Kirchenkreis Elbe-Fläming
An dieser großen Kirche wurden im Laufe der Zeit mehrere größere Umbauten durchgeführt, die die ursprüngliche Baustruktur sehr verändert haben. Das Kirchenschiff ist leider verputzt, so dass ursprüngliche Seitenportale im Moment nicht mit Sicherheit auszumachen sind. Vermutlich hatte die Kirche ein Gemeindeportal in der Südwand. Der Turm wurde später errichtet, der Chor unter Beseitigung der Apsis nach Osten verlängert. An diesen verlängerten Chor wurde eine romanisierende Apsis angebaut. An der Südseite ist ein Patronatslogen-Anbau aus Ziegeln, an der Nordseite zeichnet sich an der Wand (Ansatz des Daches) ein weiterer kleiner Anbau ab, der zu unbekannter Zeit abgerissen worden ist. Die Einrichtung stammt im wesentlichen von der umfassenden Erneuerung des Jahres 1882.
Lage der Kirche: Görzke liegt 12 km südsüdöstlich von Ziesar. Der Ort war ursprünglich eine kleine, ummauerte Stadt mit zwei oder drei Toren. Die letzten Reste der Stadtmauer wurden erst 1930 abgerissen. Die Kirche liegt am Rande des einmal ummauerten Stadtbezirkes am Zugang zur ehemaligen Burg, die außerhalb des Städtchens in der Niederung des Flüßchens Buckau lag.
Ortsgeschichte: Görzke wurde erstmals 1161 urkundlich erwähnt. Es war ein Burgward mit zugehöriger Siedlung. Der Name leitet sich wahrscheinlich von slawisch "Gora" = Berg ab (Geismeier, 1999). Görzke wurde um 1250 ein kleines Städtchen, das mit einer Mauer versehen wurde. 1283 erhielt es die Gerichtsbarkeit und 1285 das Münzrecht. Es war sehr lange Spielball zwischen den Markgrafen von Brandenburg und den Magdeburger Erzbischöfen. 1378 wurde es von Truppen des Erzstifts Magdeburg erobert und zerstört.
Baustruktur: Der ursprüngliche Bau war eine Kirche mit Schiff (ca. 22,20 m lang, 11,20 m breit), eingezogenem Chor (7,60 m lang 8,80 m breit) und vermutlich einer Apsis. An diesem Bau wurde spätmittelalterlich die Apsis abgerissen und der Chor nach Osten verlängert (jetzt ca. 14,50 m lang). Außerdem wurde ein Westturm (6,85 m lang, 11,20 m breit) angefügt; deutlich sind noch die westlichen Ortsteine des alten Schiffes zu sehen, auch das Fundament ändert sich. Anhand der Obergrenze der Ortsteinquader am Übergang Schiff/Turm (ursprüngliches Ende des Schiffes) und der Position des zugesetzten ursprünglichen Fensters in der Nordseite des Chores kann man darauf schließen, dass die Kirche um ca. 1 m aufgestockt worden ist. Die Aufstockung fand wohl statt, als der Chor nach Osten verlängert worden ist, da der Bogen des zugesetzten gotischen Fensters in der Nordseite des Chores deutlich höher sitzt als der Bogen des zugesetzten ursprünglichen romanischen Fensters (im ursprünglichen Teil des Chores). Neuzeitlich wurde an den verlängerten Chor eine neuromanische Apsis mit romanisierendem Fries angebaut. Die Anlage ist heute also wieder eine "vollständige" bzw. vierteilige Anlage. Da die Kirche verputzt ist, lassen sich im Ursprungsbau keine Bauabschnitte erkennen. Der heutige Kirchenbau hat einen langen Ziegelanbau an der Südseite des Chors. An der Nordseite des Chores zeichnet sich der Giebel eines abgerissenen Anbaus ab. Die Längsachse der Kirche weicht mit magnetisch gemessenen ca. 16-18° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab (gemessen im August 2001).
