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"Und meinen Leuten gilt's als gutes Gold?
Dem Heer, dem Hofe genügt's zu vollem Sold?
So sehr mich's wundert, muß ich's gelten lassen!"
(Faust 2. Teil)
Die Tiroler Gemeinde Wörgl; die bis dahin ein recht stilles und
bescheide-
nes Dasein führte, macht seit einigen Monaten viel von sich reden,
selbst
im Ausland, in der Schweiz und vor allem in Amerika, wo der Name
Wörgls, wie man mir sagte, bald bekannter sein wird, wie derjenige
Spenglers, und wo der Begriff Wörgl ein währungspolitisches
Programm
umschließt. Diesen Ruhm verdankt Wörgl seinem tüchtigen
Bürgermei-
ster Michael Unterguggenberger, einem langjährigen Anhänger
der Silvio
Gesellschen Freigeldlehre. Im Dezember 1931 war Unterguggenberger
durch das Los das Amt des Bürgermeisters zugefallen und er damit
in die
Lage versetzt, längst gehegte und gut durchdachte währungspolitische
Pläne im Rahmen seines kleinen Machtbereiches durchzuführen.
Wörgl ist eine der wenigen Tiroler Gemeinden, die früher
zu einem gu-
ten Teil von industriellen Betrieben gelebt hat. (Zement- und Zellulose-
Fabriken, die heute stillstehen.) Die Zahl der Arbeitslosen der über
4.000
Menschen umfassenden Gemeinde war im Frühjahr 1932 auf etwa 350
(mit Einbeziehung der näheren Umgebung auf 1.500) gestiegen. Die
Steuereingänge waren erheblich zurückgegangen, z. B. der
Ertragsanteil
an Bundessteuern von 63.000 Schilling im Jahre 1928 auf 43.800 Schilling
im Jahre 1932, und der Anteil an den Landessteuern von 47.700 Schilling
im Jahre 1928 auf 17.100 Schilling im Jahre 1932. Die Sparkasse der
Stadt
Innsbruck, welcher die Gemeinde den enormen Betrag von 1.290.000
Schilling schuldet, hatte im Juli 1931 den Zinsfuß von 7 Prozent
auf 10 Pro-
zent erhöht, die Gemeindekasse war im Frühjahr 1932 leer,
und die Raif-
feisenkasse von Wörgl war fast immobil geworden, da fast alle
ihre Gutha-
ben, auch solche der Gemeinde, eingefroren waren. Dringende Arbeiten,
Straßenverbesserungen usw, duldeten keinen längeren Aufschub.
In dieser Notlage entschloß sich der Gemeinderat auf Antrag seines
Bürgermeisters zu einem Versuch mit der Ausgabe von Schwundgeld.
Äußere Gestalt und Rechtsgestalt des Schwundgeldes
Die Gemeinde ließ Anfang Juli 1932 im Nennwert von 32.000 Schilling
Pa-
piernoten drucken, die Arbeitsscheine genannt werden. Die Noten sind
numeriert, es gibt Scheine zu einem, zu fünf und zu zehn Schilling.
Sie er-
halten erst Gültigkeit, wenn sie mit einem Kontrollprägestempel
des Bür-
germeisteramtes versehen sind: Diese Noten entwerten sich pro Monat
um den Betrag von 1 Prozent ihres Nennwertes. (Notabgabe) Um diese
Entwertung zu verhindern, muß der jeweilige Besitzer des Papierscheines
am letzten des Monats eine Marke in der Höhe des Schwundes auf
die No-
te, in ein vorgedrucktes Feld, aufkleben. Diese Marken sind bei der
Ge-
meindekasse käuflich zu erwerben. Der Schwund - die Notabgabe
-
beträgt also jährlich 12 Prozent, mehr als das Doppelte von
dem, was Sil-
vio Gesell seinerzeit vorgeschlagen hat. Zu Ende jedes Jahres müssen
die
Scheine gegen neue umgetauscht werden. Der Umtausch erfolgt ohne Ab-
zug, sofern der alte Schein durch die erforderliche Anzahl von Marken
voll aufgewertet ist. Die Gemeinde wechselt auch jederzeit die Arbeits-
scheine in normale Schillinge um, jedoch gegen einen Abzug von 2 Pro-
zent. (1)
Deckung
Um zu dieser Umwechslung jederzeit befähigt zu sein, um also eine
Art
Deckung für dieses Notgeld zu schaffen, sind die Treuhänder
der Nothilfe-
aktion (zu ihnen gehört der Ortspfarrer der Gemeinde) dafür
besorgt,
daß, entsprechend der Ausgabe von Schwundgeld, der gleiche Betrag
in
Noten der Nationalbank auf ein Separatkonto bei der Raiffeisenkasse
überwiesen wird. Wie mir vom Direktor dieser Kasse mitgeteilt
wurde, ist
dieses Geld in der Form von Sichtwechseln an solide Grossisten zum
Zins-
fuß von 6 Prozent weiterverliehen worden. Diese 6 Prozent fließen
in toto
der Gemeindekasse zu, da die Ortssparkasse für alle ihre Arbeit
keinen
Entgelt verlangt, weil es sich um ein Unternehmen gemeinnütziger
Art
handelt.
