. Jh., Malerei E. 18. Jh. Empore an der Süd-
und Westwand 1640. Gestühl M. 17. Jh. Glocke mittelalterlich.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger spätma Feldsteinbau mit dreiseitigem Chorschluß Ende 17. Jh und verbrettertem Dachturm, Reste spätma Wandmalerei: an der Wand Einzug Christi in Jerusalem, an der SWand Heilige, ma Glocke.
Aufnahme der Kirche: Juli 2000
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Kanin (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu und unvollständig; die Turmhalle fehlt noch).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2004