Dahnsdorf (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Kirche in Dahnsdorf ist durch ihre Lage, ihre wuchtige Gestalt und durch ihre ursprünglichen Öffnungen eine beeindruckende Erscheinung. Lediglich die Fenster auf der Südseite von Schiff und Chor wurden verändert. Auch die Innenausstattung ist bemerkenswert (barocker Altaraufsatz).

Lage der Kirche: Dahnsdorf liegt 7 km südöstlich von Belzig gleich an der Autobahnabfahrt Niemegk/Belzig. Das Dorf war urspünglich ein Straßenangerdorf mit Gut (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt mitten im Dorf auf dem ehemaligen Anger, der inzwischen aber stark verbaut ist. Direkt an der nördlichen Seite der Kirche liegt der Kindergarten. Diese Seite ist kaum zugänglich.

Ortsgeschichte: 1227 wird der Ort als "Danesdorp" erstmals urkundlich erwähnt. Fischer (1970) deutet den Namen als "Dorf des Dan". Bereits 1227 war Dahnsdorf Kirchdorf und es ist wahrscheinlich, dass zu diesem Zeitpunkt die heutige Kirche bereits stand (oder zumindest der erste Bauabschnitt). 1229 schenkte Graf Baderich den Ort an den Deutschen Ritterorden, in dessen Besitz der Ort bis 1777 blieb.1534 war in Dahnsdorf ein Komtur des Ritterordens, der aber für das Abhalten der Gottesdienste einen Kaplan bezahlte. Die Komturei hatte beträchtliche Einnahmen aus dem Dorf und der Mühle. 1591 hatte Dahnsdorf 55 Hufen, dazu kamen noch 6 Hufen auf der wüsten Feldmerk Lüttgen Lühnsdorf und 8 Hufen auf der wüsten Feldmark Dammdorf.

Baustruktur: Die Kirche ist eine vierteilige Anlage mit Apsis, eingezogenem Chor (7,30 m lang, 7,60 m lang), Schiff (15,10 m lang, 9,80 m breit) und westlichem Querturm (6,90 m lang, 9,80 m breit). Es ist ein deutlich zweiphasiger Bau mit einer Baunaht im östlichen Teil des Schiffes. Der Ostgiebel des Chores ist mit Backsteinen gemauert und etwas steiler als der Ostgiebel des Schiffes, der mit Feldsteinen in unregelmäßiger Lagerung hochgemauert ist. Die Kirche weicht um magnetisch 7-8° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Richtung ab.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Die Mauerwerksausführung des Chores ist lagig mit gut gequaderten Feldsteinen. Lediglich im obersten Teil des aufgehenden Mauerwerks wird die Mauerung unregelmäßig bzw. sind die kleinen Feldsteine nicht mehr gequadert. Der Chor ist geringfügig aufgestockt. Ein paar wenige Auskeilungen kommen vor. Im östlichen Teil des Schiffs ist eine deutliche Baunaht zu erkennen. Das Schiff weist ebenfalls eine lagige Mauerwerksausführung auf, allerdings sind die Feldsteine etwas schlechter gequadert und es kommen regelmäßige, aber dünne scherbige Zwischenlagen vor. Der Turm besitzt die gleiche Mauerwerksausführung wie das Schiff. Erst im Bereich der Schallöffnungen nimmt die Regelmäßigkeit des Mauerwerks deutlich ab; die Giebel des Turms sind völlig unregelmäßig gemauert. Die Mauerstärke beträgt ca. 100 bis 105 cm.

Mörtel und Putze: Die Kirche hat lediglich einen Fugenputz.

Portale: Das rundbogige Gemeindeportal der Nordseite ist zugesetzt. In der Schiffssüdwand befindet sich das rundbogige, heute noch benutzte Gemeindeportal. Das Priesterportal, ebenfalls rundbogig, ist an der üblichen Stelle in der Südwand des Chors.

