Baitz (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Kirche von Baitz ist in ihrer heutigen Form von einem umfassenden Umbau von 1913 geprägt und kann eigentlich nicht mehr als mittelalterlicher Bau bezeichnet werden. Allerdings haben sich in der Nordwand Reste eines spätromanischen Vorgängerbaues erhalten, die auf eine ursprünglich dreiteilige Baustruktur schließen lassen.

Lage der Kirche: Baitz liegt nordöstlich von Belzig. Vom Dorftyp her ist es ein zusammengesetztes Gassendorf (Historisches Ortslexikon). Die Feldmark umfaßt die eigentliche Dorfmark und die Feldmark des wüst gewordenen Dorfes Wiesenau. Die Kirche liegt am südöstlichen Ende des Ortes und ist vom Friedhof umgeben.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1313 erstmals als "Boghetiz" erwähnt. Fischer (1970) leitet den Namen von polabisch "Bogutici" = Leute des Boguta ab. 1565 hatten die Bauern 21 Dorfhufen und 16 Hufen des wüsten Dorfes Wiesenau. 1591 sind dann insgesamt 38 Hufen verzeichnet; in dieser Zahl ist auch eine Pfarrhufe enthalten.

Baustruktur: Die Kirche ist heute ein Rechteckbau (26,30 m Länge, 9,80 m Breite) mit einem eingezogenen Westturm. Allerdings ist dies sicher nicht die ursprüngliche Baustruktur. Aufgrund der Reste in der Nordwand (gut gequaderte Feldsteine, breites Rundbogenportal) ist mit einer dreiteiligen Anlage (Schiff, eingezogener Chor und Apsis) zu rechnen. Die ursprüngliche Schifflänge dürfte etwa 12,60 m betragen haben. Der Ostgiebel ist als (historistischer) Ziergiebel ausgeführt. Am östlichen Teil der Südwand befindet sich ein kleiner Anbau (3,00 m lang, 2,25 m breit), der aber nach Osten nicht bündig mit der Ostwand des Schiffes schließt. Der eingezogene Turm besitzt Anbauten an Nord- und Südseite, die aber nur halbe Schiffshöhe haben. Sie sind nach Westen geringfügig länger als der Turm. Ihre Dächer setzen sich auf der Westseite des Turms in einem vorgeblendeten Giebelfeld fort. Die Kirche weicht mit magnetisch gemessenen 12° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Der Bau ist in den sichtbaren Teilen ein Feldsteinbau. Es wäre möglich, dass auch Teile der Mauern aus Ziegeln gemauert sind (z.B. Ostgiebel), die jetzt unter dem Putz versteckt sind. Der eingezogene Westturm besteht aus Ziegeln, seine nördlichen und südlichen Anbauten sowie der Unterbau des im Westen vorgeblendeten Giebelfeldes aus Feldstein. Die Mauerwerksausführung ist sehr unterschiedlich. Im westlichen Teil der Nordwand, aber nur in den unteren Teilen, sind die Feldsteine gut gequadert und in gleichmäßigen Lagen angeordnet. Der östliche Teil ist z.T. noch lagig mit großen, ungequaderten, lediglich gespaltenen Feldsteinen. Die Südwand besteht aus einem mosaikartigen Mauerwerk, ebenso die An- und Vorbautem des Westturmes.

Mörtel und Putze: Die höheren Teile des aufgehenden Mauerwerks etwa ab den Fensterbasen sind komplett verputzt. Allerdings bröckelt der Putz z.T. stark ab, vor allem auf der Nordseite.

Portale: Im gequaderten Anteil der Nordwand befindet sich ein relativ breites, rundbogiges Portal mit Feldsteingewände. Im nach Osten verlängerten Teil (bzw. wahrscheinlich nur verbreiterten Teil; hier befanden sich wohl ursprünglich der eingezogene Chor und die Apsis) ist ein Portal unter einem hölzernen Vordach mit massivem Ziegelfundament. In der Westwand des Südanbaus des Turmes befindet sich eine Rechtecktür. Der kleine Anbau an der Südseite des Chores ist durch eine Tür in der Westseite zugänglich.