Mauerwerksausführung: Die Kirche ist im wesentlichen ein Feldsteinbau. Allerdings enthalten die mittelalterlich veränderten Teile schon beträchtliche Mengen an Ziegeln und Ziegelbruch (Turm und Chorverlängerung). Die Apsis und der Patronatslogen-Anbau an der Südseite des Chors sind in Backstein ausgeführt. Vermutlich ist auch der obere Meter der Umfassungsmauern von Chor und Schiff (Aufstockung) mit Backsteinen gemauert worden. Die Nordseite des Chors ist unverputzt. Das Mauerwerk ist dort lagig mit mäßig gut gequaderten Feldsteinen. Allerdings sind etliche Reparaturstellen zu erkennen (z.B. an der Stelle des ursprünglichen westlichen Chorfensters). Der Turm hat ein völlig unregelmäßiges Mauerwerk. Leider ist das Schiff verputzt, so dass über das Mauerwerk des Schiffes keine Aussagen gemacht werden. Die Ortquader der alten Westecken des Schiffes sind gut behauen. An der Nordwestecke des Turms sind die Kanten z.T. mit Ziegeln gemauert. Diese haben das Format 28 x 14,5 x 9 cm. Die Mauerstärke beträgt an der Südwand des Schiffes ca. 115 cm.
Mörtel und Putze: Das Schiff ist ganz verputzt, ebenso die Apsis. Die Ost- und Nordseite des Chores sind unverputzt bzw. haben nur einen Fugenputz. Der Turm ist steinsichtig verputzt. An der Nordseite des Turmes hat sich eine größere rechteckige verputzte Fläche erhalten, die möglicherweise auf einen jezt abgerissenen Anbau an dieser Stelle hindeuten könnte.
Portale: Das Schiff ist leider ganz verputzt, so dass über die sicher vorhandenen Seitenportale keine sichere Aussagen gemacht werden können. An der Südseite ist im Sockel, der vom Putz freigelassen wird, ein Bereich mit unregelmäßiger Mauerwerksausführung zu erkennen, der als zugesetztes Südportal interpretiert werden kann. Der Bereich liegt 4,40 m bis 5,60 m von der alten Südwestecke des Schiffes entfernt. Ist der heutige Durchgang vom Turminnenraum zum Schiff ein ursprüngliches Westportal? Das Priesterportal wurde durch den Anbau an der Südseite des Chores zerstört bzw. ist jetzt lediglich ein Durchgang zu diesem Anbau. Es kann sich nur dort befunden haben, da das Mauerwerk an der entsprechenden Stelle auf der Nordseite des Chores zumindest in den unteren Lagen ungestört ist. Der Turm hat ein großes neuromanisches Portal in der Südseite. In der Südwand des Turmes zeichnet sich oberhalb des Südportals eine hohe, rundbogige Öffnung im Mauerwerk ab, die bis auf ein kleines Schlitzfenster zugesetzt ist. Das Gewände besteht teils aus Feldstein, teils aus Ziegeln, der Bogen nur aus Ziegeln (eine Lage auf dem Bogen stehender Binder). War diese Öffnung ursprünglich einmal ein Hocheingang?
Fenster und Blenden: Das Schiff besitzt zwei Reihen von je fünf rundbogigen Fenstern. Die unteren kleineren Fenster dienen zur Beleuchtung des Raumes unter den Emporen. In der Nordseite des Chors befindet sich ein zugesetztes, großes, langes, im Abschluß rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände und Ziegelbogen aus stehenden Bindern im Bereich der Chorverlängerung. Es reicht deutlich in den aufgestockten Bereich hinein. Außerdem ist westlich davon (im ursprünglichen Bereich) noch ein zugesetztes originales, rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände zu erkennen. Der Bogen schließt wesentlich tiefer als der Bogen des gotischen Fensters in der Chorverlängerung. Die Apsis besitzt drei Fenster. In der Westseite des Turms befindet sich ein großes rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände in einem zugesetzten großen rundbogigen Fenster mit Ziegelgewände, dessen Bogen aus stehenden Bindern gemauert ist. In der Südseite des Turms ist ein Schlitzfenster mit Ziegelgewände, das in einer großen, zugesetzten Öffnung mit rundbogigem Abschluß sitzt. Die Nordseite weist ein rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände auf. Allerdings erscheint der Bogen neu gemauert, und das Fenster hat keine Schrägen.
