Glienecke (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Elbe-Fläming

Diese Kirche zeigt eine sehr deutliche Baunaht im östlichen Teil des Schiffes sowohl auf der Nord- wie auch auf der Südseite. Der Chor (Apsis abgerissen) ist lagig, aber mit grob gequaderten Feldsteinen aufgeführt, das Schiff ab der Baunaht in sehr gut gequadertem Mauerwerk. Die Kirche hatte vor dem letzten größeren Umbau von 1911 noch einen überschiffsbreiten Querwestturm mit einem Westportal, das mit einem Begleitbogen verziert war.

Lage der Kirche: Glienecke liegt ca. 1 km nördlich der A 2 und ist über die Abfahrt Ziesar zu erreichen; in Ziesar dann Richtung Glienecke. Die Kirche liegt am östlichen Ende des Dorfes und ist vom ehemaligen Friedhof umgeben.

Ortsgeschichte: In einer Urkunde von 1217 heißt das Dorf Glineke; der Pfarrer hieß Eustachius. Diese Urkunde beweist außerdem, daß bereits die Pfarrei existierte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass 1217 ein Teil der heutigen Kirche (Apsis, Chor, östlicher Teil Schiff) bereits stand. Der Name leitet sich ab von plb. "Glin-k", zu urslaw. "Glina" = Lehm, Ton (Fischer, 1970). 1598 hatte der Domherr Georg v. Bardeleben zu Havelberg und Zacharias v. Bardeleben zu Ziesar Pächte und Zins von 5 Hufen und einem Kossäten in Glienecke. 1624 zählte die Feldmark 38 1/2 Hufen. Darin eingeschlossen waren aber auch Hufen auf den wüsten Feldmarken Grebs und Zabersdorf.

Baustruktur: Die gegenüber der ursprünglichen stark veränderte heutige Baustruktur der Kirche besteht aus einem Schiff (15,50 m lang, 10,35 m breit) mit eingezogenem Chor (7,05 m lang, 7,90 m breit) sowie einem eingezogenen Querwestturm (4,35 m lang, 9,75 m breit). Ursprünglich wies die Kirche jedoch eine stärker gegliederte Baustruktur auf: überschiffsbreiter Querwestturm, Schiff, eingezogener Chor mit Sakristei an der Nordseite (ca. 4,50 m lang, ca. 2,50 m breit) und Apsis (ca. 6,80 m breit, ca. 3,20 m ausgewölbt). Die Apsis wurde zu einem späteren Zeitpunkt abgerissen, und der Apsisbogen wurde mit einer unregelmäßig gemauerten, nach Osten ausgebauchten Wand geschlossen (ca. 60 cm ausgewölbt). Das Schiff weist in den westlichen ca. 2,5 m eine abweichende Mauerwerksausführung auf. Vermutlich handelt es sich um den Bereich, an dem der überschiffsbreite Westturm am Schiff ansetzte, bzw. er das Schiff umgriff. Der ursprüngliche, überschiffsbreite Querwestturm wurde durch einen etwas eingezogenen Querwestturm ersetzt. Auf der Chornordseite war eine ursprüngliche Sakristei mit Tonnengewölbe angefügt, die jetzt abgerissen ist. Der Durchgang zum Chorinneren ist von innen zugesetzt und außen noch als Nische sichtbar. Die Verzahnung der Sakristeiwände und des Tonnengewölbes mit den Chormauern beweist, dass es sich nicht um einen späteren Anbau, sondern um einen Teil des ursprünglichen Kirchenbaues handelt, der gleichzeitig mit Chor und Apsis entstanden ist. Die ursprüngliche Kirche wurde, sehr deutlich an der unterschiedlichen Mauerwerksausführung sichtbar, in zwei Bauabschnitten errichtet. Die Baunaht liegt auf dem östlichen Teil des Schiffes. Die Kirche ist nahezu exakt Ost-West ausgerichtet.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Die Mauerwerksausführung ist allerdings sehr unterschiedlich. Das Mauerwerk des Chors hat eine Lagenstruktur, aber die Feldsteine sind nur grob gequadert oder ungequadert und nur außen behauen. Ab der Baunaht auf dem östlichen Teil des Schiffes wechselt die Mauerwerksausführung zu einer hervorragenden Quaderung der Feldsteine. Die Quader sind relativ groß, mit sehr wenigen Auskeilungen. Ab der zweiten Baunaht (Verlängerung des Schiffes) werden die Lagen unruhiger, die Quader sind z.T. nicht mehr ganz so exakt behauen. Wahrscheinlich ist das Schiff auch etwas aufgestockt worden.
Der Ostgiebel des Schiffes springt leicht ein und ist völlig unregelmäßig gemauert. Der
Apsisbogen wurde nach Abbruch der Apsis mit einer leicht nach Osten ausgebauchten, sehr unregelmäßig ausgeführten Mauer geschlossen. Auch der Chorgiebel ist unregelmäßig gemauert.
Der
Westturm ist in den unteren zwei Dritteln des aufgehenden Mauerwerks aus Feldsteinen gemauert, wobei die Mauerwerksausführung der der Westverlängerung des Schiffes entspricht. Der höhere Teil des aufgehenden Mauerwerks und der Westgiebel sowie das zweite Geschoß wurden in Backsteinen ausgeführt. Das Glockengeschoß besteht aus Ziegelfachwerk. Die Mauerstärke der Apsis am Ansatz zum Chor betrug 80 cm, das Fundament maß 95 cm. Die Mauerstärke des Chores und des Nordanbaus beträgt bzw. betrug 90 cm.

