"I Mongoli" - Französisch-Italienische Koproduktion, 1960. Regie: André De Toth und Leopoldo Savona. Mit: Jack Palance, Anita Ekberg, Antonella Lualdi u.a. Farbe, ca. 110 min.
Auch dieser Film gehört zu der Kategorie von Filmen, die von J. Williams [1] treffend charakterisiert wurden als Werke, die zwar das Bild der Mongolen in den Massenmedien bestimmen, aber ansonsten wenig zum historischen Verständnis der mongolischen Geschichte beitragen.
Die mongolischen Heerscharen, angeführt von Ogodai, stehen bereits kurz vor Krakau und haben vor, Polen zu erobern. Der Herzog von Böhmen hält mit seinen Getreuen Kriegsrat und überlegt, wie Polen zu retten sei. Sein Feldherr Stephan von Krakau (gespielt von Jack Palance), der als furchtloser Soldat noch nie einen Kampf abgelehnt hat, verweist auf die diplomatische Weitsicht Chinggis Khans und schlägt vor, zwecks Friedensverhandlungen Chinggis Khan aufzusuchen. Auf dem Weg in Chinggis Khans Feldlager in der Nähe von Susdal fällt Stephan dem überaus kriegslüstern und blutgierig dargestellten Ogodai in die Hände, der ihn gefangennimmt, da Chinggis Khan, sein Vater, noch nicht eingetroffen ist. Die durchtriebene Frau Ogodais, im Film mit Namen Oluna (oder Holuna), versucht noch in der ersten Nacht, Stephan zu vergiften. Oluna wird von Anita Ekberg gespielt und ist als wasserstoffblondes, vollbusiges Superweib mit Domina-Attitude bestimmt nicht als prototypische Mongolin anzusehen, auch wenn sie im Film als ehemalige Sklavin dargestellt wird (was als Entschuldigung für ihre blonden Haare ausgelegt werden könnte). Neben der kriegerischen Haupthandlung entspinnt sich noch eine amouröse Nebenhandlung. Stephan findet Gefallen an Amina, der Verlobten (gespielt von Antonella Lualdi) seines Kampfgefährten Igor. Igor wird Stephan später verraten, so daß der Liebe der beiden am Ende kein moralisches Verbot mehr im Wege stehen wird (Igor stirbt wenige Augenblicke nach dem Verrat). Als Chinggis Khan endlich im Feldlager eintrifft, kann er sich sehr zum Leidwesen Ogodais sehr mit Stephan's Idee des Friedens anfreunden. Chinggis Khan hat sogar vor, seinem Sohn [sic!] Temugin ein friedliches Reich zu hinterlassen. Damit Ogodai, der seinen Bruder Temugin [wieder kann man nur anmerken: sic!] nicht leiden kann, doch noch zu seinem geliebten Krieg gegen die Polen kommt, verrät er Stephan, ermordet seinen Heerführer Subudai und verrät zugleich seinen Vater Ching gis Khan, der daraufhin von Oluna erstochen wird. Chinggis Khans Leichnam soll in Susdal verbrannt werden - vorher jedoch begeht Ogodai beim Leichnam seines Vaters Selbstmord, nachdem er von Stephan mit seinem Herr in einen Sumpf gelockt und dort vernichtend geschlagen worden ist. Im Sumpf versinkt übrigens auch Oluna.
Der Umgang mit historischen Fakten ist von Anfang an keine der Stärken dieses Films. Sollte (H)Oluna tatsächlich namentlich von Hoelun entlehnt sein, dann kann Chinggis Khan's Mutter schlecht Ogodais Frau sein. Ebenso frei ist der Umgang mit den anderen Personen der mongolischen Geschichte. Chinggis Khan kann unmöglich sein eigener Sohn Temugin sein. Daß Chinggis Khan von Oluna (oder wem auch immer) bei Susdal erstochen worden sein soll, ist zumindest der konventionellen Geschichtsschreibung nicht zu entnehmen.
Nachdem man sich den ganzen Film angesehen hat, muß man zu dem Schluß kommen, daß es in diesem Film überhaupt nicht um die Darstellung der Mongolen geht. Vielmehr soll der brave abendländische Bürger mit mildem Greuel seinen verdienten Nervenkitzel bekommen (und sich auf die wohlgeordnete Beschaulichkeit seines Lebens besinnen): Da schleifen barbarische berittene Krieger die Marienstatue der örtlichen Kirche durch den Staub, auf den großen Rädern eines Karrens sind lebende Menschen angebunden, die Kirche wird zur gruseligen Folterkammer umfunktioniert, und züchtig-unzüchtige nackte Haut (so bei der Auspeitschung Aminas) ist von hinten zu sehen. Der fleischlische Höhepunkt sind die verruchten Tänze, die die Sklavinnen auf dem Bankett tanzen müssen, sowie die Striemen auf dem Rücken der nackten Oluna, die mit von Ogodai mit der Peitsche gefügig gemacht wird.
Alles in allem ist der Film weder künstlerisch noch historisch ein Ereignis, das man verpassen könnte.
[1] John W. Williams: The Duke as The Khan: American Renditions of Chinggis Khan. Infosystem Mongolei, 1994