Innenbögen: Durch den Anbau der neuromanischen Apsis hat die Kirche auch wieder einen rundbogigen Apsisbogen bekommen, der den Apsisraum mit dem Chor verbindet. Die Innenseite ist mit ornamentaler Malerei verziert. Der Triumphbogen zwischen Chor und Schiff ist rundbogig.
Turm: Der Turm ist ein später angebauter Westturm in Schiffsbreite. Knapp unterhalb der Firsthöhe des Schiffes ist im Turmmauerwerk ein kleiner Absatz zu erkennen. Es könnte sich um eine Baunaht oder einen Bauabschnitt handeln. Allerdings ist kaum ein Unterschied in der Mauerwerksausführung unterhalb und oberhalb dieses Absatzes zu erkennen. Der Turm hat in seiner Süd- und Nordseite je eine gekuppelte, sehr große Schallöffnung mit Segmentbogen. Die Öffnungen haben Ziegelgewände, die zweimal abgetreppt sind. Auf Ost- und Westseite sind je zwei solcher Öffnungen. Im Turmraum steht eine Glocke. Dieser ist flach gedeckt. Die Windfahne weist die Jahreszahl 1906 auf.
Dächer: Der Turm hat ein querstehendes Mansarddach. Die Satteldächer des Schiffes und des Chores sind mit Biberschwanzziegeln gedeckt.
Innenausstattung: Die Kirche hat im Schiff eine zeltartig ansteigende Holzdecke auf profiliertem Freigesperre, der Chor ist eingewölbt. Der dreijochige Chor hat ein Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Im Schlußstein sind die Wappen der Familien v. Schierstedt und v. Wulfen. Der lange, zweigeschossige Südanbau (Patronatsloge) ist in je drei Räume unterteilt, von denen das Untergeschoß des mittleren Raumes ebenfalls eingewölbt ist. Zwei Stufen gehen vom Schiff zum Chorbereich hoch, eine weitere Stufe zum Altarbereich. Die Holzkanzel dürfte wohl von der Erneuerung 1882 stammen. Die Kirche besitzt einen einfachen Altar. Die Taufe ist ebenfalls einfach und steht vor dem Chorbereich. Das Gestühl stammt aus dem Jahr 1882. Die Kirche hat im Schiff auf West-, Nord- und Südseite Emporen. Auf der Westempore steht die Orgel mit schönem Orgelprospekt. An der Nordseite des Chores sind drei Epitaphe für H. v. Schierstedt (+ 1562) und seine beiden Frauen (+ 1554 und + 1573) angebracht, figürlich und von guter Qualität. Vor dem Triumphbogen auf der Nordhälfte der Ostwand des Schiffes hängt eine Grabplatte eines Sohnes (+ 1561) von H. v. Schierstedt und seiner Frau Anna Brandt von Lindau mit Allianzwappen. Die Umrahmungen der Fenster im Inneren sind bemalt. Von jedem der drei Räume des Untergeschosses der Patronatsloge an der Südwand des Chores führt eine Verbindungstür zum Chor. Das Obergeschoß öffnet sich in drei verglasten Arkaden zum Chor. In der Südostecke des Schiffes steht ein alter gußeiserner Ofen.
Außenbereich: Die Kirche hat einen romanisierenden rundbogigen Putzfries. Von der sicher einmal vorhandenen Friedhofsmauer haben sich keine Reste erhalten.
Baugeschichte: Die
Baugeschichte dieser Kirche ist ungemein kompliziert und kann z.Z.
nicht sicher rekonstruiert werden (innen und außen verputzt).