Mörtel und Putze: Die Kirche besitzt lediglich einen Fugenputz.

Portale: Das Gemeindeportal auf der Südseite des Schiffes ist rundbogig. Es hat ein Feldsteingewände und einen Feldsteinbogen mit einem Begleitbogen aus liegenden Läufern. Das Westportal im Turm ist ebenfalls rundbogig, sehr groß, dreimal abgetreppt und mit Ziegeln gefaßt. Es stammt vom Umbau von 1911. Die modernen Ziegel (unverwittert, glatte Außenseite) haben das Spezialformat 22 x 13,5 x 8 cm. Das Priesterportal in der Südwand des Chores ist wiederum rundbogig, aber mit einem Feldsteingewände. Allerdings sind bereits einzelne Gewände- und Bogensteine durch Ziegel ersetzt worden. Diese haben das Format 27,5 x ? x 8 cm. Farblich etwas andere Ziegel haben das Format ? x 13,5 x 8,5-9 cm. Der Turm hat auf der Nord- und Südseite je eine rundbogige Tür mit verputztem Gewände. Das jetzt vermauerte, rundbogige Portal in der Nordwand des Chores war ursprünglich kein Außenportal, sondern der Durchgang zur inzwischen abgerissenenen Sakristei an der Chornordwand.

Fenster und Blenden: Die Südseite des Schiffes hat fünf hochrechteckige Fenster mit Ziegelgewände; das mittlere der fünf Fenster ist deutlich kürzer, da es sich direkt über dem Gemeindeportal befindet. Über den vier östlichen Fenstern sind Ziegelbereiche, die oben gerundet sind. Dies deutet darauf hin, dass die heutigen Fenster Vorläufer hatten, die einen rundbogigen oder korbbogigen Abschluss hatten. Die Nordseite hat sechs kurze Rechteckfenster. Das östliche Fenster ist deutlich kleiner, einmal abgestuft und sitzt sehr dicht an der Ostwand. Es ist sieht "älter" aus als die fünf westlichen Fenster. Diese sind relativ hoch und besitzen Gewände aus Industrieziegeln. Allerdings sehen die Ziegel des westlichen Fensters und der zwei östlichen Fenster farblich gleich aus. Deutlich andere Ziegel haben die Fenster 3 bis 5, von der Ostseite aus gezählt. Die Fenster sind zu hoch in der Wand, um die Ziegelformate problemlos erfassen zu können. Im westlichen Teil der Nordwand - im unteren Teil der Mauer - ist ein weiteres Rechteckfenster zugesetzt worden. In der Südwand des Chores ist die östliche Hälfte eines zugesetzten, ursprünglich rundbogigen Fensters von einem neueren korbbogigen, sehr hohen Fenster mit Ziegelgewände abgeschnitten. Es ist älter