Benken (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Kirche in Benken ist ein deutlich zweiphasiger Bau, der wahrscheinlich noch im 12. Jahrhundert begonnen worden ist, bestehend aus Apsis, eingezogenem Chor, Schiff und westlichem Giebelturm. Die Kirche ist dadurch bemerkenswert, daß die Apsis zum größten Teil abgebrochen und der verbliebene Rest mit einem geraden Ostabschluß versehen worden ist. In der Nordseite des Chores und der Westseite des Schiffes haben sich noch ursprüngliche Fenster erhalten. Die Kirche war möglicherweise für 100 bis 150 Jahre "wüst" und wurde erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wieder hergerichtet.

Lage der Kirche: Benken liegt 9 km westnordwestlich von Belzig. Es ist ein Gassendorf mit Gut (Historisches Ortslexikon für Brandenburg). Die Kirche liegt an der Dorfstraße umgeben vom Friedhof.

Ortsgeschichte: Das Dorf entstand im Laufe der deutschen Ostkolonisation in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Es wird 1375 erstmals urkundlich erwähnt ("Benken"). Der Ortsname wird als übertragener Name gedeutet, von Binkom, nahe Louvain (Brabant, Belgien) (Fischer, 1970, Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2, Die Ortsnamen des Kreises Belzig).
Im Jahre 1375 hatte das Dorf 40 Hufen; davon hatte der Schulze 4 Hufen. Das Obergericht hatte die Familie "de Byern". Bereits vor 1452 ist das Dorf wüst gefallen. Formal war das Obergericht 1487 bei der Familie v. Hacke. Von 1526 bis 1530 folgte Reinhold (oder Reinwald). Von 1530 bis 1578 war die Familie v. Zigesar im Besitz des Dorfes. Erst in dieser Zeit kam es zu einer Wiederbesiedlung. 1542 sind wieder 2 Bauern ansässig. 1578 wechselte die Ortsherrschaft zur Familie v. Thümen, die sie bis 1872 innehatte.
Die Pfarre war mit nur zwei Pfarrhufen ausgestattet; ein Hinweis auf die frühe Stiftung der Pfarre im 12. Jahrhundert.

Baustruktur: Die Kirche war ursprünglich eine dreiteilige Anlage mit Apsis (ca. 3,20 m Auswölbung und 43 cm Einzug auf beiden Seiten), nach Osten divergierendem, stark verzerrtem, eingezogenem Chor (ca. 6,00 m lang, 6,50-6,80 m breit; Innenraum 4,60-4,90 m breit, 5 m lang), nach Westen divergierendem Schiff (13,35 m lang und 9,00-9,38 m breit) und (wahrscheinlich) einem westlichem Giebelturm. Die Apsis wurde in einer späteren Bauphase teilweise abgerissen. Heute steht nur der Apsisansatz (ca. 1,30 m) und die Grundmauer des restlichen Teils bis zu einer Höhe von 80 cm. An der Nordseite des Chores war ein Anbau, von dem nur noch die Grundmauern sichtbar sind.
Der Bau ist deutlich
zweiphasig, die Mauerwerksausführung von Chor und Schiff unterscheiden sich deutlich (s.u.). Die Ostmauer des Schiffes scheint den Chor zu "umgreifen".
Alle Giebel sind massiv aus Feldstein gemauert; der Westgiebel besteht im oberen Teil (Turmbereich) teilweise aus Betonsteinen.
Die Kirche ist fast exakt Ost-West ausgerichtet (magn. Messung Juli 2002).

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist überwiegend ein Feldsteinbau. Lediglich an Reparaturstellen und zum Zusetzen oder Verändern alter Öffnungen wurden z.T. auch Backsteine verwendet. In der ersten Bauphase wurden der Chor und die Apsis errichtet. Hier ist das Mauerwerk zwar deutlich lagig, die Feldsteine sind aber relativ klein und wenig gequadert; meist ist nur die Außenseite behauen. Das Mauerwerk des Schiffes ist ebenfalls lagig, jedoch sind hier die Feldsteine deutlich größer und gequadert. Allerdings ist die Quaderung nicht besonders gut, und es kommen auch Auskeilungen vor. Innerhalb der einzelnen Lagen sind die Feldsteine recht einheitlich groß, die Lagenhöhe wechselt jedoch beträchtlich. Die Westwand hat einen als Turmwestwand hochgezogenen Giebel. Die Mauerstärke beträgt ca. 110 cm. Das Niveau um die Kirche ist stark angewachsen, so dass die Fundamente und eventuell auch ein Sockel nicht sichtbar sind.