Vielleicht ließen sich bei einer Renovierung und Kirchengrabung
im Innern weitere Erkenntnisse gewinnen.
Der Bau der Kirche wurde
vermutlich in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts begonnen. Für
diese frühe Datierung sprechen die geschichtlichen
Rahmenbedingungen (Kirche eines Burgwardortes), die
Mauerwerksausführung und die absoluten Maße sowie die
Proportionen der Kirche.
Die Kirche hatte ursprünglich
sicher keinen Querwestturm; allenfalls wäre ein Dach- oder
Giebelturm denkbar. Der Ursprungsbau bestand aus einem relativ großen
und breiten Schiff, einem relativ kurzen, eingezogenen Chor und
vermutlich einer Apsis. Diese Größe erklärt sich aus
der früheren Bedeutung des Ortes. Das Schiff hatte wohl je fünf
Fenster auf Nord- und Südseite, der Chor wohl je zwei Fenster.
In der Nordwand des Chores ist noch die eine Hälfte eines
zugesetzten rundbogigen Fensters zu erkennen. Über die Portale
läßt sich nur spekulieren, da die Schiffswände
komplett verputzt sind. Das Priesterportal dürfte sich auf der
Südseite des Chores befunden haben, da die untersten Lagen auf
der Nordseite des Chores unversehrt sind. Vermutlich befand sich das
Gemeindeportal auf der Südseite des Schiffes, da die Kirche am
Nordrand der Siedlung lag und der Stadt ihre Südseite zuwies.
1378 wurde die Stadt Görzke von Magdeburgischen Truppen
erobert und zerstört. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die
Kirche dabei keinen Schaden nahm.
Vermutlich wurde erst in der 1.
Hälfte des 15. Jahrhunderts der Westturm angefügt. Das
Mauerwerk ist völlig unregelmäßig und enthält
viel Ziegelmaterial.
In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts
wurde der Chor um mehr als die Länge der Apsisauswölbung
nach Osten verlängert und um ca. 1 m aufgestockt (an der
Nordseite deutlich zu sehen). Nach den Aufzeichnungen vor dem Umbau
von 1882 hatte die Ostseite eine gestaffelte Dreiergruppe von
spitzbogigen Fenstern (Wernicke, 1898). In der Nordseite des Chores
erkennt man noch ein zugesetztes, langes und in den Aufstockbereich
reichendes, im Abschluß rundbogiges Fenster. Im Inneren wurde
in den dreijochigen Chor ein Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen
eingefügt. Im Schlußstein befinden sich die Wappen der
Familien v. Schierstedt und v. Wulfen.
1642 brannte die Kirche
bis auf den Chor völlig aus. Zwischen 1650 und 1665 wurde sie
wiederhergestellt. 1703 sind wieder "Veränderungen"
bezeugt (Wernicke, 1898). Es ist allerdings unklar, was bei diesem
Umbau verändert worden ist.
1803 fanden wieder
Umbaumaßnahmen statt, deren Auswirkungen am Bau aber nicht
genau festgestellt werden konnten.
1862 bekam der Turm auf seiner
Südseite ein neuromanisches Portal. Ob dieses Portal einen
Vorgänger hatte, läßt sich nicht sicher ermitteln.
Möglicherweise wurde ein altes Südportal im Schiff
zugesetzt und dafür das Portal im Turm eingebrochen. Ebenfalls
von 1862 stammt der gotisierende Backsteinanbau an der Südwand
des Chores (nach Wernicke).
1882 wurde die Kirche im Inneren
durchgreifend umgebaut. Mit einiger Wahrscheinlichkeit stammen aus
dieser Zeit die Fenster, von denen die oberen Fenster aber vermutlich
an der Stelle der ursprünglichen, romanischen Fenster sitzen. An
die Ostseite wurde eine romanisierende Apsis angefügt. Die
Kirche wurde mit Ausnahme des Südanbaus ganz verputzt.