als die Fenster des Schiffes. Das westliche Fenster der Chornordwand ist vermutlich noch ein originales Fenster mit Feldsteingewände, das östliche Fenster ist dagegen flachsegmentbogig und mit Ziegeln gefaßt. Im Ostgiebel des Chors, etwa auf der Höhe der Spitze des ehemaligen Apsisdaches sitzt ein Okulus. Ein weiterer Okulus wurde nördlich neben dem Apsisbogen und noch unterhalb der Traufhöhe des Schiffes eingebrochen. In den etwas ausgebauchten Bereich des zugesetzten, ehemaligen Apsisbogens in der Ostwand des Chores wurden zwei Rechteckfenster mit Ziegelgewände eingesetzt, die später mit Ziegeln zugesetzt worden sind. Die Gewändeziegel haben das Format 25,5 x 12,5 x 6 cm. Die Zusetzziegel messen ? x 11,5 x 6,5 cm. Jeweils westlich neben den Turmportalen (in Nord- und Südwand) sitzen kleine Rechteckfensterchen, die mit Ziegeln gefaßt sind. Das Ziegelformat beträgt 22 x 13,5 x 8 cm (wie Westportal). Im Übergangsbereich von den Feldsteinen zu den Backsteinen in der Nord- und Südwand des Turms sind zwei Rechteckfenster, die etwa zur Hälfte noch im Feldsteinmauerwerk stecken. Die Westwand weist im Ziegelteil der Mauer (noch unterhalb der Traufhöhe des Schiffes) eine Reihe von acht Rechteckblenden auf.

Innenbögen: Der Triumphbogen ist rundbogig.

Turm: Der Turm ist ein später angebauter, gegenüber dem Schiff eingezogener Westturm. Er springt auf Traufhöhe des Schiffes ein und ist im weitereren Aufbau quadratisch. (Zum Mauerwerk siehe Kapitel "Mauerwerksausführung".) Im Glockengeschoß sitzen auf jeder Seite zwei rechteckige Schallöffnungen. Das Turmdach schließt mit der Kombination Kugel und Wetterfahne; diese trägt die Jahreszahl 1977.

Dächer: Das Schiff und der Chor haben Satteldächer, der Turm hat die Kombination große Schweifhaube, 8seitige Laterne und Schweifhaube. Die Dächer des Schiffs und des Chors sind mit Doppelfalzziegeln gedeckt; das Dach des Turms ist verschiefert.

Innenausstattung: Wir haben das Innere der Kirche noch nicht gesehen. Die Kirche ist innen flachgedeckt. Die schöne barocke Kanzel mit gewundenen Säulchen fotografierten wir durch das Fenster.

Außenbereich: Vor der Südwestecke der Kirche steht ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Der Friedhof ist zur Straße hin mit einer Ziegelmauer neueren Datums umgeben (1911?).