Fenster und Blenden: Das Schiff weist auf der Nordseite fünf rundbogige Fenster mit Feldsteingewände auf. In der Schiffssüdwand sind drei große, korbbogige Fenster. Über dem Gemeindeportal der Südseite ist ein zugesetztes ursprüngliches Fenster. Auf der Nordseite des Chors sind zwei rundbogige Fenster mit Feldsteingewände. Allerdings sind Gewände- und Bogensteine nur mäßig behauen. Die Südseite zeigt zwei korbbogige Fenster; das westliche Fenster über dem Priesterportal ist kürzer. Im Giebel des Chores ist in der äußersten Spitze eine kreuzförmige Öffnung. Die Apsis hat die üblichen drei rundbogigen Fenster, allerdings sind die Gewände verputzt. Die Fenster messen 140 x 65 cm, die Schrägen sind etwas versteilt worden. Die rundbogigen Fenster in der Turmsüd- und Turmnordwand messen 75 cm in der Breite. Unterhalb der Schallfenster ist je ein Schartenfenster, im Giebel zusätzlich noch eine kleine hochrechteckige Öffnung.

Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig. Der ebenfalls rundbogige Triumphbogen zeigt noch den Chorschrankenansatz. Auf der Chorseite springt der Triumphbogen 85 cm ein (von der Chorsüdwand gemessen) sowie 2 m von der Nordwand des Schiffes gemessen. Der jetzt zugesetzte Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff ist rundbogig.

Turm: Der Turm ist ein schiffsbreiter Querwestturm aus Feldstein, der ohne Baunaht an das Schiff anschließt. Auf der Westseite befinden sich drei rundbogige Schallfenster, von denen das mittlere mit dem Ziffernblatt einer Uhr zugesetzt ist. Auf der Ostseite sind ebenfalls drei rundbogige Schallöffnungen; auch hier ist die mittlere Öffnung mit dem Ziffernblatt der Turmuhr "zugesetzt". In der Nord- und Südseite sind je zwei Schallöffnungen. Das Turmdach hat in der Mitte einen schmiedeeisernen Aufsatz mit Knopf und Windfahne.

Dächer: Der Turm hat ein Quersatteldach, Schiff und Chor Satteldächer, die Apsis ein Halbkegeldach. Alle Dächer sind mit Biberschwanzziegeln gedeckt.

Innenausstattung: Das Schiff ist flachgedeckt mit freiliegenden Querbalken und zwei Längsbalken. Der Chor ist ebenfalls flachgedeckt, hier aber nur mit querliegenden Balken. Die Apsis ist kuppelig eingewölbt. Auf der Südseite des Schiffes am Triumphbogen ist die Kanzel mit Kanzelaufgang und Schalldeckel aufgestellt (Bild aus Feustel, 1995). Der Altar ist ein Barockaltar mit seitlichen Medaillons, in der Mitte befindet sich ein Abendmahlsbild (Bild aus Feustel, 1995). Der Altartisch aus Ziegeln ist noch mittelalterlich. Die schwere, achteckige Sandsteintaufe ist gotisch. Das Patronatsgestühl steht auf der Nordseite des Chors. Auf der Westempore steht die Orgel mit einfach gestalteten Prospekt (Bild aus Feustel, 1995). Die Dahnsdorfer Kirche besitzt eine große Rarität; eine - wenn auch unvollständige - Triumphkreuzgruppe, die im Triumphbogen angebracht ist. An der Nordseite der Apsis zeichnet sich im Putz der undeutliche Umriß einer Sakramentsnische mit spitzem Abschluß ab.