Mörtel und Putze: Die Kirche hat einen Fugenputz. Der oberste Teil des Westgiebels (= Westwand des Dachturmes) ist ganz verputzt. In den Putz sind Fugen geritzt, die Quaderung andeuten sollen.

Portale: Die Kirche hatte zwei Gemeindeportale und ein Priesterportal. Auffallend ist, daß bei allen drei Portalen die Bogensteine relativ flach sind und mit ihren Längsachsen senkrecht auf dem Bogen stehen. Das zugesetzte Gemeindeportal in der Nordseite des Schiffes ist rundbogig mit mäßig gut behauenen Leibungs- und Bogensteinen. Die Breite der Bogensteine beträgt rund 30 cm. Im Zusetzmaterial finden sich neben Feldsteinen auch viele Ziegel; diese messen 27 x 13-13,5 x 8,5 cm. Das Südportal ist rundbogig mit behauenen Bogen- und Leibungssteinen und einem Begleitbogen aus flachen behauenen Feldsteinen. Das zugesetzte Priesterportal auf der Nordseite des Chores ist ebenfalls rundbogig. Die Pforte ist lange als Durchgangspforte zu einem Nordanbau genutzt worden. Vermutlich ist sie während dieser Zeit etwas niedriger gemacht worden. Sie erhielt einen Segmentbogen aus Ziegelsteinen, die in Form stehender Binder verarbeitet worden sind (? x 12 x 7-7,5 cm). Im Zusetzmaterial finden sich neben Feldsteinen auffallend viele Ziegel. Diese haben das Format 27,5-28,5 x ? x 7 cm und ? x 12,5 x 6,3 cm.

Fenster und Blenden: Die Kirche hat auf der Südseite des Schiffes drei rundbogige Fenster mit Sandsteinbögen. Über dem südlichen Gemeindeportal und zwischen dem westlichen und dem zweiten Fenster ist ein zugesetztes, ursprünglich rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände und -bogen erkennbar. Die Nordseite zeigt ebenfalls drei Fenster in gleicher Position wie die Südfenster. Allerdings sind diese Fenster segmentbogig und haben überwiegend Ziegelgewände und -bögen, z.T. auch mit einzelnen Feldsteinen. Über dem Gemeindeportal ist auch hier ein zugesetztes, ursprüngliches Fenster zu sehen. Der Bogenbereich ist repariert und die ursprüngliche Form nicht mehr zu erkennen. In der Südseite des Chores sind zwei rundbogige Fenster, die Sandsteinbögen und Feldsteingewände haben. Die ursprünglichen Schrägen sind fast vollständig beseitigt worden. Die rundbogigen Fenster in der Nordwand des Chores sind noch ursprünglich mit Feldsteinbögen und -gewänden. In der Ostseite der Kirche sind die zugesetzten Reste von zwei segmentbogigen Fenstern zu erkennen. Beide Fenster haben Ziegelgewände und -bögen. Die Bögen bestehen aus je einer Lage stehender Binder. Auch das Zusetzmaterial besteht aus Backsteinen. Die Ziegel der Fenstergewände haben das Format 26 x 14,5 x 8 cm, die Ziegel des Zusetzmaterials 27,5 x 13,5 x 7,5-8 cm. Die Westwand hat ein Fenster mit Rundbogen aus behauenen Feldsteinen. Es könnte sich um ein ursprüngliches Fenster handeln. Im Ansatz des Giebelturmes der Westwand ist ein zugesetztes Schlitzfenster zu erkennen. Dies legt nahe, daß der ursprüngliche Giebelturm mit massiver Westwand deutlich höher war als heute, da das Glockengeschoß sicher über dem Schlitzfenster lag.

Innenbögen: Der jetzige Apsisbogen ist segmentbogig. Er ist jedoch mit Sicherheit verändert worden, als der größere Teil der Apsis abgerissen wurde und mit einem geraden Ostschluß versehen worden ist. Der Bogen des Triumphbogen wurde beseitigt; die Weite beträgt 3,35 m. Unterhalb des Ansatzes des nun beseitigten Bogens haben sich noch einfache Kämpfer erhalten.