Kreislauf
Das Schwundgeld wurde dadurch in Umlauf gebracht, daß die Gemeinde
ihren Angestellten und Arbeitern die Gehälter und Löhne,
anfangs zu 50
Prozent, später zu 75 Prozent in Notgeld ausbezahlte. Die Empfänger
hat-
ten sich mit dieser Zahlungsweise freiwillig einverstanden erklärt.
Die er-
ste Ausschüttung im Betrag von 1.800 Schilling erfolgte Mitte
Juli 1932,
die monatliche Lohnsumme, soweit sie in Schwundgeld bezahlt wurde,
stieg später auf gegen 3.000 Schilling. Da die Scheine immer sehr
rasch
zur Gemeindekasse zurückkehrten, war es nicht nötig, mehr
als 12.000
Schilling Notgeld im ganzen auszugeben und dementsprechend brauchte
man auch nur 12.000 normale Schillinge der Raiffeisenkasse zu überwei-
sen.
Sämtliche Geschäfte in Wörgl nehmen das Notgeld als
Zahlungsmittel
zum Nennwert entgegen und die Papierscheine kehren in Form von Ab-
gaben und Steuern an die Gemeindekasse zurück. Von den zur Ausgabe
gelangten 12.000 Schilling Notgeld sind allerdings schätzungsweise
heute
nur noch ungefähr 2 Drittel im Umlauf; der Rest ist verschwunden,
als
Andenken und Sammlungsobjekt von Liebhabern mitgenommen wor-
den. Daß sich solche großen Beträge von Schwundgeld
auf diesem Weg
verflüchtigen, widerspricht zwar ganz der theoretischen Absicht,
die auf
beschleunigten Umlauf und nicht auf Hortung ausgeht; dennoch sieht
die
Gemeinde diesen Schwund nicht ungern, weil er ja natürlich - da
diese
mitgenommenen Noten nie mehr zur Umwechslung vorgelegt werden-
einen Reingewinn für sie darstellt. (Siehe Grafik.)
Ergebnisse
Über die praktischen Ergebnisse des Versuches konnte ich Anfang
April
dieses Jahres folgendes in Erfahrung bringen:
Das Notgeld wird in Wörgl, wie gesagt, in allen Geschäften
gleicher
Weise wie gutes Geld angenommen. Die Kaufleute sind allerdings nicht
sehr erbaut, daß ihnen ein kleiner Verlust von 1 Prozent am Ende
des Mo-
nats, wenn sie das Geld nicht weitergeben können, droht, oder
von 2 Pro-
zent, wenn sie es umwechseln müssen. Sie nehmen das gewöhnliche
Geld
lieber, aber die meisten sind doch Anhänger des Experiments, weil
sie ei-
ne leichte Steigerung der Umsätze - oder einen geringeren Rückgang,
als zu erwarten war, festzustellen glauben. Ein Lebensmittelhändler
klag-
te, daß der Engros-Händler, von dem er seine Waren bezieht,
sich nur zu
50 Prozent in Schwundgeld zahlen läßt. Dies wurde mir von
dem betref-
fenden Herrn, Kommerzialrat St. , bestätigt, der mir auch erklärte,
daß er
Ende des Monats das Notgeld nur unter Abzug von 1 Prozent annehme,
da das Engros-Geschäft solche Verluste nicht tragen könne.
Obschon das
Notgeld für seine Firma keinen nennenswerten Vorteil bringe, ist
Kom-
merzialrat St. ein Ahänger des Systems, das die Gemeinde vor einer
Kata-
strophe gerettet habe, und das man auf einem größeren Wirtschaftsgebiet,
z. B. im Land Tirol, durchführen sollte, weil erst dann die Befruchtung
der Wirtschaft durch die erhöhte Umlaufsgeschwindigkeit des Schwund-
geldes voll in Erscheinung treten könnte. Ähnlich günstig
äußerte sich ein
Bürstenladenbesitzer H., Mitglied der Tiroler Gewerbe- und Handels-
kammer. Auch er ist überzeugt, daß die Übertragung
des Versuches auf
das ganze Land einen Aufschwung der Wirtschaft bringen würde.
Es ist ja
auch zu sagen, daß diese Schwundgeldsache es fertig gebracht
hat, in dem
über und über politisierten Österreich dem Schicksal
zu entgehen, ein Po-
litikum zu werden. Alle, das Notgeld betreffenden Beschlüsse wurden
im
Gemeinderat jeweils einstimmig, mit Unterstützung aller Parteien,
be-
schlossen.
Von einer Steigerung der Warenpreise war nichts festzustellen, es sei
denn, daß der Milchpreis in einem kleinen Weiler südlich
Wörgls um 2
Groschen niedriger angegeben wurde, was vermutlich mit rein lokalen
Verhältnissen zusammenhängt. In Innsbruck und Kitzbühel
fand ich die-
selben Preise für die wichtigsten Lebensmittel. Eine inflationistische
Wir-
kung im Sinn der Preiserhöhung hat nicht stattgefunden.