Außenbereich: Im Außenbereich notierten wir keine kunstgeschichtlich relavanten Gegenstände.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung, der Baustruktur, der Stilelemente und der Urkundenlage dürfte der heutige Bau (oder zumindest seine östlichen Teile) bereits 1227 gestanden haben, als Graf Baderich das Dorf und die Kirche an den Deutschen Orden übertrug. Der Baubeginn ist also gegen ?Ende des 12. Jahrhunderts/Anfang des 13. Jahrhunderts anzusetzen. In einem ersten Bauabschnitt wurden zunächst nur der Chor und die Apsis sowie der östlichste Teil des Schiffes errichtet.
Mit einer Zeitlücke vielleicht von einigen Jahren oder Jahrzehnten wurden das Schiff und der Westturm gebaut (nach 1227 während der Herrschaft der Deutschordensritter?). Letzterer wurde vermutlich bereits in dieser Phase bis zu seiner heutigen Höhe hochgezogen. Zwar ändert sich die Mauerwerksausführung im obersten Teil etwas (wird unregelmäßiger), allerdings sind keine waagrechten Baunähte zu erkennen, die eine Zweiphasigkeit belegen könnten. Die Schallöffnungen sind außerdem noch rundbogig geschlossen. Dieser Querwestturm ist einer der ganz wenigen Querwesttürme im Fläming, der bereits im 13. Jahrhundert in seiner heute noch erhaltenen Höhe entstanden ist. Vermutlich ist dieser Turm als ein Herrschaftssymbol der Deutschherren anzusehen.
Die Apsis hatte drei romanische Fenster, die beiden nördlichen und südlichen Chorseiten je zwei Fenster. Außerdem war eine rundbogige Priesterpforte mit Begleitbogen an der Südseite des Chores vorhanden. Das Schiff hatte je fünf Fenster auf Nord- und Südseite sowie je eine Gemeindepforte auf Nord- und Südseite.
Im 19. Jahrhundert wurden die Fenster an der Südseite vergrößert.
1963 fand eine Innenrenovierung statt. Von Frühjahr 1990 bis Januar 1991 wurden folgende Arbeiten an der Kirche durchgeführt: Neueindecken des Turmdaches und der Dächer der Kirche sowie die Installation einer Blitzschutzanlage.

Vergleiche: Die Dorfkirche in Dahnsdorf ist zumindest teilweise recht gut mit der Dorfkirche in Bergholz vergleichbar. Die Länge und Breite des Schiffes sind bis auf wenige Zehnerzentimeter gleich. Lediglich der Turm der Bergholzer Kirche ist etwa einen Meter kürzer. Auch der Chor der Bergholzer Kirche ist mit 5 m signifikant kürzer als der der Dahnsdorfer Kirche (bei annähernd gleicher Breite).

Bemerkungen: An dieser Kirche ist die asymmetrische Position der Fenster im westlichen Teil des Schiffes und des Turms bemerkenswert. Das rundbogige Fenster der Turmsüdseite beleuchtete wohl einen Raum im ersten Geschoß des Turmes (Kapelle?).

Information und Dank: Ev. Pfarramt Mörz, Dorfstr. 14, 14806 Mörz, gleich neben der Kirche. Leider besteht der Pfarrer auf einem Fotografierverbot für Kanzel, Altar und Pfarrgestühl.

Literatur: Wentz, G. o.J. Die Deutschordenskomturei Dahnsdorf. Germania Sacra, 1(3): 499-506, Wernicke, G. 1927. Die Komturei Dahnsdorf bei Niemegk. Brandenburg, 5: 267ff., Krüger 1935. Das Straßendorf Dahnsdorf in seiner Geschichte. Zauche- und Fläming-Heimat, 3(25): 2 S., Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.184, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.18, Historisches Ortslexikon für Brandenburg (1977), S.78-81, Jaenicke und Witt (1964), Kirchen auf dem Fläming, S.100, Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.37/8, Gericke, Schleif und Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.143, Mehlhardt (1976): Märkische Dorfkirchen Teil 28 Dahnsdorf, Potsdamer Kirche, 37 (v. 12.9.1976) (ohne Seitenzählung), Pfannenstiel (1991), Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinere Zeugen christlichen Glaubens, S.5-7, Feustel (1995), Der Deutsche Orden. In: Die Mark Brandenburg, Heft 16, S.24-9, Pfeifer (1997), Feldsteinkirchen im Fläming, S.47/8, Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.56, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.6, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.215.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Dahnsdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom., sauber gequaderter Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem Chor, Apsis und WQuerturm mit Satteldach, A. 13 .Jh. Die rundbogigen Portale und Fenster erh., nur die SFenster im 19. Jh. verändert. Das Turmuntergeschoß urspr. mit großem Rundbogen zum flachgedeckten Schiff geöffnet. Der rundbogige Triumphhogen erh. WEmpore. Rest. nach 1960. Altaraufsatz 1. V. 17. Jh., Holz, 1geschossiger Aufbau mit vorgestellten Säulen, die Wangen aus je 2 querovalen Medaillons gebildet, den Aufsatz rahmen Engel auf Podesten mit Leidenswerkzeugen, Ornamentik im beginnenden Ohrmuschelstil; als Gemälde im Hauptfeld Abendmahl, im Aufsatz der Auferstehende, in den Medaillons Sündenfall, Verkündigung, Anbetung und Taufe Christi. Vielleicht gleichzeitig, jedoch schlichter die Kanzel der polyg. Korb mit Ecksäulchen auf gedrehter Säule; polyg. Schalldeckel, 8eckige got. Sandstein-Taufe. An der WEmpore des 19. Jh. die Brüstung mit Pilastergliederung um 1600, vom ehem. Patronatsstuhl übernommen. Kastengestühl im Chor, eines mit verschiebbaren Gitterfenstern, 17. Jh. 2 spätgot. Schnitzfiguren 2. H. 15. Jh., Maria und Johannes einer Kreuzigungsgruppe, jetzt als Triumphkreuzgruppe aufgestellt.