Turm: Der Turm ist ein Giebelturm mit massiver Westwand, die restlichen drei Seiten sind verbrettert. Im Glockengeschoß sind in der Nord- und Südseite je zwei kleine rechteckige Schallöffnungen. Die Kirche besitzt eine Bronzeglocke aus dem Jahre 1683, gegossen von M. Heintze in Berlin. Sie wurde 1972 durch die Firma Schilling in Apolda umgehängt und mit einer neuen Läutearmatur versehen (Pfannenstiel). Das Dach schließt mit der Kombination Knopf, Windfahne und Stern (?) ab.

Dächer: Das vierseitige, pyramidenförmige Dach des Turmes ist mit Biberschwanzziegeln einfach gedeckt. Das Satteldach des Schiffes hat ebenfalls Biberschwanzziegel, aber in Doppeldeckung. Das nach Osten abgewalmte Dach des Chores, das auch die Rumpfapsis mit einbezieht, ist mit Betonfalzziegeln gedeckt.

Innenausstattung: Die Kirche hat eine Flachdecke mit freiliegenden Querunterzügen. Diese im Schiff sind grün gestrichen: im Chor sind sie dagegen unbemalt. Der Boden ist ein Ziegelboden aus Mauerziegeln. Die Fußböden von Schiff, Chor und Apsis sind auf einheitlichem Niveau; d.h. es gibt keine Stufen zum Chor- oder Apsisbereich. Eine Holzkanzel mit Schalldeckel befindet sich vor dem ehemaligen Triumphbogen in der Nordostecke des Schiffes. Sie hat eine gedrehte Säule als Fuß und wird vom "Dehio" ins 17. Jahrhundert datiert. Der Altar ist sehr einfach; es ist nur eine Mensa ohne Aufbau. An der Ostwand hängt ein Holzkruzifix. Aus derselben Zeit wie die Kanzel dürfte das Gestühl stammen. Die steinerne Taufe ist neuzeitlich. In der Südhälfte der Apsis befindet sich in der Wand eine kleine, querrechteckige, offene Nische. Die Kirche hat eine verglaste Westempore. In der Nordwand des Schiffes, in der Nische des zugemauerten Gemeindeportals befindet sich das Sandstein-Relief des Ritters E. Boldicke (+ 1617) in voller Rüstung, den Helm zu seinen Füßen. An der Nordseite des Altarraums ist ein Inschriftgrabstein der Familie v. Thümen von 1595 mit vier figürlichen Reliefs der verstorbenen Kinder und reliefartigen Schmuckelementen darunter. Daneben befinden sich zwei große Inschriftgrabplatten ohne Reliefs. Bis 1958 lagen sie auf dem Fußboden vor dem Altar (Pfannenstiel). Ihr usprünglicher Standort, ob innerhalb oder außerhalb der Kirche, ist nicht bekannt.

Außenbereich: Die Kirche ist außen schmucklos. Auch die nähere Kirchenumgebung bietet kaum erwähnenswerte Besonderheiten.