1906
wurde das Mansarddach des Turmes erneuert.
Vergleiche: Die Dorfkirchen von Buckau, Mörz, Reetz und Görzke zeigen viele Gemeinsamkeiten. Die Orte werden bereits 1161 als Burgwarde genannt. Die Kirchen sind alle länger und breiter als die "gewöhnlichen" Dorfkirchen des Fläming. Alle vier Kirchen besaßen keinen ursprünglichen Querwestturm. Die jetzigen Türme sind alle später angebaut. Diese Kirchen nehmen gewissermaßen eine Zwischenstellung zwischen den gewöhnlichen Dorfkirchen und den Stadtkirchen ein.
Bemerkungen: Die Datierungen der Kirche im "Dehio" und den "Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR" sind vage gehalten ("spätromanisch"). Geismeier (1999) legt sich auch nicht ausdrücklich fest, jedoch ist sein Hinweis auf den Gertrudis-Grabstein der benachbarten Buckauer Kirche aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts wohl so zu verstehen, daß er die Ursprünge der Kirche in Görzke im 12. Jahrhundert sieht. Allerdings ist die Rekonstruktion der Baugeschichte sicher nicht korrekt. Ein Querwestturm gehörte nicht zum ursprünglichen Bauplan der Görzker Kirche. Er ist später angebaut worden, wie die westliche Eckquaderung des ursprünglichen Schiffes zeigt. Er stammt - nach dem Mauerwerk zu urteilen - sicher nicht aus dem 13. Jahrhundert wie der "Dehio" vermutet, sondern frühestens aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, spätestens aus dem 15. Jahrhundert (wohl eher letzteres).
Information und Dank: Ev. Pfarramt Görzke, Kirchstr.8, 14828 Görzke, Tel. 033847/40511.
Literatur: Fidicin (1860), Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.3, Teil 3 Der Zauchische Kreis, S.68/9, Wernicke (1898): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow, S.88-94, Klare (1963): Die Burg Görzke und der Burgwall. Heimatkalender Belzig, 1963: 78-81, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Potsdam (1978), S.21/2, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.205, Klare (1963): Die Burg Görzke und der Burgwall. Heimatkalender Kulturspiegel des Kreises Belzig, 1963: 78-81, Geismeier (1999): Görzke am Fläming - Ein Abschied aus der Geschichte, Die Mark, 32: 2-9, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.367/8, Möschner (2003), Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, S.28.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Görzke Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. Kernbau, Feldstein, aus Schiff, eingezogenem quadr. Chor und WQuerturm in Schiffsbreite. Spätgot. Erweiterung nach O mit geradem Chorschluß wohl A. 16. Jh., gleichzeitig Erhöhung des WTurmes, darin rundbogige Zwillingsöffnungen unter Rundbogenblende in Backstein. 1882 romanisierende Erneuerung mit 2reihiger Fensteranordnung im Schiff und Anbau einer OApsis, z.T. verputzt. Wohl von 1906 der gotisierende s Backsteinanbau mit 3seitiger Apsis und das Mansardwalmdach des WTurmes. Im Inneren neugot. Gewölbe im Chor, giebelförmig ansteigende Balkendecke im Schiff. Hufeisenempore. Die Einbauten 1882. - Doppelgrabstein H. v. Schierstedt und seiner Frau, dat. 1561, mit Allianzwappen und Inschr. 3 figürliche Epitaphien für H. v. Schierstedt + 1562 und seine beiden Frauen + 1554 und + 1573, die Relieffiguren der Verstorbenen in Nischen, Wappen und Inschr.