Die eigentliche Gewinnträgerin des Versuches ist die Gemeinde.
Als
unmittelbare Mehreinnahme aus dem Schwundgeldsystem ist vor allem zu
erwähnen der Ertrag der 12prozentigen Notabgabe von dem zirkulieren-
den Schwundgeld, die allerdings nicht in Gänze eingeht, weil ein
beträcht-
licher Teil der Scheine jeweils Ende des Monats bei der Gemeinde liegt,
so daß diese selbst auch kleben muß, was sie allerdings
nichts kostet. Der
Monatsertrag aus der Notabgabe beträgt etwa 50 Schilling. Laut
Angabe
des Direktors der Raiffeisenkasse wurde bis Ende März der Betrag
von
34.500 Schilling Notgeld bei der Kasse zur Umwechslung eingereicht,
wo-
bei sich aus dem Abzug von 2 Prozent ein Gewinn von 690 Schilling ergibt.
(In neun Monaten.) Dazu kommt das Zinserträgnis der auf der Raiffei-
senkasse liegenden Deckung, d. h. 6 Prozent von 12.000 Schilling gleich
720 Schilling pro anno. Zählt man diese drei Posten zusammen,
so kömmt
man auf eine jährliche Mehreinnahme von über 2.000 Schilling,
einen Be-
trag, der in dem bescheidenen Haushalt der Gemeinde, wo der Bürger-
meister ein Jahresgehalt von 1.800 Schilling bezieht, schon einigermaßen
mitzählt. Der wesentliche, mehr ins Gewicht fallende mittelbare
Vorteil
des Systems liegt nun aber nach den Angaben des Bürgermeisters
darin,
daß schon im ersten halben Jahre sehr beträchtliche Steuerrückstände,
und zwar zu etwa 90 Prozent in Schwundgeld, an die Gemeinde abgelie-
fert wurden. Die jährlichen Einnahmerückstände, die
vom Jahre 1926 bis
Ende 1931 von 26.000 Schilling auf 118.000 Schilling gestiegen seien,
hät-
ten sich im Jahre 1932 erheblich vermindert, indem 79.000 Schilling
davon
eingingen. Für diese natürlich sehr wichtige Aufgabe, die
auch in einer
kürzlich von Hans Burgstaller, dem Redakteur des Wörgler
Anzeigers her-
ausgegebenen Schrift: "Die Rettung Österreichs, das Wörgler
Beispiel"
Erwähnung findet, konnte ich allerdings bei der Tiroler Landesregierung,
wo mir der zuständige Referent, Hofrat Dr. B., liebenswürdigste
Aus-
kunft erteilte, keine volle Bestätigung erlangen.
Der betreffende Beamte kommt auf Grund der ihm zur Verfügung ste-
henden Akten zum Schlusse, daß in Wörgl die Eingänge
aus den selbstän-
digen Gemeindesteuern vom Jahre 1931 auf 1932 eine auffällige
Steige-
rung erfahren haben. So stieg der Ertrag aus der Vergnügungs-,
Ankündi-
gungs- und Hundesteuer von 5.300 auf 5.900 Schilling, derjenige aus
den
Zuschlägen zur Grundsteuer von 16.500 auf 28.570 Schilling, der
Zuschlä-
ge zur Gebäudesteuer von 14.170 auf 23.560 Schilling, dies sind
Mehrlei-
stungen, die sich nur aus dem Eingang von Rückständen erklären
lassen,
im Ausmaß aber hinter den Angaben des Bürgermeisters zurückbleiben.
Im gleichen Zeitraum sanken die Ertragsanteile der Bundessteuern von
57.000 auf 43.800 und diejenigen aus den Landessteuern von 31.900 auf
17.100 Schilling. Eine Steigerung der Steuerleistungen zugunsten der
Ge-
meinde hat demnach unzweifelhaft stattgefunden, über das strittige
Aus-
maß derselben könnte meines Erachtens nur dadurch entschieden
wer-
den, daß ein unparteiischer Buchsachverständiger die gesamte
Rech-
nungsführung der Gemeinde einer kritischen Nachprüfung unterzöge.
Unterguggenberger gibt an, daß nicht nur die rückständigen
Steuern ein-
gingen, sondern daß auch die neu fällig werdenden Steuerbeträge
rasch
bezahlt würden, ja, daß es vorkomme, daß Steuern im
voraus entrichtet
würden. Die Steuerfreudigkeit der Wörgler Bürger erklärt
sich meines
Erachtens sehr einfach daraus, daß der Kaufmann, der eine größere
Sum-
me von Schwundgeld am Ende des Monats in seiner Kasse liegen hat, die-
ses Geld am leichtesten, und ohne Verlust, los wird, wenn er seine
Ver-
pflichtungen an die Gemeinde erfüllt. Es hat eine Umstellung in
der Be-
wertung dieser Verpflichtungen stattgefunden. Kam die Zahlung der Steu-
er sonst an letzter Stelle, so rückte sie nun in den ersten Rang.