Baugeschichte: Die Kirche hat eine sehr interessante Baugeschichte. Sie dürfte längere Zeit "wüst" gestanden haben (vermutlich ohne Dach).
Vermutlich wurde noch in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts mit dem Bau von Apsis und Chor begonnen. Die Mauerwerksausführung (Lagen von kleinen, nur außen behauenen Feldsteinen) und der im Verhältnis zur Breite sehr kurze Chor deuten noch auf das 12. Jahrhundert hin (vergl. die Kirchen von Mörz, Reetz, Borne). In einem späteren Bauabschnitt wurde das Schiff und wahrscheinlich auch bereits der Giebelturm mit gequaderten Feldsteinen hochgemauert. Aufgrund der unterschiedlichen Mauerwerksausführung könnten zwischen der ersten und zweiten Bauphase durchaus Jahrzehnte gelegen haben; der Bau könnte also erst zu Anfang des 13. Jahrhunderts beendet worden sein. Auffallend sind die stark unterschiedlichen Maße der Chor- und Schiffsfenster (auf der Nordseite). Auch dies deutet auf einen Stilwechsel und damit eine längere Bauunterbrechung hin.
Die Gemeindeportale auf der Nord- und Südseite des Schiffes sind nicht exakt mittig bezogen auf die Schiffslänge, sondern leicht nach Westen verschoben. Das Fenster in der Westwand und die aber nur leicht aus der Mitte nach Westen verschobenen Positionen der beiden ursprünglichen Gemeindeportale sind jedoch recht eindeutige Indizien, daß zum ursprünglichen Bauplan kein Querwestturm gehörte. Wahrscheinlich hatte die Kirche aber einen Dachturm mit massiver Westwand. Die absoluten Maße des Schiffes entsprechen in etwa den historischen Maßen (1 Schuh = ca. 33 cm) 30 Schuh in der Breite, 45 Schuh in der Länge; der Chor maß 20 Schuh in der Länge, die Apsis hatte rund 10 Schuh Auswölbung. Die Kirche besaß ursprünglich je vier Fenster auf Nord- und Südseite im Schiff, und je zwei Fenster auf Nord- und Südseite des Chores. Für die Apsis sind die üblichen drei Fenster anzunehmen. Die Priesterpforte war in der Nordwand des Chores. Ungewöhnlich ist das vermutlich ursprüngliche Fenster in der Westwand des Schiffes.
Vermutlich wurde die Kirche im 15. Jahrhundert zerstört oder verfiel durch Vernachlässigung, da das Dorf "wüst" gefallen war, wie sich aus der Urkundenlage ergibt.
Vermutlich wurde der Wiederaufbau der Kirche von der Familie v. Thümen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts eingeleitet. Jedenfalls sind die ältesten Epitaphien (jetzt in der Kirche) von Mitgliedern dieser Familie. Wahrscheinlich wurde das Gemeindeportal in der Nordseite ebenfalls in dieser Zeit zugesetzt. Die Ziegel, die im Zusetzmaterial enthalten sind, sind mit ihrer Höhe von 8,5 cm wohl renaissancezeitlich. Der Anbau an der Nordseite des Chores (Patronatsgruft) könnte ebenfalls aus der Wiederaufbauphase stammen.
Im 17. Jahrhundert wurde die Apsis zum größten Teil abgerissen, sofern sie nicht schon vorher zerfallen war, und mit einem geraden Abschluß versehen. In die neue Ostseite wurden zwei Fenster eingesetzt. Die Fundamente und basalen Feldsteinlagen der Kreisbogenapsis sind noch bis zu einer Höhe von 80 cm erhalten. Die Ziegel der Gewände der Ostfenster haben ein frühbarockes Format (26 x 14,5 x 8 cm).
Bereits im 18. Jahrhundert dürften die Ostfenster in der Rumpfapsis wieder zugesetzt worden sein. Die Ziegel des Zusetzmaterials haben das Format 27,5 x 13,5 x 7,5-8 cm.
Im Jahre 1869 wurden die Fenster in der Südwand des Schiffes und des Altarraumes vergrößert und mit Sandsteinbögen versehen (nach Pfannenstiel; dagegen der Dehio: 1898). 1881 wurden dann die Ecken am östlichen Giebel neu aufgemauert und das Priesterportal in der Nordwand des Chores zugemauert. Vermutlich wurde zeitgleich auch der Nordanbau abgerissen (oder er war bereits verfallen). Von diesem sind noch die Grundmauern (Höhe ca. 30-40 cm) erkennbar. Im selben Jahr (1881) fand auch die Instandsetzung der äußeren Umfassungswände der Kirche und der Wände des Dachreiters statt (nach Pfannenstiel; 1898 nach Dehio).
Für das 20. Jahrhundert gibt Pfannenstiel folgende Renovierungen und durchgeführte Arbeiten an
1958: Ausmalung im Inneren
1970: Erneuerung von vier früher bleiverglasten Fenstern, Sicherung des Turmes durch Herausnahme der Ziegelausfachungen und äußere Verschalung mit Brettern an der Nord- und Südseite.
1971: Schaffung eines Gemeinde- und Unterrichtsraumes auf der Westempore;
1973: Neudecken des Kirchendaches als Kronendach mit Zementdachsteinen, Umdecken des Turmdaches;
1975: Ausmalung im Inneren.
1988/89 wurde der sehr schadhafte Dachstuhl des Altarraumes gründlich instandgesetzt und das Dach neu gedeckt.
Nach 1995 wurde das Dach des Schiffes neu mit Biberschwanzziegeln (doppelt) eingedeckt.

Vergleiche: Die Kirche in Benken ist am ehesten noch mit den Dorfkirchen in Preußnitz und Grubo vergleichbar. Im Vergleich mit der Dorfkirche Preußnitz ist das Schiff der Dorfkirche Benken geringfügig länger (13,35 gegen 12,55 m) bei etwa gleicher Breite (9,40 m). Dagegen ist der Chor geringfügig kürzer (6,10 m gegenüber 6,50 m Länge) und schmaler (6,7 m gegen 7,1 m). Die Dorfkirche Grubo ist mit 14,50 m deutlich länger, aber mit 9,05 m Breite schmaler als die Dorfkirche Benken. Der Chor hat mit 6,05 m Länge und 6,25 m Breite recht ähnlich Maße und Proportionen.