Baugeschichte: Vermutlich gegen Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts dürfen wir den Baubeginn von Apsis und Chor (mit einem Sakristeianbau auf der Nordseite des Chors) sowie dem östlichen Ansatz des Schiffes vermuten. Diese Einschätzung erfolgt aufgrund des nur grob gequaderten, kleinteiligen, lagigen Mauerwerks im Chor und dem östlichen Teil des Schiffes. 1217 wird bereits ein Pfarrer von Glienecke, namens Eustachius, urkundlich erwähnt. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde das Schiff (und wahrscheinlich auch der Turm bis zu einer Höhe von 6 m, jetzt abgerissen) zu Ende gebaut. In diesem Teil der Kirche ist die Quaderung der Feldsteine exzellent. Diese Mauerwerkstechnik war in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts üblich.
Die Kirche bestand ursprünglich aus Apsis, Chor und Schiff sowie einer Sakristei an der Nordseite des Chores. Diese hatte ein Tonnengewölbe und war mit dem Chor durch eine schmale rundbogige Tür verbunden. Der Chor hatte mutmaßlich zwei romanische Fenster in der Südseite. Auf der Nordseite könnte es auch nur ein Fenster westlich des Sakristeianbaus gewesen sein. In der (jetzt abgerissenen) Apsis dürfen wir wohl die üblichen drei Fenster vermuten. Im Ostgiebel des Schiffes saß ein Okulus. Nach der Länge des Schiffes zu urteilen, hatte dieses je vier Fenster auf der Nord- und Südseite. Das Priesterportal und das Gemeindeportal waren bzw. sind jeweils in der Südwand von Chor und Schiff. Wernicke (1898) beschreibt noch einen überschiffsbreiten, aber niedrigen Querwestturm mit einem rundbogigen Westportal mit Begleitbogen.
Der Abriss der Apsis und das Verschließen des Apsisbogens mit einem unregelmäßigen Mauerwerk fand wohl in der Barockzeit statt (um oder vor 1699). In diese Wand wurden zwei flachbogige, kleine Fenster eingesetzt. Vermutlich wurden zeitgleich auch einige Fenster verändert. Die über den heutigen Fenstern des Schiffes (1911) noch sichtbaren gerundeten Abschlüsse lassen auf eine bereits ältere Veränderung schließen. Das östliche Fenster der Chornordwand sowie das Fenster der Chorsüdwand dürften barocken Baumaßnahmen entstammen.
1911 erfolgten der Abbruch des alten, überschiffsbreiten Westturmes, die Verlängerung des Kirchenschiffes um 2,5 m nach Westen und der Bau des heutigen, gegenüber dem Schiff eingezogenen Westturms. Zeitgleich erfolgte die Veränderung einiger Fenster (jetzt Rechteckfenster).
1977 fand eine weitere Renovierung der Kirche statt.

Vergleiche: Die Kirche von Glienecke hat durch ihren ursprünglich überschiffsbreiten Querwestturm nur wenige Parallelen in der Kirchenlandschaft des Fläming und der Zauche. Die kreuzförmige Dorfkirche von Wusterwitz besitzt ebenfalls einen überschiffsbreiten Querwestturm. Diese Kirche ist jedoch in Form und Dimension nicht weiter vergleichbar.
Wahrscheinlich entsprach die ursprüngliche Baustruktur der Dorfkirche in Linthe der ursprünglichen Baustruktur der Glienecker Dorfkirche. Das Schiff der Linther Dorfkirche war aber deutlich kürzer (11,65 m gegenüber 15,30 m), aber in der Breite ähnlich (10,10 m gegen 10,35 m). Der Chor der Linther Kirche war ebenfalls kürzer (ca. 5,50 m); die Breite ist nicht exakt feststellbar (ca. 7,90 m). Gut vergleichbar ist auch die Dorfkirche in Wildenbruch mit ihrem überschiffsbreitem Querwestturm, der sicher zum Ursprungsbau gehört. Das Schiff ist deutlich kürzer (11,20 m lang) bei ähnlicher Breite (10,50 m breit). Auch der Chor ist kürzer (5,85 m lang) aber ähnlich breit (8,25 m).
Der überschiffsbreite Turm der Dorfkirche Reetz (ursprünglich dreiteilige Baustruktur) ist erst später an das Schiff angefügt worden. Diese Kirche ist in den Abmessungen noch größer als die Glienecker Dorfkirche.

Bemerkungen: Leider ist unsere Beschreibung noch in vielen Punkten unvollständig. Die Kirche soll ursprünglich einen überschiffsbreiten Querwestturm besessen haben, der nur im Unterbau ein Quadermauerwerk besaß. Im höheren Teil des Turms kam nur noch "unregelmäßiges Flickwerk" vor (nach Wernicke, 1898). Der heutige, gegenüber dem Schiff eingezogene Turm kann daher nicht spätromanisch sein, wie im Dehio vermutet wird. Der heutige Turm besitzt jedenfalls keinen alten Unterbau. Vermutlich wurden aber die alten Feldsteinquader wiederverwendet.
Etwas merkwürdig ist die Vermutung des "Dehio", dass die Fenster wohl um 1700 rechteckig vergrößert wurden. Dieser Stil war im Barock nicht üblich; außerdem sind die Gewände der Fenster in Industrieziegeln ausgeführt. Die heutige Form der Fenster geht sicher auf den Umbau von 1911 zurück. Über den Fensterabschlüssen sind aber noch flache Bögen zu erkennen, die auf eine ältere Fenstergeneration, wahrscheinlich aus der Barockzeit hindeuten.