Dehio/Brandenburg: Dahnsdorf Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Stattlicher spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern, A. 13. Jh., mit eingezogenem Chor, Apsis und Westquerturm. Die rundbogigen Portale und Fenster erhalten, nur die Südfenster im 19. Jh. vergrößert. Innen Holzbalkendecke, rundbogiger Triumph- und Apsisbogen, der Rundbogen zur Turmhalle zugesetzt; Westempore. Rest. um 1970. - Auf der mittelalterlichen Feldsteinmensa hölzerner Altaraufsatz, 1. V. 17. Jh. Zweigeschossiger Aufbau mit vorgestellten Säulen, die Wangen aus je zwei querovalen Medaillons gebildet, Ornamentik im beginnenden Ohrmuschelstil. Im Hauptfeld Gemälde des Abendmahls, im Aufsatz des triumphierenden Christus; die Medaillongemälde (Sündenfall, Verkündigung, Anbetung und Taufe Christi) 1997 gestohlen, ebenso die den Aufsatz rahmenden Engel mit Leidenswerkzeugen. Die Kanzel wohl gleichzeitig aber schlichter (2. H. 19. Jh. verändert und neu gefaßt). Schwere achteckige Sandsteintaufe, gotisch. Westempore 19. Jh., Teile der pilastergegliederten Brüstung um 1600, von einem Patronatsstuhl übernommen. Kastengestühle im Chor, eines mit verschiebbaren Gitterfenstern, 17. Jh. Schnitzfiguren Maria und Johannes von einer spätgotischen Kreuzigungsgruppe, 2. H. 15. Jh., auf dem Triumphbalken aufgestellt.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Dahnsdorf Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und westlichem Breitturm, 1. H. 13. Jh., Südfenster verändert im 19. Jh. - Altarretabel mit Gemälden 1. V. 17. Jh., auf mittelalterlicher Feldsteinmensa. Kanzel 1. H. 17. Jh. Sandsteintaufe spätgotisch. 2 Kastengestühle 17. Jh. Stuhl mit geschnitzter Lehne M. 17. Jh. Von einer Kreuzigungsgruppe erhalten die beiden Assistenzfiguren, 2. H. 15. Jh., auf dem Triumphbalken. 2 Kelche: Kupfer vergoldet, um 1600; Silber, M. 19. Jh. Teller, Zinn, 1740. Klingelbeutel 1862. 2 Glocken 14. Jh.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und w Breitturm, 1. Hälfte 13. Jh, im 19. Jh verändert, Altarretabel 1. Viertel 17. Jh auf ma Feldsteinmensa, 2 ma Glocken.

Jaenicke und Witt (1964): Wehrkirche zu Dahnsdorf. Feldsteinkirche mit breitem Westwerk, Chorquadrat und Rundapsis um 1200-1250.