Bemerkungen: Die Kirche wird vom "Dehio" und den Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR" übereinstimmend in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Pfannenstiel (1993) deutet die Kirche dagegen als renaissancezeitlichen oder frühbarocken Wiederaufbau unter Verwendung von Feldsteinquadern aus einem früheren romanischen Bau.
Wir halten die Kirche von Benken für einen spätromanischen Bau aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts/1. Hälfte 13. Jahrhunderts. Die These von Pfannenstiel lehnen wir ab.
Pfannenstiel (1993) kam zu diesen Schlußfolgerungen, da in mehreren Urkunden das Dorf Benken als "wüst" beschrieben wird, so in Urkunden von 1487 und 1548. Er folgert daraus, daß die alte romanische Kirche durch kriegerische Ereignisse nach 1400 zerstört worden ist und bis spätestens 1681 ein Wiederaufbau stattgefunden hatte.
Dazu ist folgendes zu sagen: das Stilinventar der Kirche (Baustruktur, Mauerwerksausführung, rundbogige Portale, rundbogige Fenster) ist typisch spätromanisch. Ein Wiederaufbau aus der Zeit gegen Ende des 16. Jahrhunderts oder nach dem 30-jährigen Krieg hätte diese Stilelemente sicherlich nicht historisch korrekt wieder hergestellt. Im Gegenteil, die weitgehend erhalten gebliebene alte Baustruktur ist ein starkes Indiz für eine spätromanische Kirche. Auch die Baustruktur von Dorfkirchen war den im Laufe der Zeit wechselnden Modetrends unterworfen. Bei etlichen Kirchen ist beispielsweise die Apsis bereits im 14. Jahrhundert abgerissen worden und durch einen geraden Ostabschluß ersetzt worden. Apsiden kamen etwa ab 1250 "aus der Mode". Eine Kirche des 16./17. Jahrhundert hätte ev. einen geraden, runden oder polygon geschlossenen Chor gehabt.
Außerdem muß bezweifelt werden, daß eine Kirche wie die in Benken durch eine Fehde zerstört worden ist (wie bei Pfannenstiel als Begründung angegeben). Insgesamt wurden Kirchen relativ selten bei Fehden beschädigt bzw. sind aus- oder abgebrannt. Bei vielen Kirchen in der Lausitz hat man noch originale Hölzer gefunden (vgl. die Arbeit von Agthe, Becker und Wetzel, 1991). Bei neun von zehn durch den Braunkohlentagebau in der Lausitz zerstörten Kirchen hat man hölzerne Vorgängerbauten gefunden, die nicht abgebrannt, sondern beim Bau der Steinkirche abgerissen worden sind, unter Verwendung der alten Hölzer. Studiert man das Mauerwerk sorgfältig, so kann man durchaus zu dem Schluß kommen, daß im Fläming mehr Kirchen durch Setzungs- und Bauschäden eingestürzt sind, als durch kriegerische Ereignisse zerstört worden sind. "Paradebeispiele" für Kirchen mit schweren Setzungsschäden sind die Kirchen von Lindow und Kurzlipsdorf bei Jüterbog.
Außerdem sei die Frage erlaubt, ob eine mittelalterliche Kirche mit der Wandstärke einer Kirche wie Benken überhaupt bis auf die Grundmauern zerstört worden wäre. Welche fehdeführende Partei hätte sich die Mühe gemacht, die 90 cm bis 1,50 m dicken Mauern zu schleifen? Und wozu? Eventuell war der Befehlshaber der gegnerischen Fehdepartei ja sogar der neue Herr des Dorfes. Die Inneneinrichtung war in vorreformatorischen Zeiten sowieso spärlich (kein Kirchengestühl) und hatte kaum brennbares Material. Es dürfte umgekehrt sogar gar nicht leicht gewesen sein, eine Kirche in Brand zu stecken. Dazu mußte wahrscheinlich gezielt eine Fackel in den Dachstuhl oder Turm geworfen werden. Wenn also die Kirche "zerstört" wurde, dann brannte allerhöchstens der Dachstuhl aus und das Dach stürzte ein. Dafür gibt es auch Beispiele aus dem 2. Weltkrieg (z.B. Berlin-Lankwitz). Die Mauern einer Feldsteinkirche können auch ohne Dach durchaus Jahrhunderte stehen bleiben, sofern sie nicht als Steinbrüche benutzt werden, wie das Beispiel Dangelsdorf zeigt, wo selbst nach über 600 Jahren "wüst sein" immer noch der Westgiebel fast intakt ist und auch noch beträchtliche Teile der Ostwand stehengeblieben sind. Es ist durchaus denkbar, daß Kirche und Dorf Benken über 100 oder 150 Jahre tatsächlich aufgegeben waren. Die Kirche wurde danach aber wiederhergerichtet (Dachstuhl, Inneneinrichtung). Spätestens 1595 waren Kirche und Friedhof wieder geweiht, denn aus diesem Jahr datiert ein Grabstein in der Kirche. Möglicherweise ist die Wiederbesiedlung des Dorfes auf die Initiative der Familie v. Thümen zurückzuführen, die 1578 mit Benken belehnt worden war. Es ist durchaus auch vorstellbar, daß die Kirche gar nie "wüst" (im Sinne von entweiht) war, sondern nur das Dorf ein Zeitlang unbewohnt war.
Um die Argumentation zusammenzufassen: die heutige Kirche von Benken ist der Bau, der kurz vor oder nach 1200 begonnen worden ist und möglicherweise im 15./16. Jahrhundert vielleicht für 100 oder 150 Jahre nicht mehr benutzt worden ist. Er ist spätestens zum Ende des 16. Jahrhunderts wieder hergerichtet gewesen und als Kirche genutzt worden.