Es wäre des-
halb wichtig, zu untersuchen, ob nicht den gesteigerten Steuerleistungen
eine zunehmende, anderweitige Verschuldung der Gewerbetreibenden
parallel ging, z. B. eine Verschuldung bei den Lieferanten in Innsbruck
und Wien. Hierüber fehlen mir Angaben. Ich konnte lediglich auf
der
Raiffeisenkasse vernehmen, daß die Spareinlagen nach einem vorüberge-
henden Zuwachs im August 1932 sich ungefähr gleichgehalten haben
wie
früher, was bei dem allgemeinen Rückgang der Wirtschaftslage
wohl
schon ein Aktivum darstellt. Wichtig ist, daß die Raiffeisenkasse
Notgeld
ohne Abzug auf Sparbüchlein entgegenimmt, wenn der Einleger sich
be-
reit erklärt, mit einer späteren Rückzahlung in Schwundgeld
einverstan-
den zu sein.
Die produktive Arbeitslosenfürsorge
Dank dieser erwähnten, aus verschiedenen Quellen der Gemeinde zuflie-
ßenden Geldmittel, dank auch von Zuschüssen aus der produktiven
Ar-
beitslosenfürsorge und eines Notstandskredites des Landes Tirol
von
12.000 Schilling, war es nun der Gemeinde möglich, ein recht großzügiges
Arbeitsbeschaffungsprogramm zur Ausführung zu bringen. Es wurden
in
den wichtigsten Straßen der Gemeinde Kanalisationsarbeiten durchge-
führt, die Straßen selbst wurden verbessert und größtenteils
asphaltiert.
Die Bahnhofstraße erhielt eine moderne Beleuchtung. In günstigstem
Gelände, im Süden der Gemeinde, wurde eine Skisprungschanze
errich-
tet, auf der bereits im Januar 1933 ein gut besuchtes Wettspringen
statt-
fand, wobei Sprünge bis gegen 60 Meter erzielt wurden. Die Gemeinde-
mühle erhielt ein neues Waschhaus und ein Holzhaus, auch wurde
eine
neue Notstandsküche eingerichtet. Die Gesamtausgaben für
all diese
Notstandsarbeiten sollen sich auf etwa 100.000 Schilling belaufen.
Die
Lohnzahlungen für diese Arbeiten erfolgten ausschließlich
in Arbeits-
wertscheinen. Daß all diese Arbeiten, abgesehen von der Beschäftigung
der Arbeitslosen, für die Gemeinde dauernde Werte schufen, ist
nicht zu
bestreiten. Besondere Bedeutung hat die Asphaltierung der Hauptstraße,
die früher wegen ihres unzulänglichen Zustandes allgemein
bekannt und
gefürchtet gewesen sei. Eine Inschrift an einem Haus in Wörgl
erinnert
noch heute drastisch an diese früheren Verhältnisse, sie
lautet: "Das größ-
te aller Laster, ist, Wörgl, dein Straßenpflaster!" Durch
die Beseitigung
dieses "Lasters" soll der Zustrom von Fremden merklich gestiegen sein.
(2)
Nach der Meinung des Bürgermeisters hat aber nicht nur die Gemein-
dekasse von dem Schwundgeld profitiert, sondern das raschere Kreisen
des Wörgler Geldes habe die gesamte Wirtschaft belebt, und habe
wie ein
Lösungsmittel auf alle möglichen eingefrorenen Schuldverhältnisse
ge-
wirkt, überall Brot und Arbeit schaffend. Diese Überzeugung
scheint in
Wörgl weit verbreitet zu sein.
Begleichung der Gemeindeschulden
Etwas weniger glanzvoll freilich steht Wörgl da, wenn man fragt,
wie die
Gemeinde ihren Schuldverpflichtungen gegenüber der Sparkasse in
Inns-
bruck nachkomme, von der sie, wie erwähnt, in früheren Perioden
Darle-
hen in ungeheurem Ausmaß von 1.290.000 Schilling erhielt, die
heute mit
9 Prozent verzinst werden sollten. Obschon die Sparkasse einen gewissen
Nachlaß auf die schon Ende 1931 50.000 Schilling betragenden
Zinsrück-
stände gewährte, war Wörgl nicht in der Lage, die Zinsleistungen
in bar
abzuführen. Der gewandte Bürgermeister inaugurierte eine
etwas eigen-
tümliche Art der Bezahlung. Er trat nämlich an die Sparkasse
diverse For-
derungen der Gemeinde ab, vor allem eine Forderung von 50.000 Schil-
ling an das Land Tirol aus dem Jahre 1927, die die Gemeinde aus einer
Lei-
stung von Straßenbauten vom Lande und einigen Nachbargemeinden
zu-
gute habe und die mit Einrechnung der Verzugszinsen heute einen Wert
von 70.000 Schilling darstelle. Ferner wurde ein der Gemeinde gehören-
des Einlagebuch der Wörgler Raiffeisenkasse im Betrag von 37.000
Schil-
ling, ein praktisch fest eingefrorenes Guthaben, der Sparkasse überwie-
sen. Ob diese von diesem Zahlungsmodus sehr erbaut ist, weiß
ich nicht;
erscheint fraglich. Unterguggenberger ist allerdings der Meinung (in
Kon-
sequenz seiner Freigeldüberzeugung), daß diese "Zinsknechtschaft"
von
9 und 10 Prozent eine Ungeheuerlichkeit darstelle; die auf die Länge
in
keiner Weise aufrechtgehalten werden könne, ja sogar rückwirkend
her-
abgesetzt werden müsse. Ein Zinsfuß von 5 Prozent wäre
tragbar. Er
glaubt es deshalb verantworten zu können, die vorhandenen Mittel
für
Neuinvestitionen auszugeben.