Gericke, Schleiff und Wendland (1974): Dahnsdorf (Kr. Belzig) Die kleine spätromanische, aus regelmäßig geschichtetem und sorgfältig bearbeitetem Feldsteinmauerwerk im 13. Jh. errichtete Kirche gehört zu den Prototypen dieser Zeit: einschiffiger Rechtecksaal mit eingezogenem Chor, Rundapsis und bündig schließendem Westquerturm. Die Apsis ist mit einer Viertelkalotte gedeckt, Schiff und Chor mit einer sichtbaren kräftigen Balkendecke. In der Apsis haben sich die kleinen, sehr hoch sitzenden originalen Rundfenster erhalten, ebenso an Chor und Schiff Gemeinde- und Priesterpforte.
Der aus Feldsteinen aufgemauerte und verputzte Altartisch und seine Sandsteindeckplatte dürften aus der Bauzeit der Kirche stammen, die achteckige Sandsteintaufe wurde dagegen wohl erst im 14. Jh. gearbeitet. Altar, Kanzel und Gestühl sind Einbauten des 17.- 19. Jh.

Mehlhardt (1976):Wenn man die Autobahnausfahrt Niemegk in Richtung Belzig verläßt, ist gleich das erste Anwesen ein Stückchen Dahnsdorfer Geschichte: Die alte Mühle an der Plane heißt noch heute die Komturmühle, wenn hier auch kein Mehl mehr gemahlen wird, sondern jetzt eine moderne Forellen-Aufzuchtanlage eingerichtet wird, deren Produkte dann nicht nur in der Niemegker "Forellenklause" lecker serviert werden. "Wissen Sie", erzählt Pfarrer Herbert Rexin, "da kam doch neulich ein Brief aus Frankreich an unser Pfarramt, adressiert Groß-Dahnsdorf bei Klein Niemegk." Wer weiß, welcher Eulenspiegel da die Feder geführt hat, aber es ist schon etwas dran an dieser unamtlichen Einschätzung: Die Ackerbürger und Handwerker des benachbarten Städtchens Niemegk hatten stets um ihr karges Brot zu kämpfen. Die Dahnsdorfer Bauern arbeiteten auch im Schweiße ihres Angesichts, brachten aber von ihrer fruchtbaren Feldmark reichere Ernten ein. Etwas ist bis heute davon geblieben, der Stolz der Dahnsdorfer und auch das propere Aussehen ihres ausgedehnten, wohlhabenden Dorfes. Nur unterschwellig spricht wohl auch noch der Stolz mit, daß "ihr" Dahnsdorf die einzige märkische Gemeinde ist, die einst in enger Beziehung zum Deutschen Ritterorden stand. In einer Urkunde vom 11. September 1227 wird Dahnsdorf erstmals genannt, als Graf Bederich auf Burg Belzig dem Deutschen Ritterorden das Dorf zur Einrichtung einer Commende (Komturei) der Ballei (Amtsbezirk) Sachsen überließ. Er hatte bei einer Wallfahrt zu den heiligen Stätten die segensreiche Tätigkeit der Johanniter und Templer kennengelernt, und so vollzog er bald nach seiner Rückkehr die Schenkung mit reichen Ausstattungen. 1229 bestätigte Herzog Albrecht von Sachsen die Errichtung der Commende Dahnsdorf und übergab dem Orden auch die bis dahin dem Belziger Patronat unterstehende Kirche. Den Ordensrittern im weißen Mantel mit schwarzem Kreuz gehörten zwar zunächst nur fünfzehn Hufen Land, aber sie erhielten die Befugnis zum Erwerb weiterer Ländereien im Raum Belzig. 