Information und Dank: Wir bedanken uns besonders bei Herrn Hans-Stefan Müller, der uns eine Kopie der von Kai Andersen und Hans-Stefan Müller durchgeführten Bauaufnahme überlassen hat.

Literatur: Schulze (1940), Das Landbuch der Mark Brandenburg, S.215, Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.28, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.25/6, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.16, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.132, Pfannenstiel (1992), Dorfkirchen im Hohen Fläming, S.27-30, Andersen und Müller (1995): Kirche Benken, Semesteraufgabe Baukonstruktion, BE3, 30 S., Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.45, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.67.

Ältere Beschreibungen:

Landbuch 1375: Benken sunt 40 mansi, quorum plebanus habet 2, prefectus 4or. Ad pactum quilibet mansus 5 modios siliginis et 2 modios avene; ad censum quilibet 2 solidos; ad precariam tota villa 3 marcas. Gerhard de Byern cum fratribus habet supremum iudicium.

Dehio (1983): Benken Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Rck. Feldsteinbau mit eingezogenem Rck.Chor 1. H. 13. Jh. Über dem WGiebel bar. Fachwerk-Dachreiter; wohl gleichzeitig der gerade Chorschluß anstelle einer urspr. Apsis. Das SPortal und die Fenster größtenteils 1898 erneuert. Das Innere flachgedeckt; WEmpore. - Hölzerne Kanzel 17. Jh. 3 Grabsteine 17. Jh., der für E. Boldickke + 1617 mit Relieffigur des Verstorbenen. Kindergrabstein v. Thümen 1595, mit 4 knienden Relieffiguren der verstorbenen Kinder.

Dehio/Brandenburg (2000): Benken Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Rechteckiger Feldsteinquaderbau mit eingezogenem Chor, M. 13. Jh., über dem Westgiebel Fachwerkdachreiter mit massiver Westwand (erneuert wohl im 17. Jh. und 1997); vermutlich vor 1681 die spätromanische Apsis abgerissen, der Chor gerade geschlossen und die Fenster stichbogig verändert. Die Fenster der Südseite 1869 neuromanisch vergrößert, das Rundbogenportal der Nordseite 1881 zugesetzt. Innen flachgedeckt; Westempore. - Hölzerne Kanzel, 2. H. 17. Jh. Kindergrabstein v. Thümen, 1595, mit vier knienden Relieffiguren der verstorbenen Kinder. Figurengrabstein Engel Boldicke (+ 1617) mit Relieffigur des Verstorbenen in Rüstung. Zwei Grabsteine des 17. Jh. mit Wappen.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Benken Dorfkirche Spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, 1. H. 13. Jh. Westlicher Dachturm und gerader Chorschluß anstelle der abgebrochenen Apsis 18. Jh. - Kanzel 2. H. 17. Jh. Westempore und Gestühl 18. Jh. Taufschale, Zinn, 19. Jh. Glocke 1683. 2 figürliche Grabsteine 1595 und 1617, 2 Inschriftgrabplatten 17. Jh.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor 13. Jh, WDachturm und gerader Chorschluß anstelle der abgebrochenen Apsis 18. Jh, Glocke von 1683.