Äußere Widerstände und Kritik der Landesregierung
Trotz der Beliebtheit des Notgeldes in Wörgl selbst sind dem Versuch
er-
hebliche Schwierigkeiten erwachsen. Einerseits von seiten der Leitung
der sozialdemokratischen Partei in Tirol, der Unterguggenberger seit
Jah-
ren angehört, obgleich er, wie er immer betonte, kein Marxist
ist. Die so-
zialistischen Parteiführer wollen in Tirol, wie überall,
von der Freigeldleh-
re nichts wissen, und haben den Bürgermeister oft gedrängt,
von dieser
fragwürdigen, im Parteiprogramm nicht vorgesehenen Schwundgeldsa-
che abzustehen. Unterguggenberger läßt sich aber nichts
vorschreiben.
Sehr viel ernsthafter ist der Widerstand, den die österreichische
National-
bank dem Notgeld von allem Anfang an entgegensetzte. Sie sieht in der
Herausgabe dieses Papiergeldes durch die Gemeinde eine Verletzung ih-
res Notenprivilegs, und hat sogleich auf ein Verbot des Wörgler
Geldes ge-
drängt. Dank verschiedener Eingaben und Rekurse an die Tiroler
Landes-
regierung ist es dem Gemeinderat geglückt, die Durchführung
des Verbo-
tes aufzuhalten. (3) Juristisch gesehen ist die Nationalbank wohl im
Recht,
sofern man die Wörgler Scheine als Geld betrachtet, obschon kein
Gläubi-
ger sich durch Zahlung in Schwundgeld als befriedigt erklären
muß. Ob es
freilich notwendig und klug ist, dieses Experiment zu unterbinden,
ist ei-
ne andere Frage. Sie wird vom zuständigen Referenten in der Landesre-
gierung in Innsbruck, Hofrat Dr. B., einem theoretischen Gegner der
Freigeldlehre, eher verneint. Er kennzeichnet die Schwundscheine als
ei-
ne Art unverzinsliche Schuldverschreibungen der Gemeinde, die einer
verkappten 12prozentigen Umsatzsteuer unterworfen sind. Er sieht, wie
er das auch in einem Gutachten zu Händen der Regierung näher
ausführ-
te, in dem Versuch der Wörgler Selbsthilfe ein schönes Zeichen
des wieder-
erwachsenden Gemeinsinns und anerkennt die günstigen Wirkungen.
Sei-
ne Kritik richtet sich gegen die Deckung, die ungenügend sei.
Das Depot
der 12.000 Schilling sollte nach seiner Meinung der schon zu drei Vierteln
eingefrorenen Raiffeisenkasse entzogen werden, da es Gefahr laufe,
dort
immobil zu werden, womit dann die Deckung dahinfiele. Diese sollte
bei
einer Bank in Insbruck, oder bei der Nationalbank selbst angelegt wer-
den, und zwar auf ein Sperrkonto, wo es nicht wieder ausgeliehen werden
dürfte, und somit auch keine Zinsen einbrächte, so daß
keine Vermehrung
der Zahlungsmittel stattfände und jede Inflationswirkung ausgeschlossen
wäre. Falls Wörgl mit dieser Änderung einverstanden
wäre, könnte er kei-
nen zwingenden Grund für die Aufrechterhaltung des Verbotes sehen.
Je-
denfalls sei das Wörgler Notgeld eine ungleich harmlosere Sache
als die
Kreditexpansion zahlreicher anderer Institute, die keineswegs eine
so ri-
gorose Behandlung durch die Behörden gefunden hätten, wie
man sie der
Aktion der Gemeinde Wörgl unter Hinweis auf den Buchstaben des
No-
tenbankstatutes zuteil werden ließ. (4)
Weitere Erfolge
Ein Umstand, der vermutlich die Nationalbank zu schärferem Vorgehen
veranlaßt, ist das Umsichgreifen des Experiments. Am 1. Januar
hat die
Nachbargemeinde Kirchbichel, eine ebenfalls stark industrielle Gemein-
de von 3.000 Einwohnern, ihrerseits Schwundgeld ganz nach dem Wörg-
ler Muster im Betrag von vorläufig 3.000 Schilling in Umlauf gebracht.