Information und Dank: -

Literatur: Fidicin (1860), Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.3, Teil 3 Der Zauchische Kreis, S.75, Wernicke (1898): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow, S.85/6, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.39, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.203, Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.75, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.359/60, Möschner (2003), Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, S.27.

Ältere Beschreibungen:

Wernicke (1898): Glienecke. 1217 Glineke, 1459 Glyneke
Kirchdorf 6 km ostnordöstlich von Ziesar an der Buckau gelegen, ehemals zum Amte Ziesar gehörig. 1217 kommt bereits ein Pfarrer desselben, Namens Eustachius urkundlich vor, und 1408 fand in seiner Nähe eine blutige Schlacht statt, in welcher Bischof Henning von Brandenburg und Dietrich von Quitzow den Adel des Erzstifts und die Bürgerschaft von Magdeburg schlugen und viele davon zu längerer Gefangenschaft nach Ziesar abführten.
Die Kirche, Filial zu Boecke, fiskalischen Patronats, am östl. Ende des Dorfes nördlich der NW.SO-Dorfstrasse gelegen, ist ein einschiffiger romanischer Feldsteinbau nach Schema 1. Die Fenster sind sämtlich verändert bis auf das hoch oben sitzende, ganz kleine westliche von den beiden an der Nordseite des Altarhauses. Ein Rundbogonportal findet sich an der Südseite des Schiffes, die Priesterthür, an derselben des Altarhauses. Die Apsis ist jetzt ein flaches Segment, ersichtlich ein Flickanbau an Stelle einer abgebrochenen älteren im Halbkreise. Der nach N und S um 1/2 m über die Schiffsbreite vortretende Turm ist bis auf etwa 6 m Höhe sehr gut in gleichmässig behauenen Findlingen geschichtet, höher hinauf kommt unregelmässiges Flickwerk, Übrigens ist er nur sehr niedrig und hat ein Walmdach über der Glockenstube mit nach W 3, nach O 2, nach N und S je 1 ganz roh im Rundbogen geschlossenen Schallöffnungen. An seiner Westseite befindet sich noch eine, jetzt vermauerte Rundbogenthür, bei der die Keilsteine des Bogens noch mit einer Lage flacher horizontaler Platten umzogen sind.
Der Taufstein von Sandstein, gotisch achteckig, ganz einfach, hat am Becken oben übereck 0,92 m, die Höhlung 0,65 m Durchmesser.
Der Altarbau vor der Apsis und die Kanzel nördlich am Triumphbogen sind Barockstücke in Holz, der erstere mit 2 gewundenen, von Weinreben umzogenen Kompositsäulen, letztere mit gewundenen toskanischen Säulen an den Ecken des Polygons.
Von den Glocken trägt die grösste (0,72 m Durchm.) am Halse vier Zeilen Inschrift mit dem Spruche Hosea 6 V. 15, dem Namen des Pastors und der Jahreszahl 1668. Darunter einen Fries von hängenden Fruchtschnüren, die auf Plättchen von dieser Form aufgelegt sind. Am Körper auf der einen Seite die Namen der Kirchenvorsteher, auf der andern ME FECIT DANIEL GENTZSCH. Die zweite (0,55), wohl von demselben Giesser trägt am Halse den Spruch Matth. 11 V. 12, darunter einen Fries von abhängenden Kreuzblumen, die auf dreieckige Plättchen aufgelegt sind. Die dritte ganz schmucklose ist von Gusseisen.
Beim Küster ein kleiner silbervergoldeter Kelch, noch in der gotischen Form mit + IESVS in Renaissebuchstaben auf den Stirnflächen der Zapfen des Knaufs und einfachem Kreuzsignaculum auf dem Fusse ebenso wie auf dazu gehörigen Patene. Beschauzeichen: zwei von einem Konsol getragene Türme (Magdeburg?) und ein A.