Pfannenstiel (1993): Die Kirche in Benken
Nach der Besichtigung der Kirche in Groß Briesen am 25. Mai 1993, fuhren wir an demselben Tag weiter nach dem westnordwestlich der Kreisstadt Belzig gelegenen Dorf Benken.
In bezug auf die Siedlungsform ist es als Gassendorf mit Gut angegeben. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich 1375 mit der Bezeichnung "Benken". 1452 hieß es "bencken" oder auch "Benken". 1487 lauteten die Bezeichnungen "die wüsten Dorfstete zu Bencken" und 1548 "Die wüste Dorfstatt Bencken". Die Herrschaftszugehörigkeit hatte mehrmals gewechselt. 1530 -1578 war es ein "von Ziegesar". "1575 ist es zweifelhaft, ob von Ziegesar das Kirchlehen hat, da er sich nicht im Lande aufhält". Von 1578 bis 1872 hatten die derer von Thümen die Herrschaft "über die wüste Dorfstätte, 10 Morgen Wiesen vorm Lütter Sterz und 9/1/2 Morgen Wiese an der Catharinenwiese bei Brück (1548) bzw. die Dorfstätte, so zum Teil wieder angebaut ist (1681)". In spätromanischer Zeit, vermutlich in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, wurde in Benken eine Feldsteinkirche errichtet, die jedoch durch wahrscheinlich kriegerische Ereignisse etwa nach 1400 zerstört und spätestens 1681 wiederhergestellt wurde.
Reste zerstörter ehemaliger mittelalterlicher Feldsteinkirchen sieht man bei Dangelsdorf nordöstlich von Görzke sowie bei dem früheren Dorf Schleesen an der Bahnstrecke Wiesenburg-Dessau kurz hinter Medewitz. Ein Wiederaufbau dieser Orte hat nicht stattgefunden, sie blieben "wüst". Auch in Steindorf, zwischen Lübnitz und Benken gelegen, gab es früher mal eine Kirche, von der aber kaum noch Reste zu erkennen sind. Die jetzige, spätestens 1681 wieder aufgebaute Kirche in Benken ist kein ursprünglicher aus der Zeit der Spätromanik erhalten gebliebener Bau, wie ich einige solche in meinen Büchern "Feldsteinkirchen im Hohen Fläming steinerne Zeugen christlichen Glaubens" (1. und 2. Band) näher beschrieben habe (besonders die Kirchen in Dahnsdorf, Bergholz, Borne, Lübnitz, Raben u.a.).
Wenn man in Kenntnis der obigen Darstellung die jetzige Benkener Kirche betrachtet, so gewinnt man den Eindruck, daß die Wiederherstellung unter Verwendung von Feldsteinmauerwerk der alten Kirche und zusätzlichen Feldsteinen nach dem Vorbild des spätromanischen Baustils erfolgt ist. In ihrer Gliederung besteht sie aus dem rechteckigen Kirchenschiff und dem eingezogenen (etwas schmaleren) Altarraum. Der Eingang befindet sich an der Südseite des Schiffes. Die Ostwand des Altarraumes hat einen geraden Abschluß anstelle einer im 18. Jahrhundert abgebrochenen halbrunden Apsis. Von dieser sind noch deutliche Feldsteinreste vorhanden. An der Nordwand des Altarraumes liegen spärliche Feldsteinreste einer früheren patronatlichen Gruft. Aus dem Dach an der Westseite der Kirche ragt ein zum Teil aus Fachwerk bestehender Dachreiter, dessen westliche Wand aus dem hochgezogenen Mauerwerk des Westgiebels des Schiffes gebildet wird. Sein vierseitiges pyramidenförmiges Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt. Von den im Laufe der Zeit durchgeführten Instandsetzungen bzw. baulichen Verbesserungen seien nur einige genannt, die das heutige Aussehen der Kirche mitbestimmen: 1869: Vergrößerung der Fenster in der Südwand des Schiffes und des Altarraumes, 1881: Neuaufmauern der Ecken am östlichen Giebel, Zumauern einer alten Türöffnung in der Nordwand des Altarraumes, Instandsetzung der äußeren Umfassungswände der Kirche und der Wände des Dachreiters, 1958: Ausmalung im Inneren, 1970: Erneuerung von vier früher bleiverglasten Fenstern, Sicherung des Turmes durch Herausnahme der Ziegelausfachungen und äußere Verschalung mit Brettern an der Nord- und Südseite, 1971: Schaffung eines Gemeinde- und Unterrichtsraumes auf der Westempore, 1973: Neudecken des Kirchendaches als Kronendach mit Zementdachsteinen, Umdecken des Turmdaches, 1975: Ausmalung im Inneren. 