Die Scheine der beiden Gemeinden gelten beiderorts. Vier weitere Tiro-
ler Gemeinden, Hopfengarten-Markt und -Land, Brixen und Westen-
dorf, Ortschaften mit zusammen etwa 16.000 Einwohnern, haben eben-
falls grundsätzlich die Ausgabe von Schwundgeld beschlossen, wollen
aber noch abwarten, wie sich der Konflikt zwischen Wörgl und der
Natio-
nalbank erledigt.
Wörgl ist inzwischen zu einem Mekka aller Freigeldler geworden,
aus
den andern Teilen Österreichs und vor allem aus der Schweiz pilgern
sie
hin, um die erste, wenigstens teilweise, Verwirklichung ihrer Doktrin
sich
anzusehen. ** Ein Riesenbriefwechsel, Anfragen aus aller Welt, sammelt
sich auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters, der weder französisch
noch
englisch versteht, und einen besonderen Übersetzungsdienst einrichten
mußte. Besonders starkes Interesse zeigt der bekannte amerikanische
Na-
tionalökonom, Irving Fisher, der einen in Genf weilenden Mitarbeiter
in
spezieller Mission nach Wörgl sandte. Als ich Anfang April dort
war, traf
ich ebenfalls auf eine Dozentin der Nationalökonomie der Yale
Univer-
sity, mit der ich zusammen von Geschäft zu Geschäft zog.
Aber auch die
Vertreter der okkulten Wissenschaften, die Astrologen, interessieren
sich
für Wörgl; sie erkundigten sich nach dem genauen Geburtsdatum
des Bür-
germeisters, das auf den 15. August 1884 fällt, und stellten ihm
ein Horos-
kop, das dem - natürlich - im Zeichen des Löwen Geborenen
sehr viel,
durch zähe Energie zu erkämpfenden Erfolg verspreche, und
infolge ei-
ner besonderen Konstellation des Neptuns auf eine Berufung zur Über-
windung des Metallismus (Goldwährung) hinweise. - Unterguggenber-
ger steht diesen Eröffnungen recht skeptisch gegenüber.
Schlußfolgerungen
Daß dieser Zustrom von Wißbegierigen sich für Wörgl
auch wirtschaftlich
günstig auswirkt, ist selbstverständlich. Ebenso wichtig
aber scheint mir
ein rein psychologisches Moment: Der Wörgler Bürger ist sich
bewußt,
daß in seiner Gemeinde etwas gegen die Krise geschieht, daß
man nicht
einfach resigniert oder Hilfe vom Staat erwartet, (der Staat erscheint
hier eher in Gestalt der Nationalbank als der Störenfried), ja
daß der
Wörgler Versuch in der Welt Beachtung gefunden hat, und daß
sehr ernst-
hafte Gelehrte ihm grundsätzlich zustimmen. Dies alles gibt dem
Wörgler
Bürger ein moralisches Plus. Es ist dies ein irrationales Moment,
das in ei-
ner Wirtschaftsrechnung unmittelbar nicht aufscheint, daß zu
übersehen
auch vom Standpunkt der Ökonomie dennoch ein Fehler wäre.
Ein objektives Urteil muß also zugeben, daß der Versuch
für die Ge-
meinde Wörgl von Vorteil gewesen ist. Wer sind die Leidtragenden?
Es liegt
nahe zu sagen, es komme einfach darauf hinaus, daß die Arbeiter
und An-
gestellten und vor allem die Gewerbetreibenden, eine Summe von klei-
nen Verlusten freiwillig trügen, die dann als Gewinn bei der Gemeinde-
kasse aufscheinen. Diese Betrachtung wäre aber einseitig. Sie
übersieht,
daß die Gemeinde nicht bloß aus einigen Funktionären
besteht, sondern
aus der Gesamheit aller Bürger, und daß ein Zusammenbruch
der Ge-
meinde alle mitreißt. Es ist deshalb sehr wohl möglich,
daß sich die klei-
nen Opfer, die da gebracht werden müssen, auch rein wirtschaftlich
durch-
aus rechtfertigen. Man denke an die früher besprochenen fruchtbaren
An-
lagen, besonders daran, daß die Asphaltierung der Hauptstraße
ohne das
Schwundgeld nicht möglich gewesen sein soll, und setze dann die
mannig-
fachen Vorteile ein, die aus diesen Verbesserungen für alle Bürger,
vor al-
lem aber für die an der Hauptstraße gelegenen Geschäfte
sich ergeben.
Daß die allerdings recht bedrückenden Schulden an die Sparkasse
in
Innsbruck rascher oder einwandfreier ohne das Schwundgeld abbezahlt
worden wären, erscheint als äußerst unwahrscheinlich.
Eine wenigstens
teilweise Verwertung der dank des Schwundgeldes einfließenden
Mehr-
einnahmen der Gemeinde, besonders der Steuerrückstände, zur
Beglei-
chung der Sparkassenschulden - wofür gewiß manches spräche
- sei
unmöglich gewesen, weil dies dem ganzen Sinn der Nothilfeaktion
wider-
sprochen hätte. Was an Notgeld einging, mußte wiederum unmittelbar
in
den Dienst der Fürsorge und der Arbeitsbeschaffung gestellt werden.