Fenster und Blenden: Das Schiff hat auf der Nordseite vier lange, relativ schmale, segmentbogige Fenster. Über dem östlichen Portal sitzt ein kurzes segmentbogiges Fenster. Die Südseite weist fünf lange, relativ schmale segmentbogige Fenster mit Ziegelgewände auf. Westlich neben der westlichen Kante des 2. Fensters von Westen auf der Nordseite hat sich noch eine (westliche) Ziegelkante eines älteren Fensters erhalten. In den Gewänden sind z.T. auch ältere Ziegel wiederverwendet worden. Hier maßen wir das unvollständige Format ? x 12,5 x 8-9 cm (am östlichen Fenster der Nordwand) sowie 27,5-28 x 13,5 x 7 cm (am 2. Fenster von Westen; Nordseite). Die Ostseite weist einen neugotischen Blendgiebel und zwei kleine Fenster auf, die jeweils sehr weit außen, also dicht an Nord- und Südwand stehen. Der Turm hat in seinem südlichen Anbau drei schmale, gekuppelte Fensterchen unter einem Rundbogen. Etwa auf Traufhöhe des Schiffes, bereits oberhalb der nördlichen und südlichen Anbauten, folgen auf der Süd- und Nordseite je zwei engstehende hochrechteckige Schlitzfensterchen. Weiter nach oben sitzen zwei weitere Schlitzfenster, die aber etwas weiter auseinander stehen. In der Westseite innerhalb des angedeuteten Giebelbereiches in Höhe des Schiffsdachs befindet sich im nördlichen Teil ein Fensterchen mit rundem Abschluss. In der Mitte des Giebelfeldes sind je zwei Fenster übereinander, die jeweils in einer Blende mit rundem Abschluß sitzen. Oberhalb der Blenden ist ein Kreuz in die Wand eingelassen. Oberhalb des Giebelfeldes besitzt die Westwand noch zwei Hochrechteckfensterchen, die relativ weit auseinander stehen.

Innenbögen: Wir haben das Innere der Kirche noch nicht gesehen.

Turm: Der Turm ist ein eingezogener, quadratischer Westturm aus Ziegeln, der später angebaut worden ist und mit seiner Ostwand auf der Westwand des Schiffes aufsitzt. Er besitzt auf der Nord- und Südseite Anbauten, die etwa bis zur Schiffsbreite vorspringen und nur etwa die halbe Höhe der Traufhöhe des Schiffes erreichen. In seiner Westwand ist ein Giebel angedeutet, der mit den Dächern der Anbauten korrespondiert.
In der Ost- und Westwand des Glockengeschosses sitzen je drei gekuppelte Schallöffnungen, in der Nord- und Südseite je zwei gekuppelte Schallöffnungen; jeweils darüber befinden sich Rundbogenblenden. Das Dach schließt mit Kugel und Windfahne ab.

Dächer: Das Schiff besitzt ein Satteldach, das auf der Nordseite mit Dachsteinen in Form von Falzziegeln eingedeckt ist, auf der Südseite mit Biberschwanzziegeln. Der Turm besitzt ein steiles Satteldach mit großen Dachgauben auf der Ost- und Westseite. Zentral auf dem Dachfirst befindet sich ein kleiner Dachreiter mit durchbrochener Laterne und Schweifhaube.

Innenausstattung: Wir haben das Innere der Kirche noch nicht gesehen.

Außenbereich: Im Außenbereich der Kirche fanden wir nichts Erwähnenswertes. Der Ostgiebel ist als Blendgiebel ausgebildet.

Baugeschichte: Die Kirche in Baitz hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Rechnet man eine erste Holzkirche als Vorgängerbau mit ein, ist der heutige Bau mindestens der vierte Kirchenbau in Baitz. Allerdings wurden bei den Steinbauten die Reste der jeweiligen Vorgängerkirche wiederverwendet, so dass sich selbst im heutigen Bau noch geringe Reste des ersten Steinbaus erhalten haben. Der Baubeginn könnte aufgrund der Mauerwerksausführung (Lagen von gut gequaderten Feldsteinen) und dem breiten Rundbogenportal auf der Nordseite noch gegen Ende des 12. Jahrhunderts erfolgt sein. Die Kirche erreicht aber mit einer Breite von 9,80 m nicht die Breite der "großen" und mutmaßlich auch sehr alten Dorfkirchen im Fläming (vgl. Buckau, Görzke, Mörz, Reetz).
Der ursprüngliche (steinerne) Kirchenbau war eine dreiteilige Kirche mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis. Die Gesamtlänge dürfte etwa der Länge des heutigen Rechteckbaues entsprochen haben. Das jetzt zugesetzte Gemeindeportal in der Nordwand besitzt einen relativ breiten Rundbogen, der auch bei anderen (frühen) Kirchen in der Flämingregion beobachtet werden kann (z.B. Leitzkau, Loburg u.a.). Die Schiffslänge lässt auf drei Fenster auf Nord- und Südseite schließen. Dies lagen in etwa an der Position der heutigen Fenster. Pfannenstiel (1996) rekonstruiert das Schiff mit je vier ursprünglichen Fenstern auf Nord- und Südseite. Der Chor dürfte je zwei Fenster auf der Nord- und Südseite gehabt haben. In der Apsis sind die üblichen drei Fenster zu vermuten.
Während der Kirchenvisitationen des Amtes Belzig-Rabenstein im Jahre 1530 gab es keine (intakte) Kirche in Baitz mehr. Sie muß also vor 1530 zerstört worden sein. Die Visitatoren bestimmten: "Sollen der wegen die bede Dorfschaften Schuanebeck und Boytz die pfarr zu Boytz erbauen" (Lohre, 2001). Die lagige Mauerwerksausführung mit gespaltenen Feldsteinen im östlichen Teil der Nordseite deutet auf eine Verlängerung bzw. Verbreiterung des Baues nach Osten in der Spätgotik/Frührenaissance hin, unter Beseitigung des ursprünglich eingezogenen Chors und der Apsis. Auch die wiederverwendeten Ziegel (Höhe 8-9 cm) in den Gewänden der Fenster in der Nordseite stammen wohl ursprünglich von einem spätgotischen/frührenaissancezeitlichen Umbau. Im Jahre 1547 während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde der Ort Baitz bis auf zwei Häuser und die Kirche von durchziehenden spanischen und ungarischen Truppen zerstört ("Anno 1547 haben Hissern u. Spannier diss Dorff bis auf Kirche v. 2 Häuser mit Feuer verbrannt"; nach Lohre, 2001). Diese Katastrophennachricht belegt aber, dass die Kirche inzwischen wieder aufgebaut war.
1636 wurde die Kirche von schwedischen Truppen erneut zerstört. Erst 1661 erfolgte die Wiederherstellung der Kirche. Vermutlich stammt die Kante eines zugesetzten Fensters in der Nordseite (zwischen westlichem Fenster und 2. Fenster von Westen) vom einem Fenster dieses Wiederaufbaus. Nach Lohre (2001) soll dieser Bau einen im Westteil auf das Dach aufgesetzten Fachwerkturm mit massiver Westwand gehabt haben.
Im Gewände des zweiten Fensters von Westen (Nordseite) fanden sich wiederverwendete Ziegel mit dem Format 27,5-28 x 13,5 x 7 cm. Es handelt sich um ein barockes Format, wie es vor allem im 18. Jahrhundert Verwendung fand. Möglicherweise lassen sich in alten Urkunden noch Hinweise auf diese Baumaßnahmen finden. 1913 wurde die Kirche umfassend umgestaltet. Der Westturm wurde verändert, der östliche Blendgiebel wurde errichtet. Auch die höheren Anteile der Nordwand sowie die gesamte Südwand stammen aus dieser Zeit bzw. wurde hier die Blendquaderschale erneuert. Dieser Umbau hat die früheren Baumaßnahmen fast unkenntlich gemacht.
1991 wurde die Kirche erneut umfassend saniert.