1248 ging die "alte Mühle", die schon erwähnte Komturmühle, in den Besitz des Ordens über. Dem Ordens-Komtur stand das Unter- und Obergericht zu, sowie das Patronat über die Mutterkirche in Dahnsdorf und das Filial Kranepuhl. In katholischer Zeit gehörte Dahnsdorf zur Sedes (Sitz) Belzig des Bistums Brandenburg. Es zahlte 1527 eine jährliche Abgabe von 24 "frustra" einer vom Einkommen des Pfarrers berechneten Steuer, die auf eine recht einträgliche Pfründe schließen läßt. Die Reformation fand schon zu Luthers Zeiten Eingang in die Gemeinde; bei der dritten Kirchenvisitation im Jahre 1555 waren bereits alle Einwohner evangelisch. Erster Prediger der neuen Lehre war in Dahnsdorf von 1530-1533 Johann Becker. Einen interessanten Einblick in die Reformationszeit geben die Protokolle der damaligen Visitationen. So wird 1530 festgestellt, daß der Ordenskomtur "nicht so vermögend sei, jährlich eine Summe von 62 Gulden von sich zu reichen" - für die Besoldung des Pfarrers. Im zweiten Bericht wird dem inzwischen ins Amt gekommenen Johann Othmar zwar bescheinigt, "daß er in der Lehre nicht ungeschickt..." sei, aber keine ordentliche Wohnung habe und nur unzureichend besoldet werde. So mußten sich die engeren Mitarbeiter Martin Luthers, die die Visitationen im Kreise Belzig durchführten, mit recht elementaren Sorgen der Gemeinden herumplagen. Streit um die Bezüge gab es auch noch 1555 bei der dritten Visitation, wo nun allerdings der damalige Hauskomtur vollends ins Schußfeld geriet, da man auch an seinem ärgerlichen Lebenswandel - in seinem Haushalt lebte neben seiner Schwester noch ein weibliches Wesen - Anstoß nahm. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf allen Gebieten Einsicht zu zeigen und 1557 die Besoldungsfrage durch einen auf dem Wittenberger Schloß vereinbarten Vergleich beizulegen. Die Quellen über die sonstigen Aktivitäten der Rittersmänner fließen in dieser Zeit spärlich. Der 30jährige Krieg verwüstete auch Dahnsdorf, und später verheerten große Brände mehrmals das Dorf. Der Orden gab schließlich 1776 - wie wir heute wissen, aus Furcht vor einem Eingreifen des Preußenkönigs Friedrich II. - sein Gut auf, noch ehe Dahnsdorf 1815 tatsächlich zu Preußen gelangte. Die alte, ehrwürdige Feldsteinkirche ist uns heute die Brücke vom kirchlichen Leben vergangener Jahrhunderte zur Jetztzeit. Geprägt von der Romanik - ursprüngliche kleine rundbogige Fenster findet man noch an verschiedenen Wänden der Kirche, wird das stattliche Kirchenschiff durch einen großen Rundbogen mit dem etwas schmaleren, fast quadratischen Altarraum und seiner halbrunden Apsis verbunden. Der Westturm ist ebenfalls aus Feldsteinen in voller Breite des Kirchenschiffes gebaut. Er hat ein Satteldach und im oberen Teil je zwei bzw. drei Schallöffnungen. Auch der Altar ist aus Feldsteinen gemauert; der Aufsatz ist aus Holz, Frühbarock. Auf der Predella stehen die Worte aus Jesaja 53,4. Darüber ein künstlerisch beachtliches Altarbild "Das Heilige Abendmahl", vermutlich aus der Cranach-Schule. Der obere Teil des Aufsatzes zeigt die Auferstehung Christi. Das Altarbild wird umgeben von Wangen. Die ovalen Medaillons enthalten: links oben Adam und Eva, links unten die Ankündigung der Geburt Jesu, rechts oben Anbetung des Christkindes durch die Hirten, rechts unten Taufe Jesu im Jordan. Im oberen Tell zwei Figuren: auf der linken Seite ein Engel mit den Würfeln, auf der rechten Seite ein Engel mit der Martensäule. Den Abschluß nach oben bildet ein Engel mit dem Kreuz. Die Kanzel, um 1620 entstanden, steht seitlich und ist mit Arabesken aus der Schinkelzeit bemalt. Ein Schmuck der Kirche sind die beiden Schnitzfiguren aus dem 15. Jahrhundert: Maria und Johannes unter dem Kreuz aus dem Balken des Triumphbogens. Auch sie wurden in den Jahren 1962-1964 restauriert, als die seit 1955 erfolgte Renovierung des Kirchengebäudes zunächst abgeschlossen werden konnte.