Dehio/Brandenburg:
Görzke Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 1161 Burgward, 1196 im
Besitz der askanischen Markgrafen, die die Stadt (Stadtrecht
vermutlich seit M. 13. Jh.) 1283 (Gerichtsbarkeit) und 1285 (Münze)
privilegieren. Lange umkämpft, 1378 vom Erzstift Magdeburg
erobert und zerstört, seit 1421 die v. Schierstedts hier
ansässig. 1815 zur preußischen Provinz Sachsen,
Marktflecken. Die mittelalterliche Stadt durch rechteckigen Grundriß
und gitterförmiges Straßennetz als planmäßig
angelegt ausgewiesen. Die Reste der Mauer 1930 beseitigt. Die Kirche
nördl. in auffälliger Randlage (vgl. etwa Wiesenburg),
nördl. Reste eines slawischen Burgwalls.
Ev. Kirche. Großer
Saalbau mit langgestrecktem Chor, südl. Patronatslogenanbau
sowie mächtigem Westturm; im Kern spätromanischer
Feldsteinbau, mehrfach erweitert und umgebaut, wesentlich durch
Baumaßnahmen des 19. Jh. geprägt. - Der spätromanische
Chor vermutlich eingezogen und quadratisch, A. 16. Jh nach Osten
verlängert und eingewölbt. Gleichzeitig der annähernd
quadratische, ebenfalls ins 13. Jh. zurückgehende Westturm
repariert und ausgebaut; sein Wehrcharakter durch den hochliegenden
Eingang und die Schlitzfenster deutlich. Das Schiff nach Zerstörung
(1642) 1650/65 wiederhergestellt. Das Glockengeschoß des Turms
mit stichbogigen gekuppelten Zwillingsöffnungen in Backstein
wohl ebenfalls aus dieser Zeit (Mansarddach 1906 erneuert). 1862
zweigeschossiger Logenanbau aus Backstein, südl. den Chor
begleitend, im Rundbogenstil des Stüler-Umkreises; im
Untergeschoß Eingangshalle, Sakristei und Taufkapelle mit
zentral vortretender Polygonalapsis. Gleichzeitig das aufwendige
neuromanische Turmsüdportal aus Sandstein. 1882 umfassende
romanisierende Erneuerung, Anbau der verputzten Ostapsis. Das Schiff
seitdem verputzt, zweireihig angeordnete Rundbogenfenster. Innen
einheitliche, anspruchsvolle Gestaltung von 1881/82. Im Schiff
zeltartig ansteigende Holzdecke auf profiliertem Freigesperre,
dreiseitige Empore auf Gußeisenstützen. Im dreijochigen
Chor Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen, A. 16. Jh.; im Schlußstein
Wappen v. Schierstedt, v. Wulfen. Apsis und Taufkapelle im 19. Jh.
rippengewölbt. Die Patronatsloge durch große Spitzbögen
zum Chor geöffnet. - Drei figürliche Epitaphien für
Hans v. Schierstedt (+ 1562) und seine beiden Frauen Anna Brand v.
Lindau (+ 1554) und Fredeka v. Alvensleben (+ 1573), jeweils mit
überlebensgroßen Standfiguren in Nischen, begleitet von
Wappen und Inschriften. Die beiden ersten als Pendants gefertigt, in
Qualität und Aufbau verwandte Stücke in Wiesenburg. An der
Ostwand des Langhauses der zugehörige Doppelgrabstein, dat.
1561, mit Allianzwappen und Inschrift.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Görzke Dorfkirche Im Kern spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Rechteckchor und querrechteckigem Westturm, das Glockengeschoß wohl spätgotisch. Nach 1882 eingreifend umgebaut und verändert, gleichzeitig Innenausbau und Einbauten. - 4 Kelche: 2 silberne, 2. H. 16. Jh., mit Patene, und 1695; 2 zinnerne 19. Jh. Patene, Silber, 1712. Glocke 1733 von Peter Becker, Halle. 3 Epitaphien für H. v. Schierstedt + 1562 und seine beiden Frauen + 1554 und 1573, figürlich, von guter Qualität. Grabplatte mit Inschrift und Allianzwappen 1561.
Aufnahme der Kirche: November 1999, August 2001, Februar 2002
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Görzke (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003