Dehio/Potsdam: Glienecke Bez. Potsdam, Ldkr. Brandenburg. - Inv. Prov. Sachsen, Jerichow I Dorf-K. Spätrom. Feldsteinbau aus Schiff und eingezogenem Chor, die Apsis und die tonnengewölbte Sakristei an der NSeite abgebrochen. Der leicht einspringende WTurm nur im Untergeschoß spätrom., der Aufbau aus Backstein 1911 mit Glockengeschoß aus Fachwerk und Schweifhaube. Von den Öffnungen original nur die rundbogigen Portale an der SSeite. Das Innere mit rundbogigem Triumphbogen, flache Holzbalkendecken, hufeisenförmige Empore dat. 1699, ähnlich die s Chorempore. Kleiner hölzerner Altaraufsatz um 1700, das Abendmahlsgemälde von Säulen und Akanthuswangen flankiert. Gleichzeitig die hölzerne Kanzel, der polyg. Korb mit gewundenen Ecksäulen, in den Brüstungsfeldern gemalt die 4 Evangelisten. Taufe, große got. Sandsteinkuppa, 8eckig auf rundem bar. Fuß.

Dehio/Brandenburg: Glienecke Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern mit eingezogenem Chor, M. 13. Jh.; Apsis und tonnengewölbte Sakristei an der Nordseite abgebrochen. Der leicht einspringende Westturm im Unterbau ebenfalls spätromanisch, 1911 in Backstein ausgebaut mit Glockengeschoß aus Fachwerk und Schweifhaube, gleichzeitig das Westportal. Südl. zwei rundbogige Feldsteinportale, kleines, hochsitzendes Rundbogenfenster auf der Chornordseite. Die Schiffsfenster wohl um 1700 rechteckig vergrößert. - Innen rundbogiger Triumphbogen, Holzbalkendecken. Hufeisenförmige Empore, dat. 1699, Hölzerner Altaraufsatz um 1700 (vgl. Sputendorf); im Hauptfeld Abendmahlsbild, gerahmt von Säulen und ausladenden, schön geschnitzten Akanthuswangen. Im gesprengten Giebel Strahlensonne Gleichzeitig die hölzerne Kanzel, der polygonale Korb mit gewundenen Ecksäulen, in den Brüstungsfeldern gemalt die vier Evangelisten; anschließend Pfarrgestühl. Taufe, große gotische Sandsteinkuppa, achteckig auf rundem barockem Fuß.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Glienecke Dorfkirche Spätromanischer rechteckiger Feldsteinbau des 13. Jh. mit Chorquadrat und westlichem Breitturm, barock verändert, Turmaufsatz 1911. - Empore 1699. Altarretabel und Kanzel E. 17. Jh. Taufstein 16. Jh. 2 Glocken, eine 1668 von D. Gentzsch. Leuchterpaar, Zinn, E. 17. Jh.

Ibbeken (1999): Glienecke liegt 6 km östlich von Ziesar. Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert bietet ein ungewöhnlich differenziertes Bild. Sie besitzt einen eingezogenen Turmsockel, ein sehr langes Schiff und einen eingezogenen quadratischen Chor, aber ohne Apsis. Der Backstein- und Fachwerkturm ist eine Zugabe des Barock. Die Gemeindepforte im Schiff ist wohlproportioniert, im Gegensatz zu den nachträglich gebrochenen Fenstern. Über dem wohlgefügten Portalbogen liegt eine flache Steinlage, das einzige, relativ häufige Schmuckelement von Flämingkirchen. Auch die Priesterpforte im Chor ist erhalten. Die Steine der untersten Schichten sind sehr gut fast perfekt gequadert, nach oben nimmt dies deutlich ab. Aufnahme von Süden.

Aufnahme der Kirche: August 1999, März 2002

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Glienecke (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu)

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003