Pfannenstiel (1991): Die Kirche in Dahnsdorf Wir hatten schon seit längerer Zeit den Wunsch, die Kirche in Dahnsdorf näher kennenzulernen.So fuhren wir an einem schönen Sommertag im Urlaub von Belzig aus auf der Bundesstraße 102 in Richtung Niemegk. Nach einer Strecke von etwa acht Kilometern waren wir dann in Dahnsdorf. Die Straße führt ja durch diesen Ort.
Die Dahnsdorfer Kirche hat eine besondere Geschichte. Sie ist ein Geschenk des Herzogs Albrecht I. von Sachsen an den Deutschen Ritterorden laut Urkunde vom 11. September 1227. Man kann annehmen, daß sie noch vor dieser Zeit, die gleichbedeutend ist mit der ersten schriftlichen Erwähnung, gebaut wurde.
Nun betrachteten wir zunächst die Kirche von außen. Es war gut, daß wir uns die Reproduktion einer Fotografie der Kirche mitgebracht hatten. Bei dieser Fotografie handelt es sich um eine historische Aufnahme. Das Bild zeigt - so wie wir es auch sahen - den schönen romanischen Feldsteinbau in seiner Gesamtheit.
Die bauliche Gliederung ist wie folgt: rechteckiges Kirchenschiff, etwas schmalerer annähernd quadratischer Chor (Altarraum) nebst halbrunder Apsis nach Osten sowie westlicher, der Breite des Schiffes entsprechendem Querturm mit Satteldach. Bemerkenswert ist die saubere Ausführung des Mauerwerks, wobei meist quaderförmig bearbeitete Feldsteine verwendet worden sind. Dies ist besonders bei den Mauern des Altarraumes und der Apsis zu sehen. Ein im äußeren Mauerwerk der Südwand des Schiffes mit bearbeiteten Feldsteinen eingefaßtes rundbogiges Portal bildet den Haupteingang. Ein weiterer Eingang durch ein ähnliches Portal befindet sich im Mauerwerk der Südwand des Altarraumes. An der Außenseite der Nordwand ist ein zugemauertes rundbogiges Portal zu erkennen. Diese Portale und die kleinen rundbogigen Fenster an der Nordseite sowie die Fenster der Apsis sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Dies bezieht sich auch auf den rundbogigen Triumphbogen im Innern. Das Turmuntergeschoß war ursprünglich mit großem Rundbogen zum flachgedeckten Schiff geöffnet. Die Fester an der Südseite wurden im 19. Jahrhundert vergrößert. An baulichen Verbesserungen bzw. größeren Instandsetzungen aus neuerer Zeit sind hervorzuheben die Renovierung im Innern 1963, das Neueindecken des Turmdaches im Frühjahr 1990 und der Dächer der Kirche im Dezember 1990/Januar 1991 sowie die Installation einer Blitzschutzanlage. Beim Neudecken des Kirchendaches wurde auf sog. Dachgauben (Dacherker) wie es früher war und wie die Reproduktion des historischen Fotos es auch zeigt, verzichtet. Alle diese oben erwähnten Baumaßnahmen trugen dazu bei, das heutige Aussehen der Kirche mitzubestimmen. Die Innenausstattung ist reichhaltig. Der hölzerne Altaraufsatz und die Kanzel stammen aus frühbarocker Zeit (etwa 1620). Der mit schöner Ornamentik versehene Altaraufsatz hat im Hauptfeld ein künstlerisch beachtliches Gemälde: das Heilige Abendmahl. Das Bild im oberen Teil des Aufsatzes zeigt die Auferstehung Christi. Das Altarbild wird umgeben von Wangen, die ovale Medaillons mit Bildern enthalten. Etwas schlichter gestaltet ist die hölzerne Kanzel, die mit Ecksäulchen und Arabesken (rankenförmige)-Malerei verziert ist und auf einer gedrehten Säule ruht. Die beiden unter einem Kreuz auf einem Balken im Triumphbogen stehenden Schnitzfiguren stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es sind kunstgeschichtlich bedeutsame Darstellungen, links Maria und rechts der Apostel Johannes. Der aus Sandstein gearbeitete obere Teil des Taufsteines ist aus gotischer Zeit (etwa um 1400). Von den beiden Bronzeglocken gehört die größere (etwa um 1300 gegossen), ebenso wie noch einige Glocken in anderen Kirchen des Hohen Flämings, mit zu den ältesten in der Mark Brandenburg. Bereichert in unserem Wissen in bezug auf diese Kirche als einem steinernen Zeugen christlichen Glaubens und einem wertvollen Kulturdenkmal machten wir uns auf den Heimweg.