1988/89 wurde der sehr schadhafte Dachstuhl des Altarraumes gründlich instandgesetzt und das Dach neu gedeckt. Die mit einer flachen Holzdecke versehene Kirche besitzt auch einige bedeutsame Inventarien. Aus der Zeit der Wiederherstellung des Kirchengebäudes stammt die auf einer gedrehten Säule ruhende hölzerne Kanzel. Die einzelnen Felder zeigen keine Inschriften oder Symbole. Vermutlich waren solche vorhanden und sind später bei den Renovierungen übermalt worden.
An der Nordwand der Kirche sieht man vier aus hartem Sandstein bestehende Epitaphien (Inschriftgrabsteine). Kunstgeschichtlich bedeutsam sind zwei Relieffiguren. Zunächst im Schiff in der Nische einer früheren, nicht in derselben Stärke des umgebenden Mauerwerks zugemauerten Türöffnung das Relief eines Ritters in voller Rüstung, den Helm zu seinen Füßen, gestorben 1617. Ferner im Altarraum ein Inschriftgrabstein v. Thümen 1595 mit vier figürlichen Reliefs der verstorbenen Kinder und reliefartigen Schmuckelementen darunter. Daneben befinden sich zwei große Inschriftgrabplatten ohne Reliefs. Sehr wahrscheinlich befanden sich diese Epitaphien ehemals auf dem Friedhofsgelände außerhalb der Kirche und wurden erst nach deren Wiederherstellung in das Innere gebracht. Bis 1958 lagen sie auf dem Fußboden vor dem Altar. Die Kirche besitzt eine Bronzeglocke aus dem Jahre 1683, gegossen von M. Heintze in Berlin. Sie wurde 1972 durch die Firma Schilling in Apolda umgehängt und mit einer neuen Läutearmatur versehen. Eine Orgel hat die Kirche nie besessen. In kirchlicher Beziehung war Benken, welches bis 1815 zu Sachsen gehörte, von 1575-1685 ein Filial des etwa 14 km weit entfernten Pfarramtes in Ragösen, das ebenfalls bis 1815 sächsisch war. Von 1685-1702 war Benken ein Filial des nur ca. 3 km entfernten damals brandenburgischen Pfarramtes in Werbig. Von 1702 an war Benken ununterbrochen Filialgemeinde von Ragösen. Wegen der großen Entfernung war für die Ragösener Pfarrer seitdem die geistliche Betreuung der Gemeinde in Benken sehr schwer. Erst 1928 wurde Benken mit Werbig verbunden und gehört mit diesem zum Pfarramt in Lübnitz. Benken hatte ein Rittergut und die Kirche unterstand bis 1946 dem Patronat der jeweiligen Gutsbesitzer. (Betr. Patronat vgl. die Bemerkung am Schluß der Betrachtung über die Kirche in Lühnsdorf.) Das Dorf Benken, bis 1815 sächsisch, wurde 1816 durch seine Zugehörigkeit zum damals gebildeten früheren Kreis Zauch-Belzig auch eine preußische Gemeinde.

Ibbeken (1999): Benken liegt 9 km nordwestlich von Belzig. Schiff und Chor stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die nördlichen Fenster sind erhalten, eines ist zugemauert. Auch das Fenster der Westwand scheint original zu sein. Ebenfalls zugemauert ist die nördliche, die Frauenpforte, die im Fläming nicht sehr oft anzutreffen ist. Das relativ ebenmäßige Quaderwerk führt bis in den verbretterten Dachturm und macht damit die Kirche zu dem im hohen Fläming so häufig anzutreffenden Dangelsdorf-Typ. Aufnahme aus Südwesten.

Internet-Seite von Hans-Stefan Müller

Aufnahme der Kirche: Juni 1999

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Benken (Aufnahme Kai Andersen, Hans-Stefan Müller).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003