An-
dererseits konnten die Gewerbetreibenden ihre Steuerschulden vermut-
lich vor allem deshalb entrichten, weil dank der 100.000 Schilling,
die für
Neuinvestitionen ausgegeben wurden, sich ihre wirtschaftliche Lage
ge-
bessert hatte. Zu beanstanden ist natürlich die enorme Verschuldung
der
Gemeinde an sich, die auf Sünden frührer Zeiten zurückgeht
und sich lei-
der bei österreichischen Gemeinden vielfach findet. Neben Wörgl
sollen
auch andere industrielle Tiroler Gemeinden, die unter der Wirtschaftskri-
se noch mehr leiden, wie die auf Landwirtschaft eingestellten Gemeinwe-
sen, mit der Verzinsung ihrer Darlehen in Rückstand stehen.
Eine Vermehrung der Zahlungsmittel hat zweifellos stattgefunden.
Nach der herrschenden Geldlehre müßte sich daraus eine inflationistische
Wirkung ergeben, unabhängig davon, ob die zusätzlichen Kredite
für
wirtschaftlich zweckmäßige oder unzweckmäßige
Unternehmungen ver
wendet wurden, eine Auffassung, die bekanntlich sehr umstritten ist.
Ei-
ne Steigerung der Preise in Wörgl ist nun aber nicht festzustellen.
Daß die
gemachten Neuinvestitionen wirtschaftlich zweckmäßig waren,
wird
man geneigt sein zu bejahen, wenn auch ein endgültiges Urteil
hierüber
erst in einem Zeitpunkt möglich sein wird, wo sich rückblickend
die Ren-
tabilität der Anlagen wird errechnen oder wenigstens schätzen
lassen.
Und den Theoretikern, die jede Vermehrung der Zahlungsmittel verwer-
fen, wäre zu sagen, daß der Wörgler Versuch weitergehen
könnte, auch
wenn den Vorschlägen des Innsbrucker Referenten auf Stillegung
der
Deckung Folge geleistet würde. Es wäre deshalb durchaus möglich,
daß
auch eine genaueste Analyse (die besonders noch die Frage der auswärti-
gen Verschuldung der Geschäftsleute zu prüfen hätte)
zum Schlusse kä-
me, daß es Leidtragende in Wörgl nicht gibt. Es wäre
dann das Wunder ge-
schehen, daß wirtschaftliche Werte aus Nichts entstanden wären.
Das
scheint unmöglich, allerdings nur, sofern man einen guten Gedanken,
ei-
ne gute Organisation und tätigen Gemeinschaftssinn als ein wirtschaftli-
ches Nichts betrachtet, eine Auffassung, die vielleicht doch nicht
als der
Weisheit letzter Schluß zu gelten hat.
Mit Schlußfolgerungen aus dem Verlauf des Wörgler Versuchs
auf den
Wert der Freigeldlehre in ihrer Gesamtheit ist freilich Vorsicht am
Platz.
Wörgl arbeitet heute mit zwei Geldsystemen, von denen das eine,
das
Schwundgeld, durch den amtlichen Schilling und somit letzten Endes
durch den freilich ebenfalls schwindenden Goldschatz der Nationalbank
gedeckt ist. Wie sich die Dinge gestalten würden, wenn eine Gemein-
schaft ausschließlich Schwundgeld zirkulieren ließe, darüber
kann meines
Erachtens der Wörgler Versuch keine bindende Auskunft geben.
Nach der universalistischen Lehre ist das Geld nach seinem Stufenwert
zu unterscheiden. Der höchsten Stufe entsprächen die Banknoten
der Na-
tionalbanken, der volkswirtschaftlichen Stufe die Wechsel, Schecks,
Bu-
chungen großer Bankhäuser und Firmen. Die Wörgler Arbeitsscheine
stellen dagegen eine Geldschöpfung auf der Stufe der Gemeinde
dar, wel-
che unter der Bürgschaft des Geldes höherer und höchster
Stufe (Bankno-
ten) stehen, und der ganze Versuch leistet den Nachweis, daß
eine solche
Geldschöpfung für den rein lokalen Umkreis in außerordentlichen
Ver-
hältnissen nennenswerte Vorteile haben kann.
(Abgeschlossen Anfang Mai 1933)
Anmerkungen des Verfassers
(1) Die Rückseite der Noten ist mit folgender Inschrift versehen:
An Alle! Langsam um-
laufendes Geld hat die Welt in eine unerhörte Wirtschaftskrise
und Millionen schaffender
Menschen in unsägliche Not gestürzt. Der Untergang der Welt
hat (rein wirtschaftlich gese-
hen) seinen furchtbaren Anfang genommen. - Es ist Zeit durch klares
Erkennen und ent-
schlossenes Handeln die abwärtsrollende Wirtschaftsmaschine zu
retten, damit die Mensch-
heit nicht in Bruderkriege, Wirrnisse und Auflösung getrieben
werde. Die Menschen leben
vom Austausch ihrer Leistungen. Der langsame Geldumlauf hat den Leistunsaustausch
zum
großen Teil unterbunden und Millionen arbeitsbereiter Menschen
haben dadurch bereits ih-
ren Lebensraum im Wirtschaftsgetriebe verloren. - Der Leistungsaustausch
muß daher
wieder gehoben und der Lebensraum für alle bereits ausgestoßenen
wieder zurückgewon-
nen werden. Diesem Ziel dient der Arbeitsbestätigungsschein der
Marktgemeinde Wörgl:
Er lindert die Not, gibt Arbeit und Brot!