Vergleiche: Der ursprüngliche Bau der Dorfkirche Baitz (Schiff: 12,60 m lang, 9,80 m breit) hatte wahrscheinlich sehr ähnliche Maße und Proportionen wie die Dorfkirche Preußnitz. Die Ostverlängerung (9,20 m) dürfte in etwa der kombinierten Länge von Chor und Apsis entsprochen haben. Die Maße der Dorfkirche Preußnitz sind:
Schiff 12,55 m lang, 9,60 m breit
Chor 6,50 m lang, 7,10 m breit
Apsisauswölbung rd. 2,2 m
was eine kombinierte Länge von Chor und Apsis von 8,70 m ergibt. Damit stimmen die Maße der beiden Kirchen bis auf wenige Zehnerzentimeter überein.

Bemerkungen: Die heutige Kirche in Baitz kann schwerlich noch als mittelalterlicher Bau bezeichnet werden. Allerdings sind die Reste des mittelalterlichen Baus noch so gut zu erkennen, dass sogar eine Rekonstruktion gewagt werden kann (siehe oben) und die Kirche daher unter den mittelalterlichen Kirchen aufgeführt ist.

Information und Dank: -

Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.26, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.8-10, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.13, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.122, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.43, Lohre (2001), Erstes Gotteshaus in Baitz stammt aus dem 13. Jahrhundert - Schweden zerstörten Kirche. Maerkische Allgemeine, v. 24.11.2001 (Online-Archiv).

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Baitz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Stattlicher rck. Putzbau mit WQuerturm, 1913; in der n´ Schiffswand Mauerreste und Rundbogenportal des spätrom. Vorgängerbaues erh. Ausstattung 1913. Eisenbeschlagener, truhenförmiger Opferstock, spätma.

Dehio/Brandenburg: Baitz Lkr. Potsdam-Mittelmark Karte 5 Ev. Dorfkirche. Stattlicher rechteckiger Putzbau mit schmalerem Westquerturm, 1913 unter Einbeziehung von Resten eines spätromanischen Vorgängers (Feldsteinmauerreste und Rundbogenportal auf der Nordseite) errichtet; saniert 1991. Vorwiegend neuromanische Schmuckformen, teilweise geometrisierend umgedeutet. Bauzeitliche Ausstattung und Polychromierung; Anlehnung an barocke Formen.- Eisenbeschlagener, truhenförmiger Opferstock, 16./17.Jh.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Baitz Dorfkirche Putzbau mit Westturm 1913, die Nordwand mit Feldsteinresten eines spätromanischen Vorgängers. Einrichtung und Ausmalung neubarock um 1913. Kastentruhe mit Beschlag, wohl 17. Jh. Altarkruzifix, Messing auf Holz, 1702. Kelch mit Patene, Zinn, 1809. Walzenkrug, Zinn, 1764. Taufkanne, Zinn, 1713.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Putzbau mit WTurm von 1913, die NWand auf Feldsteinresten eines spätromanischen Vorgängers.

Aufnahme der Kirche: Mai 2002

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Baitz (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2004