Pfeifer (1997): Dahnsdorf zwischen Belzig und Niemegk Die Kirche steht inmitten der Häuser des Dorfes. Wenn ich so subjektiv sein darf: Es ist ein Bau, der mir ans Herz gewachsen ist, weil er ohne Frage ganz klar die Gestalt einer frühen Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigt. Er ist der Prototyp einer vollständigen Anlage mit fast überall vorzüglichen Mauern bis unter das Dach. Auch die nördlichen Fenster sind noch die alten. Die Kirche gehörte von 1229 bis 1776 dem Deutschen Ritterorden. Das Innere mit dem kräftigen Triumph- und Apsisbogen enthält die übliche Ausstattung um 1700. Das Altarblatt wird statt der üblichen Wangen durch je zwei querovale Medaillons eingefaßt. Das Blatt zeigt wieder einmal das von Luther empfohlene Bild des Abendmahls. In den übrigen Bildfeldern zentrale Bibelthemen wie der Auferstandene, Sündenfall, Verkündigung, Anbetung und Taufe Christi. Im Chor links befindet sich ein Kastenstuhl für die Hüfner (Vollbauern) und rechts ein völlig vergitterter Pfarrstuhl mit Schiebetür. Wenn auch die Renovierung von 1960 eine Empore beseitigt hat, fand sie andererseits eine gute Aufstellungsmöglichkeit für zwei vorgefundene Schnitzfiguren des 15. Jahrhunderts: Maria und Johannes. Eine im Mittelalter sehr häufige Ausstattung der Kirchen war die Triumphkreuzgruppe, die auf dem Triumphbalken stand. Auch Chorbalken genannt, verbindet er die beiden Bogenarme des Triumphbogens. Zwischen Maria links und Johannes rechts erhob sich das Triumphkreuz mit dem Corpus Christi. Man setzte hier einen Triumphbalken ein mit einem einfachen Holzkreuz in der Mitte, von den beiden alten Figuren eingerahmt.

Ibbeken (1999): Dahnsdorf liegt 7 km südöstlich von Belzig gleich an der Autobahnabfahrt Niemegk/Belzig. Die Kirche aus dem Anfang des 13.Jahrhunderts ist eine der schönsten des Fläming. Es ist eine Kirche des Deutschen Ritterordens. Westlicher Breitturm mit Satteldach, Schiff, Chor und Apsis sind harmonisch abgestuft. Das Mauerwerk ist besonders wohlgefügt, die Fenster an Turm und Apsis sind original, diejenigen von Schiff und Chor nachträglich vergrößert. Die Gemeindepforte im Schiff und die Priesterpforte im Chor sind erhalten. Der Chorgiebel ist aus Backstein, mit Putzresten. Aufnahme von Südosten.

Ibbeken und Pfeifer (1997): Dahnsdorf liegt 7 km südöstlich von Belzig, gleich an der Autobahnabfahrt Niemegk/Belzig. Die Kirche aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts ist eine der schönsten des Fläming. Westlicher Breitturm mit Satteldach, Schiff, Chor und Apsis sind harmonisch abgestuft. Das Mauerwerk ist besonders wohlgefügt, die Fenster an Turm und Apsis sind original, diejenigen von Schiff und Chor nachträglich vergrößert. Die Gemeindepforte im Schiff und die Priesterpforte im Chor sind erhalten. Der Chorgiebel ist aus Backstein, mit Putzresten. Aufnahme von Südosten.

Aufnahme der Kirche: März 1999, Oktober 2000

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Dahnsdorf (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu)

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003