(2) Anfang Januar übergab mir Unterguggenberger folgende Aufzählung
der geleisteten
produktiven Arbeiten: 1. Straßenbau: Bahnhofstraße, Brixentalerstraße,
2 Nebenstraßen =
6.404 qm Ausbau und Asphaltierung; Kirchenplatz, Hauptschuleingang
= 702 qm Ausbau
und Asphaltierung. 2. Kanalisation: Jahnstraße, Brixentaler Straße,
Volksschule, Ge-
meinde, Mühle = 250 Meter in 4 Meter Tiefe verlegt, 350 Meter
in 3 Meter Tiefe verlegt. 3.
Wegbauten, Neubeschotterung von Wegen und Straßen, Walzung: Alte
Straße im Lahntal:
1.200 qm; Wege zu Egerndorf: 2.200 qm; Wege in Winkl: 1.300 qm; Diverse
Straßen: 8.000 qm;
Fußweg, Sebastianquelle, Badl Neuanlage: 800 qm. 4. Gewinnung
und Herstellung von
Schotter: Grundbaustein, weiße Kalksteine, Müllnertal: 541
m³; rote Kalksteine, Winkl: 600
m³; Walzschotter, rote Kalksteine, Winkl: 400 m³; weiße
Kalksteine: 353 m³, Asphaltriesel:
294 m³, Schotter und Sandgrube von Badl-Bachl: 200 m³. 5.
Herstellung von Betonrandstei-
nen: Müllnertal: 1.600 laufende Meter. 6. Herstellung von Kanalisationsrohren:
Müllnertal:
1.600 laufende Meter. 7. Bau der Skisprungschanze: Schanze 3-25 Meter
breite Fahr-
bahn, Waldrodung, 36 Meter lange Anlaufbahn, Sprungweite bis 60 Meter,
Sprungtisch und
Preisrichterbühne: 300 Arbeiterschichten. 8. Rodung der alten
Alleebäume zur Verbreiterung
der Bahnhofzufahrt: 32 Kastanienbäume ausgegraben: 150 Arbeiterschichten;
32 Kasta-
nienbäume in breitem Abstand neu versetzt: 50 Arbeiterschichten.
9. Neuanlage eines Was-
serbeckens im Winkl. 10. Herstellung neuer Einfriedungen. 11. Ausbau
der Gemeindekanz-
leien: Aufwand für Material und Arbeit: 7.500 Schilling. 12. Ausbau
der Notstandsküche: 800
Schilling. 13. Waschhaus und Hölzlage z. Mühle: 600 Schilling.
14. Eine Reihe kleinerer Ar-
beiten: Kircheneingang, Ausgestaltung der Räume für Elektrizitätswerk
usw.: 200 Schilling.
(3) Seit Anfang Mai mußte die weitere Auszahlung von Schwundgeld
auf Befehl der Be-
zirkshauptmannschaft eingestellt werden. Es läuft nun noch ein
Rekurs an den Verwaltungs-
gerichtshof, ohne aufschiebende Wirkung, auf den die Gemeinde ihre
letzte Hoffnung setzt.
(4) Vergleiche auch einen Artikel "Die Wörgler Arbeitsscheine"
in den Innsbrucker Nach-
richten vom 27. April 1932 von "fachmännischer Seite".
Anmerkungen des Herausgebers Klaus Schmitt
* Dieser ungekürzte Nachdruck aus der konservativen Zeitschreift
'Ständisches Leben' 6/
1933 (Hg.: Othmar Spann), S. 306ff., ist der unvoreingenommene Bericht
eines neutralen
Beobachters des Wörgler Schwundgeld-Experiments.
** Wie u. a. der ehemalige französische Ministerpräsident
Daladier. In einer Rede vor
seinen Parteigenossen von der Radikalsozialistischen Partei wendet
er sich gegen die staatli-
che "Planwirtschaft", die er während einer Reise in die Sowjetunion
studiert hatte, und pro-
pagiert statt dessen das Wörgler Schwundgeld. In dieser Rede beruft
er sich auf Turgot, zi-
tiert Proudhon und forderte die Wiederbelebung der Tradition der "Bewegung
von 1789 in
wirtschaftlicher Hinsicht" - offenbar die der klassischen Physiokraten
(Eduard Daladier...
über Wirtschaftsreform und Freigeld, Sonderdruck zu 'Die Freiwirtschaft',
Kitzbühl, Tirol.).
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